Herne. . Ein ehemaliger Herner Kinderarzt ist vom Landgericht Bochum wegen Betruges zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden.In zwei Praxen in Essen und Münster ließ er Angestellte ohne ärztliche Zulassung chiropraktische Behandlungen durchführen. Mit falschen Abrechnungen versuchte er, seine Schulden in den Griff zu bekommen.
Ein trauriges Ende einer steilen Karriere: Ein ehemaliger Herner Kinderarzt ist wegen Betruges zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Gleichzeitig drücken den Mediziner hohe Schulden. Ein nobles Haus im Essener Süden, ein schickes Auto, teure Urlaube: Der 50-Jährige hat das Leben offenbar in vollen Zügen genossen. Seine Familie stand auf der Sonnenseite, er selbst steckte voller Ideen.
Der umtriebige Kinderarzt stürzte sich von einem unternehmerischen Abenteuer in das nächste, erlitt dabei immer wieder Schiffbruch. Schon 2003 soll sich sein Schuldenberg auf rund 2,3 Millionen Euro belaufen haben. Sein letzter Versuch, alles vielleicht doch noch einmal zum Guten zu drehen, scheiterte ebenfalls. Der Herner Arzt hatte mehrere Chiropraxen eröffnet – unter anderem in Essen und Münster –, war bei der Abrechnung jedoch nicht immer ganz ehrlich.
Was lange Zeit niemand ahnte: Seine Angestellten, zum Teil aus den USA, haben die chiropraktischen Behandlungen ohne ärztliche Zulassung durchgeführt. Trotzdem wurden die Leistungen später so abgerechnet, als hätte ein Arzt Hand angelegt. In anderen Fällen blieben Handwerker und Leasingbanken auf ihren Forderungen sitzen. Außerdem wurden Angestellte nicht entlohnt, Sozialversicherungsbeiträge nicht abgeführt. Der Gesamtschaden beläuft sich laut Urteil auf über 200 000 Euro.
Der Angeklagte hatte im Prozess vor der 13. Strafkammer des Bochumer Landgerichts ein Geständnis abgelegt. Seine Approbation hat er inzwischen bereits zurückgegeben. Seine Karriere als Arzt gehört damit endgültig der Vergangenheit an. In die Strafe sind auch zwei frühere Verurteilungen aus April und Juli 2010 eingeflossen. Damals hatte das Landgericht Essen den Kinderarzt ebenfalls wegen Betruges, aber auch wegen Untreue verurteilt. Die neue Strafe entspricht dem Antrag der Staatsanwaltschaft.