Erstmals ging es mit dem Segway zur übergreifenden Städte-Tour. Die Route der Zweiradfahrer ging durch Hordel, Röhlinghausen und Eickel.
Vor dem imposanten Malakowturm der Zeche Hannover treffen sich am Samstagnachmittag sechs Menschen, mit Handschuhen, dicken Jacken und Schals gegen den kalten Wind geschützt. Auf dem Kopf trägt jeder einen Helm. Sie besteigen futuristische Zweiräder: Segways, mit denen sie eine Tour rund um die ehemalige Zeche Hannover durch Hordel, Röhlinghausen und Eickel machen. Zum ersten Mal hat Stadtmarketing Herne diese stadtübergreifende Tour organisiert.
Der Weg führt unmittelbar zur Alten Kolonie. Über Funk macht Tourleiterin Sabrina Szigat auf Sehenswertes längs der Strecke aufmerksam, doch die Fahrer haben zunächst mit dem ungewohnten Fortbewegungsmittel zu kämpfen. Sie fahren im Stehen und lenken durch Gewichtsverlagerung und erreichen so bis 20 Stundenkilometer. Die Erläuterungen von Sabrina Szigat kommen über Funk in die Lautsprecher der Segways.
„Kriegt man hier auch Radio rein? Heute ist doch Fußball“, fragt Jennifer Jürich. Die 29 -jährige Zahntechnikerin aus Gelsenkirchen ist mit Spaß bei der Sache. Gut so, denn gegen die Kälte hilft nur eines: „Lächeln“, sagt Sabrina Szigat. Sie gibt Tipps, wie man das Segway richtig steuert. Immer wieder warnt sie vor Hindernissen auf der Strecke: „Da vorne kommt ein Poller“, tönt es aus den Lautsprechern. „Ich weiß, irgendwann denken Sie sich: wat sacht die Olle da vorne immer wieder: Da kommt ein Poller. Den sehe ich doch selber. Aber die Erfahrung zeigt: Wenn ich den letzten Poller nicht ansage, kracht immer einer rein“. Also Augen auf und immer schön sachte beschleunigen.
Klaus Pinczek (45) ist schon Segway-Profi. Er genießt die Fahrt durch seine Heimat. „Ich komme ursprünglich aus Wanne-Süd, wohnte dann in Wanne-Mitte und jetzt in Wanne-Nord. Bin also ziemlich herum gekommen.“ Die Tour hat ihm gezeigt, dass es immer noch etwas über seine Heimatstadt zu lernen gibt. Zum Beispiel wusste keiner der Teilnehmer, dass es in Eickel das erste Kommunale Kino in Deutschland gab. Direkt am Eickeler Markt, jetzt ist dort eine Gaststätte. Für Dieter Lahnstein ist es eine Reise in die die eigene Vergangenheit. „Mein Großvater hat auf Hannover gearbeitet und wohnte mit meiner Großmutter in der Kapps-Kolonie auf der Holper Heide“.
Mittlerweile haben die Tour-Gäste ihre Segways gut unter Kontrolle. Im Straßenbild sind die Elektrofahrzeuge noch sehr ungewohnt. Fußgänger bleiben stehen und beobachten die Gruppe fasziniert. Als es an einem Spielplatz vorbeigeht ruft ein begeisterter Junge von einer Schaukel: „Macht das Spaß damit zu fahren?“ Ja, macht es.
Im Volksgarten darf auf einer freien Strecke auch mal richtig Gas geben werden. Die fast lautlosen Elektromotoren sind ausgereizt. „Achtung Poller“, kommt wieder die Warnung aus den Lautsprechern. Ein letztes Mal, bevor die Gruppe völlig durchgefroren die Zeche Hannover erreicht. Die Gesichter der Teilnehmer sind rot vor Kälte. Die Segways werden geparkt. Alle sind froh, wieder auf den eigenen Beinen laufen zu können. Die Füße tun weh, vom Stehen. Das ändert sich aber schnell, als es in einer warmen Holzhütte vor der Zeche noch einen echten Bergmanns-Snack gibt: Schmalzstullen und Kaffee. Die meisten Teilnehmer wollen noch einmal fahren. Im Sommer.