Herne. Landwirt Rudi Brendieck wagt ein Experiment: Er baut weißes Stangengemüse auf schwerem Boden unter selbst gebauten Gewächshäusern an. Bereits ab Freitag, 28. März, verkauft er seine Produkte an der Gerther Straße

Die Hitze staut sich im Tunnel, feine Wassertropfen fallen von der Decke. In dem weißen Zelt an der Gerther Straße in Sodingen ist es wie in einer Dampfsauna: „50 Grad haben wir es hier“, sagt Landwirt Rudi Brendieck und zieht seine Weste aus. Zufrieden blickt der Landwirt auf das Feld unter der Folie: 80 Meter lang, 12 Meter breit. Er hat es geschafft, trotz aller Zweifler. „Der erste Spargel“, sagt er. Frisch gestochen, direkt vom Feld, ohne Zwischenstationen. Der Verkauf startet am Freitag.

Boden zwei Jahre lang gezähmt

Es ist eine Premiere, denn professionellen Spargel-Anbau in Herne hat es noch nicht gegeben. Ein Glücksfall mag es für die Fans des lokalen Frühlingsgemüses sein, dass sich Brendieck seinerzeit gegen ein Studium entschied: „Ich wollte lieber den ganzen Tag draußen arbeiten.“ Was das alles mit Spargel zu tun hat? Ganz einfach. Probieren geht über Studieren, das war schon immer die Devise des 47-jährigen Feld-Pächters, der in den vergangenen Jahren auch für leckere Erdbeeren vor Ort verantwortlich war. „Dabei fiel mir auf, dass sich der Boden auf den Feldern sehr schnell erwärmte“, sagt er. Und genau das sei der ausschlaggebende Punkt gewesen. Unter normalen Umständen wachse das edle Gemüse auf sandigem und nicht auf schwerem Boden, wie es auf dem ein Hektar großen Feld an der Gerther Straße der Fall sei.

Auch interessant

„Zwei Jahre habe ich den Boden gezähmt“, berichtet der Landwirt. Mit Maschinen wie Spatenpflug, Forstfräse sowie jeder Menge Spezialdung. „Man muss ja Struktur reinkriegen“, meint Brendieck. Dank des warmen Bodens habe auch das Wasser während des Winters gut abfließen können: „Stauende Nässe hätte dem Gewächs das Genick gebrochen.“

"Man muss aus dem Lehrbuch auch mal Seiten rausreißen"

Seit Wochen nun knallt Sonne auf die Gewächshäuser, lässt den 27 Zentimeter langen Spargel sprießen, den er auf 22 Zentimeter kürzen muss. „So will es die Norm“, erklärt der 47-Jährige. Allein mit einem kleinen Stalllüfter bläht Brendieck die Folie auf, 4000 Kubikmeter Luft pro Stunde werden in das Gewächshaus gepumpt. Das Vorhaben hätte natürlich auch schief gehen können – „etwa dann, wenn ich in der Vorbereitung etwas falsch gemacht hätte“. Hat er aber nicht.

Grund: Er habe einen guten Lehrer gehabt, Alfons Hester aus Waltrop, ein Pionier im Spargel-Anbau. Vor allem aber weiß der Spargel-Mann heute: „Man muss aus dem Lehrbuch auch mal drei Seiten rausreißen, dann klappt es.“

Den Beweis dafür liefert er ab morgen von 8 bis 18 Uhr. Noch kostet der Frühspargel an seinem Stand zwischen 9,90 und 14,90 Euro pro Kilogramm, später weniger. „Kräftig wird er im Geschmack sein“, verspricht der Landwirt.