Herne/Bochum. . Eine Herner Mutter lebte wegen eines Stalkers lange Zeit in Angst. Der Herner legte sich ständig auf die Lauer, um die Frau abzupassen und Kontakt zu ihr aufzunehmen. Der Stalker wollte sein Opfer ganz für sich vereinahmen. Jetzt wird der Prozess neu aufgerollt.

Erst lag er stundenlang auf der Lauer, dann schrieb er pausenlos Drohbriefe: Am Bochumer Landgericht hat am Montag der Prozess gegen einen mutmaßlichen Extrem-Stalker aus Herne begonnen, der für immer neue Angst gesorgt hat.

Was der Angeklagte getan hat, ist wohl das, was man einen Albtraum nennt. Sein Opfer war eine Mutter aus Herne, die er einfach nicht mehr in Ruhe gelassen hat. Die Psychiater sprechen inzwischen von einem krankhaften „Liebeswahn“.

Der Herner hatte, so die Anklage, fast täglich neue Briefe geschrieben – mit beängstigenden Sätzen. „Wir sind füreinander bestimmt“, hieß es zum Beispiel. „Du bringst mit mir ein Mädchen zur Welt.“ Oder: „Ich habe ein Recht auf dich. Du kannst dich schon jetzt darauf einstellen, dass du von mir geschwängert wirst.“

Kontaktverbot nutzte nichts - Stalker lauerte am Bahnhof

Einmal verschickte er auch einen Schenkungsvertrag. Darin sollte sich die Frau aus Herne einverstanden erklären, dass sie und ihr Sohn nun zu 100 Prozent dem Angeklagten gehörten. Am Ende hat sich die völlig verängstigte Mutter kaum noch aus dem Haus getraut. Sie konnte nicht mehr ruhig schlafen, musste Antidepressiva nehmen.

Auch ein Kontaktverbot und eine zwischenzeitliche Ordnungshaft hatten den 48-Jährigen nicht bremsen können. Nach seiner Entlassung lauerte er der Frau sofort wieder auf, fing sie am Bahnhof ab und sagte: „Du hast dich mir unterzuordnen.“ Außerdem hat er sie bei ihrer Arbeitsstelle in Herten besucht und Briefe an ihren Chef geschrieben, hieß es weiter.

Angeklagter sitzt in geschlossener Psychiatrie

Zurzeit geht von dem Angeklagten allerdings keine Gefahr mehr aus. Er ist vorläufig in der geschlossenen Psychiatrie untergebracht. Dort sollte er eigentlich dauerhaft bleiben. Das Bochumer Landgericht hatte den Herner schon im März vergangenen Jahres verurteilt. Weil der Bundesgerichtshof das Urteil später jedoch wieder aufgehoben hat, muss nun noch einmal verhandelt werden.

Zum Prozessauftakt hat sich der 48-Jährige die Vorwürfe mit verschränkten Armen angehört. Sagen wollte er erst einmal nichts.