Herne. . Der Mittelpunkt des Ruhrgebiets liegt in Herne-Röhlinghausen. Das hat der Geograf Dr. Wojciech Smolarek mit akribischen Mitteln herausgefunden. Jetzt zeigt ein Markierungsstein den genauen Punkt an. Doch die Ideen der Herner gehen noch weiter.
Die Eingeweihten haben es immer schon gewusst: Die Cranger Kirmes ist das schönste Volksfest Deutschlands, die nettesten Menschen der Erde wohnen unter dem vielbesungenem Mond und überhaupt: Wanne-Eickel ist nun einmal der Nabel der Welt! Nun hat sich zu den gefühlsmotivierten Heimatliebkosungen ein weiteres Highlight gesellt, dass sich sogar messen und höchst wissenschaftlich verifizieren lässt: Der geografische Mittelpunkt des Ruhrgebietes liegt in Röhlinghausen.
Mittelpunkt des Ruhrgebiets liegt in Röhlinghausen
„Und zwar exakt dort, wo sich 51 Grad, 31 Minuten und 3 Sekunden nördlicher Breite mit 7 Grad, acht Minuten und 42 Sekunden östlicher Länge begegnen“, konstatierte gestern Stadtmarketing-Chef Holger Wennrich. Diese Mittelpunktskoordinaten weisen den Bürgersteig an der Rolandstraße in Höhe der Hausnummer 49 als Zentrum des Reviers aus. Was Wennrich ausrufen ließ: „Die Reviermitte liegt in Herne.“ Bei einigen Schaulustigen löste dies Murren aus. „Ers’ klau’n se uns die Cranger Kirmes und getz auch noch den Mittelpunkt vom Ruhrgebiet“, feixte einer.
Wissenschaftler forschte akribisch
In diesem Falle allerdings muss man dem Stadtmarketing Herne zugute halten, dass der Markierungsstein – ein grauer Granitfindling mit Edelstahlplatte und Info-Gravur –, bevor er in Röhlinghausen seinen rechtmäßigen Platz fand, überhaupt erst durch Wennrich & Co ins Rollen kam. Denn bereits seit 2006 wirbt seine GmbH mit dem Slogan „Herne mittendrin“. Dieser wiederum rief Dr. Wojchiech Smolareck – seines Zeichens Geograf und ehemaliger Röhlinghauser – auf den Plan. Mit wissenschaftlicher Akribie und unter Anwendung des geodätischen Referenzsystems „World Geodetic System 1984“, auf dem auch GPS-Positionsangaben basieren, ging er zu Werke. „Die ersten Kontakte zu Doktor Smolarek hatten wir vor anderthalb Jahren“, sagt Wennrich über den Wissenschaftler, der inzwischen in Freudenstadt lebt .
Herne als Hauptstadt des Ruhrgebiets?
Gestern endlich konnte der Markierungsstein unter großem Interesse von Presse, Funk und Fernsehen der Öffentlichkeit übergeben werden. Und Oberbürgermeister Horst Schiereck ließ es sich nicht nehmen, das „monumentale Bauwerk“ (OB-O-Ton) eigenhändig zu enthüllen. „Ein epochales Ereignis nach der Osterpause“, nannte Schiereck den feierlichen Akt und fügte hinzu: „Ich habe immer schon die Auffassung vertreten, dass Herne die ideale Hauptstadt des Ruhrgebiets wäre – so mittendrin wie wir sind.“
Bei so viel Begeisterung ließen üppige Vermarktungsfantasien nicht lange auf sich warten: ein Sonder-Haltepunkt auf der angrenzenden Strecke der Köln-Mindener-Eisenbahn und ein Busparkplatz, um der zu erwartenden Touristenströme Herr zu werden, ein Imbisswagen, eine Explosion der Immobilienpreise an der Rolandstraße. Letzteres griff OB Schiereck lachend auf: „Ja, klar: München, Prenzlauer Berg, Röhlinghausen – das passt.“
Den kniehohen Granitfindling hat Stadtmarketing Herne mit einer Edelstahl-Tafel versehen. Wer sich bückt, kann lesen: „Sie befinden sich am geografischen Mittelpunkt des Ruhrgebiets in Herne-Röhlinghausen.“ Darunter ist der Umriss des Ruhrgebiets eingraviert.