Wanne-Eickel. Anwohner im Wohngebiet Unser Fritz beschweren sich über die Staubbelastung durch die benachbarte Aufbereitungsanlage im Hafen Grimberg. Ihr Vorwurf: Der Betreiber Becker halte sich nicht an Auflagen. Die Stadt Gelsenkirchen sieht keinerlei Gesundheitsbelastung für die Anwohner.
Im Grimberger Feld in Unser Fritz streiten Anwohner gegen die Belastung durch Rostasche. 400 Meter Luftlinie entfernt betreibt das Entsorgungsunternehmen Heinrich Becker auf Gelsenkirchener Stadtgebiet die Aufbereitungsanlage Hafen Grimberg. Dort werden Reste aus Müllverbrennungsanlagen und Industrieabfälle verarbeitet.
Klaus Schäfer (52) wischt mit einem Tuch über Fensterbänke und das Spielhaus des Enkels im Garten. „Gestern hat meine Frau hier sauber gemacht, jetzt ist schon wieder alles schwarz.“ Bei Südwestwind wird regelmäßig Staub von den Halden über die Wohnsiedlung geweht. 60 Häuser stehen dort. Wehe der Wind in entgegengesetzte Richtung, sei der Gelsenkirchener Zoo betroffen. Er ist überzeugt, dass der Staub Ursache für den Tod der beiden Zoo-Tiger ist (die WAZ berichtete). Eine Langzeitmessung des Landesumweltamtes im Garten von Klaus Schäfer belegt, dass die Stäube Arsen und Schwermetalle wie Blei und Cadmium enthalten.
Öffentlichkeit nicht informiert
2004 fing das Problem an. Von elf auf 15 Meter durften die Halden erhöht, die Lagermenge von 140.000 auf 190.000 t gesteigert werden. Genehmigt wurde das seinerzeit vom Staatlichen Umweltamt in Herten, „ohne darüber die Öffentlichkeit zu informieren“, zitieren Schäfer und sein Nachbar Günter Sowa (64) aus Akten, die sie 2012 einsehen, aber nicht kopieren durften.
Die Anwohner werfen Anlagenbetreiber Becker vor, dass er sich nicht an Auflagen halte und das Umweltamt der Stadt Gelsenkirchen nicht ausreichend kontrolliere. Die Halden seien höher aufgeschüttet als erlaubt und würden nicht regelmäßig mit Wasser besprengt.
Ein Vorwurf, dem die Stadt Gelsenkirchen widerspricht. „Es gibt kaum ein Unternehmen in Gelsenkirchen, das häufiger kontrolliert wird als die Unternehmensgruppe Becker“, sagt Stadtsprecher Oliver Schäfer. Das liege nicht am Unternehmen, sondern an der Beschwerdelage. Auch im Fall von Klaus Schäfer sei man den Beschwerden gewissenhaft nachgegangen.
„Es gab zwei Messkampagnen des Lanuv, die letzte ging über ein ganzes Jahr.“ Das Ergebnis der Analyse weise keine Auffälligkeiten auf. „Für die Anwohner besteht weder eine Gesundheitsgefahr noch eine unzumutbare Belastung durch Staub“, so der Stadtpressesprecher.
Am 8. August erhielt Klaus Schäfer ein Schreiben von Gelsenkirchens Stadtdirektor von der Mühlen: Man sehe keinen Ansatz für weitere Aktivitäten der Stadt Gelsenkirchen in dieser Angelegenheit. Rechtsanwalt Dröge will sich nun an die für Gelsenkirchen zuständige Bezirksregierung Münster wenden.