Herne. .
Der „Jägerhof“ ist das erste Drei-Sterne-Hotel Hernes. Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass andere Häuser keinen „Komfort“-Standard bieten. Denn die Klassifizierung durch die Dehoga kostet, und nicht jedem Hotelier nutzt sie.
Sterne hin, Sterne her, das Hotel war immer gut belegt. „Ich habe eigentlich gedacht“, sagt Karin Sporkel (71) deshalb, „dass wir diese Klassifizierung gar nicht brauchen.“ Weil aber viele Gäste Wert darauf legten, hat die Geschäftsführerin des „Jägerhofs“ beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) angefragt. Drei Sterne hat der Verband dem Haus nahe des Bahnhofs verliehen – damit ist der Jägerhof das einzige Herner Hotel, dem die Dehoga „Komfort“-Standard attestiert. Doch nicht alle Gästehäuser legen überhaupt Wert darauf.
Denn die Klassifizierung kostet Geld. Und Claus Altendorf von der Dehoga-Geschäftsstelle Bochum/Dortmund gibt zu Bedenken: „Sterne können auch abschreckend wirken. Viele Firmen bezahlen ihren Mitarbeitern zum Beispiel maximal Vier-Sterne-Hotels.“ Wer fünf Sterne hat, kommt für diesen Kundenkreis also nicht in Frage. Dass der Jägerhof das einzige Drei-Sterne-Haus der Stadt ist, muss also nicht heißen, dass es sich anderswo schlechter wohnt. Das Parkhotel am Stadtgarten etwa ist trotz fehlender Sterne ebenfalls komfortabel.
Stadtmarketing Herne (SMH) hat nun Informationen über 20 Hotels, Pensionen und Gästewohnungen in einer Broschüre zusammengefasst. Laut SMH-Projektmanagerin Astrid Jordan kann die hiesige Hotellerie im Wettbewerb mit den Häusern in anderen Städten vor allem mit einem Pfund wuchern: „Hier gibt es relativ gute Preise im Vergleich zu den Kettenhotels in Bochum oder Essen. Denn außer dem B+B-Hotel haben wir nur Familienbetriebe.“
Erst 2011 hat ein neues Haus eröffnet. Das „Ruhrstadt-Arena Hotel“ an der Sodinger Straße wirbt damit, „inmitten des Ruhrgebiets“ und „verkehrsgünstig“ zu liegen. In Herne entwickelt sich offenbar ein kleines, zartes Tourismuspflänzchen. Die Zeiten, in denen nur Geschäftsreisende im Ruhrgebiet übernachteten, scheinen vorbei, auch dank der Kulturhauptstadt. 55 Prozent der Hotelbuchungen gingen auf Touristen zurück, schätzt die Dehoga. „Es ist wichtig, dass es Angebote für echte Touristen gibt“, sagt Jordan. Wie die Segway-Touren zu den Herner Sehenswürdigkeiten, die das Stadtmarketing organisiert. Zumindest in den Sommermonaten nähmen viele Auswärtige an diesen Touren teil. Die häufigsten Besuchsgründe: Radfahren, Angehörige in einem Herner Krankenhaus und natürlich die Kirmes.
Karin Sporkel zumindest rechnet nicht damit, dass die Auslastung und somit der Umsatz des Jägerhofs nun sprunghaft ansteigt. Dazu sei so eine Sterne-Einteilung auch gar nicht da, sagt Dehoga-Mann Altendorf. Sie diene eher der „Orientierung der Gäste“ – und zur Mitarbeitermotivation. Altendorf: „Das Schild zeigt schließlich, dass sie nicht in irgendeinem Ramschladen arbeiten.“