Herne. . 25 bis 30 Kilogramm Lebkuchen produziert Konditor- und Bäckermeister Heinz-Eugen Stöwe in der Vorweihnachtszeit täglich. Nicht nur seine Kunden aus Herne wissen das zu schätzen - seit Jahren liefert er das würzige Gebäck auch nach Frankreich. Und noch Dominosteine, Kekse und Pralinen dazu.

Es ist halb zehn Uhr morgens. In der engen Backstube ist es sehr warm. Vorne an der Theke kaufen Kunden ihre Frühstücksbrötchen: „Mit Mett und Zwiebeln bitte!“ Hinten arbeitet Heinz-Eugen Stöwe. Das schon seit fast zehn Stunden. Um ein Uhr in der Nacht hat er angefangen.

Erst das Alltagsgeschäft: Brötchen, Brot, Teilchen. Danach die Weihnachtsarbeit. Auf einer weißen Tafel hängt eine lange Liste mit den Weihnachtsbestellungen: 150 gemischte Kekstüten, Lebkuchenhäuser, Dominosteine, Pralinen. Die bleiben nicht in Deutschland, sondern werden nach Frankreich geliefert. Schon seit Jahren bestellen Franzosen ihren Lebkuchen bei der Bäckerei Stöwe. Und auch in diesem Jahr müssen die Weihnachtsleckereien rechtzeitig fertig werden. Bis zum Mittag um 13 Uhr wird Heinz-Eugen Stöwe an diesem Tag mit seiner Tochter Ann-Kathrin Stöwe in der Backstube stehen. „Fertig werden wir heute aber trotzdem nicht mehr“, sagt der 65-Jährige.

Ein Bleck voller leckerer Lebkuchenbäume präsentiert  Ann-Katrin Stöwe, die mit ihrem Vater in der Bäckerei arbeitet.
Ein Bleck voller leckerer Lebkuchenbäume präsentiert Ann-Katrin Stöwe, die mit ihrem Vater in der Bäckerei arbeitet. © WAZ FotoPool

Auf einem Tisch stehen die bereits fertigen Lebkuchenhäuser in allen Größen. Am nächsten Tisch taucht Ann-Kathrin Stöwe gerade Schaukelpferde aus Lebkuchen in flüssige, dunkle Schokolade. Mit ruhiger Hand gibt sie den Pferden mit der Spritztüte ein Gesicht aus Zuckerguss. „Dafür muss man ein Talent haben“, lobt Vater Heinz-Eugen Stöwe. Er sticht gerade die kleinen Lebkuchenherzen aus. In einer großen Schüssel liegen Hunderte Mandeln. Je drei kommen aufs Lebkuchenherz. Bevor sie gebacken werden, bepinselt Stöwe sie mit Eigelb. „Für den schönen Glanz“, sagt der Profi.

Der Duft von Malz und Gewürzen

In der Mitte des Raums müssen die Christstollen noch auskühlen, bevor sie eingepackt werden. In der Backstube riecht es nach frischen Plätzchen und nach Malz. „Das ist das Dinkelmehl in den Lebkuchen“, erklärt Heinz-Eugen Stöwe, schneidet ein Stück Mohnstollen ab und bietet ihn seinen Gästen an. „Ich muss immer mal wieder etwas von Gebäck und Kuchen probieren. Man macht ja auch mal Fehler.“ Außerdem könne er auch nach den vielen Jahren in der Backstube nicht auf die kleinen Leckereien zwischendurch verzichten.

Von Hand wird jedes Lebkuchenherz ausgestochen.
Von Hand wird jedes Lebkuchenherz ausgestochen. © WAZ FotoPool

Das Hauptgeschäft zur Weihnachtszeit seien aber die Lebkuchen. 25 bis 30 Kilo produziert Stöwe davon. Täglich. Die Weihnachtszeit sei für Bäckereien immer besonders stressig. Auch an Heiligabend und am Weihnachtsfeiertag steht Heinz-Eugen Stöwe im Familienbetrieb vor dem riesigen Ofen.

Nur kleine Pausen kann sich der Bäcker leisten. „Eigentlich ist es hier aber immer stressig“, wirft Tochter Ann-Kathrin Stöwe ein. „Wenn Weihnachten vorbei ist, dann backen wir für Silvester und für Karneval. Und dann kommt schon Ostern.“