Herne. . Andreas Janik, stellvertretender Obermeister der Friseurinnung in Herne, ist Familienforscher aus Leidenschaft: Als Hobby-Genealoge erkundet er die Geschichte von Schloß Strünkede. Das Ergsbniss sind Beiträge für Zeitschriften und für die Dauerausstellung.

Wenn Andreas Janik zwischen zwei Haarschnitten mal ein paar Minuten Zeit hat, geht er die Treppe hinunter in sein Büro. Dort steht in einem kreativen Chaos von Büchern und Ordnern sein Computer, und der ist neben der Schere sein zweitwichtigstes Arbeitsgerät. Hier sitzt er dann und durchsucht das Internet. Denn der 49 Jahre alte Friseurmeister aus dem Herner Süden ist nebenbei leidenschaftlicher Genealoge. Er erforscht die Geschichte des Hauses Strünkede.

Den Salon an der Altenhöfener Straße hat Andreas Janik von seinen Eltern übernommen, und damit keine Missverständnisse aufkommen: „Ich bin mit Leib und Seele Friseur.“ Stellvertretender Obermeister der Innung, seit 1979 im Beruf. Der Forscherdrang ergriff Janik Ende der 80er Jahre: „Damals hab ich die Geschichte meiner Familie erforscht.“ Was ihn schnell auf die Frage brachte: „Was gibt es in Herne denn noch Interessantes?“ So stieß er auf die Strünkeder Familie, ehemals Besitzer des Schlosses.

Im Emschertal-Museum traf er Gabriele Wand-Seyer, damals stellvertretende Leiterin. „Sie hat mir Aktenordner gegeben, und ich habe angefangen, ein digitales Archiv aufzubauen.“ Denn, wie erstaunlich das auch erscheinen mag: „Es gibt kein Strünkeder Archiv.“ Familiendokumente, Gerichtsakten, Lehensakten ... alles verloren im 18. und 19. Jahrhundert. Und so begann Janik, selbst Vater zweier Kinder, im Internet nach Spuren der Familie zu suchen, die 1142 erstmals urkundlich erwähnt wurde. 133 000 Einträge finden sich bei der Eingabe von „Strünkede“ in eine Suchmaschine. Einer davon ist von Janik selbst. Er leitet über www.von-struenkede.de um auf seine Website, die über den Weg „Persönliches“ und „Heimatforschung“ zum Thema führt. Dort geht es nach einer Einführung über Genealogie, Wappen, Besitzungen und die Familie von Forell - deren Nachfahren Janik in Australien aufgespürt hat - zu seinem digitalen Datenarchiv, das nach Anmeldung zugänglich ist.

Entzückt, wenn ein Teilchen passt

Für Janik ist die Strünkede-Forschung so etwas wie für andere das Puzzeln: Er ist entzückt, wenn wieder ein Teilchen passt. Wenn sich seine bisherigen Erkenntnisse über den Stammbaum der Strünkeder Familie mit den Aussagen neuer Quellen decken wie es zuletzt mit der „Aufschwörungstafel“ des Sigismund Freiherr von Strünckede von 1730 der Fall war, einer Art Ahnentafel. Diese hat er vom geheimen Staatsarchiv in Berlin angefordert. Ein Schmuckstück, was Schrift und Wappen-Zeichnungen angeht, das als Reproduktion jetzt im Friseurgeschäft hängt. Ebenso wie der Heiratsvertrag von Jobst und Hendrika von Strünkede von 1592 aus dem Diözesanarchiv in Köln.

Wie ein Krimi

Doch nicht nur die Friseurkunden lässt Andreas Janik an seinen Forschungen teilhaben. Zur neuen Dauerausstellung im Schloss hat er beigetragen, in heimatkundlichen Zeitschriften wie „Der Märker“ publiziert, auf Facebook unterhält er die Heimatkunde-Seite „Hün en perdün“ (Hin und Her) und gelegentlich hält er Vorträge, wie im letzten Mai über die Krönung der Königin Elisabeth. Das hat ihm den Ruf eingebracht, wissenschaftlich fundiert zu arbeiten, auch wenn er nie studiert hat. „Die Familiengeschichte von Strünkede ist wie ein Krimi“, sagt Janik. Etwas Neues aufzuspüren oder zu korrigieren, ist ihm immer eine Befriedigung. „Dafür mach ich keine Kreuzworträtsel.“