Essen/Herne. . Die 30-jährige Vanessa Ertler hat vor 13 Jahren Brust-Implantate eingesetzt bekommen. Jetzt stellt sich heraus, dass es sich um die unter Krebsverdacht stehenden Silikonkissen der Firma Pip handelt. Ertler würde sie sich n un “am liebsten sofort abschneiden“.
„Am liebsten würd’ ich mir die Dinger sofort abschneiden.“ Vanessa Ertler ist verzweifelt. Die 30-Jährige hat vor 13 Jahren Implantate eingesetzt bekommen. Kissen mit der Identifikationsnummer „IMGHC-TX“, H 170 und H 190. Sie stammen von der Firma PIP, die die Kissen mit Baumaterial gefüllt haben soll. Nun hat Vanessa Ertler selbst Angst davor, auf dem Bauch zu schlafen – die Kissen könnten reißen und den Körper schleichend vergiften.
Mit 16 Jahren wurde die Holsterhauserin das erste Mal operiert. Die linke Brust war zu einem D-Körbchen gewachsen, die rechte eine kleine „A“ geblieben. Eine Fehlbildung, sagten die Ärzte, wie sie sehr selten vorkommt. „Im Schwimmbad bin ich immer mit verschränkten Armen herumgelaufen oder habe mir ein Handtuch über die Schulter gelegt, damit das keiner sieht“, erinnert sich Vanessa Ertler. Um die Brüste anzugleichen, entnahm man ihr am Rücken einen Stück vom Muskel und setzte ihn auf der Vorderseite des Körpers wieder ein. „Brustwarzen ab, Muskel rein, Brustwarzen wieder drauf.“ Sie sagt es dahin, dabei glückte die Operation nicht. Am linken Busen und unterm Arm hat sie bis heute kein Gefühl. Stillen wird sie nie können.
Vom Verhalten der Uniklinik Essen enttäuscht
Ein Jahr nach der Muskel-OP wird ihr das erste Mal Silikon eingesetzt. Die zweite Brust wird entsprechend verkleinert und angeglichen. „Das Implantat wurde über den Muskel gesetzt, damit es natürlich aussieht. Nur wenn man die Teile unter den Muskel implantiert, sehen die Dinger aus wie Bälle. So wie es die Leute im Porno haben.“ Dabei waren größere Exemplare nie ihr Begehr.
Besonders enttäuscht ist die gelernte Friseurin vom Verhalten der Uniklinik Essen. Hier wurden ihr die Implantate eingesetzt. „Ich habe zwar einen Brief bekommen, aber dass die Implantate fehlerhaft sein könnten, davon stand nichts darin.“ Im Rahmen der Routineuntersuchungen wurden per Ultraschall auch die Kissen überprüft. „Die ganzen Jahre habe ich mir keine Gedanken gemacht, aber jetzt. . .“ Am liebsten würde sie sich die Implantate sofort entfernen lassen. Die Uniklinik hat inzwischen eine Hotline für Betroffene geschaltet. Dort wurde Vanessa Ertler geraten, erst einmal einen weiteren Ultraschall machen zu lassen. Bisher gebe es noch keine Ansage, dass das Silikon entfernt werden müsse, hieß es. Gegenüber der WAZ wollte die Klinik zu dem Fall keine Stellung nehmen.
Die AOK Nordwest, bei der die Hernerin versichert ist, hat zugesagt, die Behandlungskosten für die Herausnahme zu bezahlen. „Dies gilt nicht nur bei Vorliegen einer medizinischen Indikation, sondern selbst dann, wenn die Brustimplantate aufgrund einer Schönheits-OP und damit auf Kosten der Frauen eingesetzt wurden“, teilt ein Sprecher der AOK Nordwest mit. Sind die Implantate zur Verschönerung eingesetzt worden, müssen die gesetzlichen Kassen die Versicherten an den Kosten beteiligen.
Die nächste Brust-Operation will Vanessa Ertler in Gelsenkirchen durchführen lassen. Die Uniklinik in Essen will sie nie wieder betreten. Stattdessen denkt sie über rechtliche Schritte nach.