Herne. Der größte Baumaschinen-Hersteller Chinas, die XCMG, übernimmt den Betonbaumaschinen-Hersteller Schwing. Das gaben die Unternehmen am Donnerstag bekannt. Der neue Mehrheitseigner gibt eine fünfjährige Bestandsgarantie für deutsche Werke.
Wochenlang war bei Schwing über einen Einstieg von XCMG spekuliert worden, nun wurde das Geschäft besiegelt: Die Xuzhou Construction Machinery Group (XCMG), größter Baumaschinen-Hersteller in China, übernimmt die Mehrheit beim Cranger Betonbaumaschinen-Hersteller. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
Mit dem Deal, der von den Behörden noch genehmigt werden muss, sucht das Unternehmen den Befreiungsschlag. Zur Erinnerung: Im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise waren die Umsätze 2009 um rund 50 Prozent eingebrochen. Erst mussten Leiharbeiter gehen, dann wurde Kurzarbeit eingeführt. Die Maßnahmen reichten der Unternehmensspitze nicht: 2010 mussten an der Heerstraße 120 von 1000 Mitarbeiter gehen, in diesem Monat sind es noch einmal 170. Mit dem XCMG-Einstieg soll die Wende her. „Wir haben einen Partner gefunden, der uns Wachstum garantiert“, zeigt sich Schwing-Manager Achim Schröder sicher. Die verbliebenen Arbeitsplätze seien nun sicher, betont er gegenüber der WAZ.
Ergänzung in der Produktpalette
Gerhard Schwing, der das 1934 von seinem Vater gegründete Unternehmen 1980 gemeinsam mit seinem Bruder übernahm, spricht im WAZ-Gespräch von einem „besonderen Reiz in der Partnerschaft“ mit XCMG. In der Produkt-Palette der beiden Unternehmen gebe es keine Überschneidungen, im Gegenteil: „Wir ergänzen uns idealerweise“. Schwing stellt unter anderem Betonpumpen und Betonmischanlagen her, XCMG Lkw, Kräne und Straßenbaumaschinen. Durch den Einstieg der Chinesen, nach eigenen Angaben weltweit siebtgrößter Baumaschinenhersteller, „stoßen wir die Tür nach Asien viel weiter auf“, zeigt sich der Firmenchef überzeugt. Die vor 15 Jahren gegründete Schwing-Tochter in Shanghai habe das Asien-Geschäft, in dem er global die größten Wachstumschancen sieht, nicht wie erhofft beleben können.
Partnerschaft auf Augenhöhe
Befürchtungen in der Belegschaft, hier kaufe ein reiches chinesisches Unternehmen eine weltbekannte Marke mit einer erstklassigen Produktpalette, um dann den Standort zu schließen und die Produktion nach Asien zu verlagern, tritt Schwing entschieden entgegen: „Es geht nicht um das Absaugen von Know-how, sondern um das gegenseitige Stärken des Know-hows.“ Die Partnerschaft sei „auf Augenhöhe“, vereinbart worden sei zudem eine fünfjährige Bestandsgarantie für die Zentrale in Wanne-Eickel sowie die Dependance in Memmingen. Nicht zuletzt agiere das Schwing-Management auch weiterhin von Herne aus – unabhängig, betont der 64-jährige Firmenchef, der das Unternehmen seit 2000 alleine führt.
Damals stand das Unternehmen schon einmal vor dem Verkauf: Ein US-Nutzfahrzeughersteller machte ein Übernahmeangebot, Schwing hielt das Unternehmen in Firmenhand. Er übernahm die Anteile von Bruder und Neffen.
Die IG Metall zeigt sich skeptisch. Die 1. Bevollmächtigte Eva-Maria Kerkemeier hofft, dass das Unternehmen nun eine Zukunft hat. Was sie freilich vermisse, sei eine Strategie: „Wir hoffen, dass es endlich ein Zukunftskonzept gibt.“