Herne. Das LWL-Museum für Archäologie lässt ab Samstag Besucher auf 200 Quadratmetern aktiv werden: Sie entdecken in angeleiteten Gruppen die Methoden der Wissenschaftler, suchen, finden und dokumentieren Artefakte aus der Vergangenheit. Das Projekt stand allerdings zweitweise auf der Kippe.
Wenn Archäologen in der Erde graben, suchen sie selten einen verlorenen Schatz wie Indiana Jones. Sie lesen Spuren, sichern und deuten Hinterlassenschaften aus früherer Zeiten. Mit seinem Grabungscamp rückt jetzt das LWL-Museum für Archäologie die Methoden der Wissenschaftler noch mehr ins Licht, als es die Dauerausstellung, das Forscherlabor und die Aktion „Achtung Ausgrabung!“ ohnehin in den letzten zehn Jahren getan haben. „Das gibt es in der Größe und Qualität nirgendwo in Europa“, freut sich Projektleiter Michael Lagers.
Unter einem Zeltdach können ab Samstag Kinder und Erwachsene selbst mit Kelle und Pinsel, Zeichenbrett und Stift auf 200 qm eine archäologische Grabung nachempfinden, allerdings nicht auf eigener Faust, sondern angeleitet von Museumsmitarbeitern. „Weck’ den Archäologen in dir“ heißt der Slogan auf dem Außengelände, auf dem ehemals die „Motte“ stand.
Alles wird dokumentiert
Maximal 25 Personen sind mit einem „Grabungsleiter“ unterwegs. Platz ist für zwei Gruppen gleichzeitig. Sie sollen, so das Szenario, als „Kollegen“ das Gelände übernehmen, auf dem Archäologen spannende Funde entdeckt haben: Scherben eines Gefäßes aus dem Mittelalter, eine römische Münze, Tierknochen. Nach einer Einstimmung im Container nebenan geht es in Kleingruppen aufs Grabungsfeld, wo auf fünf Ebenen Kästen mit Erde eingelassen sind. Je tiefer die Besucher herabsteigen, um so weiter dringen sie in die Vergangenheit vor.
Archäologie total
Vorsichtig bearbeiten die Freizeit-Archäologen dann mit ihren Werkzeugen ihr Stück Erde, und werden anders als die Profis garantiert schnell fündig, heißt es. Aus der Lage und der Beschaffenheit der freigelegten Stücke sollen sie ihre Schlüsse ziehen, auch Bodenverfärbungen sind zu beachten. Eine Glasscherbe und Putzfragmente z.B. können mit einer Mauer auf eine Kirche hindeuten. Jeder Schritt wird dokumentiert: Auf Arbeitsblättern lassen sich Form, Farbe, Maße notieren.
Funde stehen als Original im Museum
Was sich im einzelnen wo verbirgt, mögen der Museumspädagoge und Projektleiter Michael Lagers und seine Kollegen nicht unbedingt an die große Glocke hängen, um den Forscherdrang der Besucher nicht zu bremsen. Natürlich sind keine Originale vergraben. „Wir haben uns an westfälischen Vorbildern orientiert“, sagt Lagers. So erinnere etwa das Stück Mauerwerk an die Stiepeler Dorfkirche. „Ideal ist es, anschließend die Dauerausstellung zu besuchen“, empfiehlt Lagers: Was im Grabungscamp entdeckt wird, korrespondiert mit Exponaten dort.
Dass das 200.000 Euro teure Camp jetzt tatsächlich steht, verdankt das Museum Herner Sponsoren, allen voran Sparkasse und Stadtwerke: Sie sprangen nach der Insolvenz eines Großsponsors ein.
Die ersten Besucher können am Eröffnungstag, 24. August, an die Arbeit gehen. Die kostenlosen Mitmachgrabungen starten um 11, 14 und 16 Uhr. Anmeldung erbeten: HER 94628-20.
Gruppen zahlen später 30 Euro pro Stunde plus Eintritt. Einzelpersonen können sonn- und feiertags um 14 und 16 Uhr an öffentlichen Mitmachgrabungen teilnehmen (Erwachsene 7 Euro, Kinder 3,60 Euro).