Herne. Mit Dawson’s Creek fing alles an. Als die Serie 2004 endete, suchten die Betreiber der Fanseite im Internet nach Mitstreitern für ein Folgeprojekt. Die Pädagogikstudentin Annika Leichner aus Herne stieg ein. Heute besuchen bis zu 20.000 Nutzer täglich die Seite www.myfanbase.de.

Als Annika Leichner auf Walter White zu sprechen kommt, beginnen ihre Augen zu leuchten und sie gerät ins Schwärmen. Breaking Bad, die Geschichte des krebskranken Chemielehrers, der zum skrupellosen Drogenbaron mutiert, ist Leichners absolute Lieblingsserie. Und das muss etwas heißen, schließlich hat die 30-Jährige in ihrem Leben vermutlich Hunderte Serien gesehen. Sechs Stunden schaut sie täglich, ihr Hobby hat sie mittlerweile zum Beruf gemacht. Seit gut einem Jahr ist sie Geschäftsführerin der Internetseite MyFanbase.de – und sie kann heute von ihrer Leidenschaft leben.

Die Seite liefert Informationen rund um (fast) alle bekannten und beliebten US-Serien – Breaking Bad zählt natürlich auch dazu. Zumal die Fangemeinde der bereits mehrfach preisgekrönten Serie auch diesseits des großen Teichs zusehends wächst. Beruflich kann Leichner jedoch nicht davon profitieren. „Es gibt ein großes Interesse an Breaking Bad“, sagt Leichner, „aber es ist keine typische Teenie-Serie.“

Komplettpaket für Fans

Typische Teenie-Serien stehen beim typischen MyFanbase-Besucher aber deutlich höher im Kurs. Der ist weiblich, unter 30 und schaut mehrmals pro Woche TV-Serien. Vor allem mittwochs, dem Serientag im deutschen Fernsehen. Zu den beliebtesten Reihen zählen Vampire Diaries, The Big Bang Theory, How I Met Your Mother und natürlich Grey’s Anatomy.

„Das ist der Dauerbrenner“, sagt Leichner, „die Artikel dazu werden immer am meisten gelesen.“ Der Anspruch der Serien-Expertin ist, den Fans ein Komplettpaket zu schnüren: Episoden- und Staffelbeschreibungen, Kritiken, Neuigkeiten, Charakterisierungen, Kolumnen und zum Teil exklusive Interviews mit Darstellern und Produzenten.

Der Serien-Trend geht zu Spin-Offs

Als Geheimtipp empfiehlt die Expertin Rectify und Revolution. Zu ihren persönlichen Favoriten zählt auch Game of Thrones.

Der Trend gehe derzeit zu so genannten Spin-Offs. Das sind Ableger erfolgreicher Serien, aus denen eine Figur ausgelagert wird und ihre eigene Serie bekommt.

US-Serien kämen immer schneller nach Deutschland, über Plattformen wie iTunes oder als DVD. So sind die Zuschauer nicht mehr auf Free-TV angewiesen.

In ihrer jetzigen Form gibt es die Internetseite seit 2004. Entstanden ist sie aus einer Fanseite zur Serie Dawson’s Creek, die von 1999 bis 2004 im Netz existierte. „Ich bin nur dazu gestoßen, als Mitarbeiter für ein neues Projekt gesucht wurden“, erinnert sich die 30-Jährige.

Bis zu 20.000 Nutzer täglich

Damals war sie selbst noch ein Teenie. „Als Dawson’s Creek endete, entstand die Idee, eine Infoquelle zu allen Serien aufzubauen, die wir gut finden. So etwas gab es in Deutschland noch nicht.“ Zusammen mit einer Handvoll Gleichgesinnter baute sie die Seite während des Pädagogikstudiums immer weiter aus.

Heute besuchen 15.000 bis 20.000 Leute täglich die Fanseite. 70 Mitarbeiter schreiben regelmäßig Artikel, 15 von ihnen haben eine Leitungsfunktion für einen bestimmten Bereich. Eine von ihnen ist Catherine Bühnsack. Sie ergänzt die Unternehmensleitung als nebenamtliche Geschäftsführerin – von Stuttgart aus.

Betreiberin seit 2012 selbständig

Denn eine richtige Redaktion hat das Online-Magazin nicht, Konferenzen finden täglich per Telefon oder Skype statt. „Eine eigene Redaktion wäre traumhaft, aber das lohnt sich bislang nicht und würde nur unnötige Kosten verursachen“, sagt die gebürtige Hernerin. Trotzdem sind ihr die Kollegen nicht fremd. Im Jahr 2006 gab es ein erstes „Blind Date“ in Hamburg. Mittlerweile trifft man sich etwa alle vier Monate. „Viele sind wirklich gute Freunde geworden“, sagt Annika Leichner.

Im November 2012 wagte sie schließlich den Schritt in die Selbstständigkeit. „Ich bereue bisher nichts“, zieht sie nach gut einem Jahr Bilanz. Ein Satz, der auch von Walter White stammen könnte.