Herne. . Seit 30 Jahren wandern Heinz Dreher und Dieter Klemke aus Herne um die halbe Welt. Sie waren schon in Ostafrika und Südamerika. Auch zahlreiche Jakobswege haben sie schon zusammen beschritten. Trainiert wird aber vor der Haustür in Westfalen. Ein Utensil darf dabei nie fehlen.
Sie sind dann mal weg, immer wieder, diese beiden Senioren, die Wanderkarte stets mit im Gepäck. Viel hat die „Deutsche Generalkarte“ im Maßstab 1:200 000 bereits mitgemacht, zusammengehalten allein dank der vielen Tesafilmstreifen. Seit über 30 Jahren weist sie den Wanderern Heinz Dreher und Dieter Klemke nun den Weg. „Mit Filzstift haben wir die Routen markiert, die wir in NRW bereits gelaufen sind.“ Eine Menge von Linien schlängeln sich auf dem Papier, im Raum NRW – quasi dem Trainingsgelände der beiden. Die heimischen Wege nutzen sie ein Mal im Monat als Vorbereitung für wesentlich größere Ziele.
Im September marschierten sie einen der insgesamt vier französischen Jakobswege. „Eine prima Tour für Rentner, da er leicht zu gehen ist und eine tolle Infrastruktur hat“, so Dieter Klemke. Doch Vorsicht! Diese Behauptung stammt von einem drahtigen Experten, der gänzlich andere Kaliber kennt. Außer anderen Bergwanderungen in Ostafrika und Südamerika bezwangen Klemke und Dreher im Himalaya Pässe, die den Mont Blanc mit seinen 4810 Metern an Höhe weit übertreffen. Angefangen hat einst alles damit, dass sie auf der französischen Insel Korsika den GR 20 bewanderten, einen sehr anspruchsvollen Weg.
Herbergen als Treffpunkt auf dem Pilgerweg
Doch erst einmal zurück ins französische Inland, genauer gesagt nach Le Puy, wo der Jakobsweg startet. Dreher – der Philologe, der fließend französisch spricht – legte die erste Hälfte des Weges im Jahr 2012 zurück, da konnte Klemke wegen einer Knieverletzung nicht dabei sein. Die zweite Hälfte von Moissac bis zu den Pyrenäen wanderten sie in diesem Jahr wieder gemeinsam. „Wir waren 15 Tage unterwegs, bei einem Tagesschnitt von 21 Kilometern.“ In Herbergen übernachteten die beiden Wahl-Herner, die sich seit über 60 Jahren kennen, lernten vor Ort immer wieder „interessante Menschen“ kennen, mit denen sie sich abends austauschen konnten.
„In Frankreich ist es auch möglich, ein Zimmer in den Herbergen vorzubestellen, in Spanien geht das nicht“, berichtet Dreher. Und noch einen wesentlichen Unterschied gibt es zwischen der französischen und der spanischen Variante: „Der französische Weg ist nicht nur ein alter Pilgerweg, er wird als GR 65 auch von Wanderern ohne religiösen Hintergrund benutzt.“ Freundlich aber seien die Menschen beiderorts.
Das Schuhwerk muss einiges aushalten
Des Abends saßen sie mit anderen Gästen am Tisch, meist Franzosen, und labten sich an der regionalen deftigen Küche. Einen Viertel Liter Rotwein gab es dazu, mehr aber nicht, schließlich galt es, am nächsten Morgen um sechs Uhr in der Früh die nächste Etappe zu bestreiten – mindestens 20 Kilometer.
„Ein Mal verlor ich meine Schuhsohle“, erinnert sich Klemke, der Mathematiker, der einst in der technischen Datenverarbeitung arbeitete. Kein Wunder, hatte das Schuhwerk doch bereits den spanischen Pilgerweg hinter sich. „Zwischen 2000 und 3000 Kilometer sollte ein guter Wanderschuh aushalten.“ Gekauft hat er sich natürlich längst ein neues Paar.
Das nächste Ziel wird nicht lange auf sich warten lassen. Bis dahin wird vor der Haustür trainiert. Zum Beispiel von Dortmund bis Aachen. „Es gibt auch einen westfälischen Jakobsweg.“ Natürlich haben sie ihn längst getestet.