Essen. .
Fehlerhafte Brustimplantate der französischen Firma PIP wurden auch nach Deutschland geliefert. Bei 19 Frauen riss das Implantat in der Brust. PIP soll billiges Industriesilikon verarbeitet haben. In Frankreich wird geprüft, ob es einen Zusammenhang mit Krebserkrankungen bei französischen Patientinnen gibt.
Bereits im April vergangenen Jahres hatte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) vor Brustimplantaten der Firma PIP gewarnt, die auch nach Deutschland geliefert worden waren. „Bundesweit sind uns 19 Fälle bekannt, bei denen Implantate des Herstellers in der Brust gerissen waren“, so BfArM-Sprecher Maik Pommer gegenüber unserer Zeitung.
Hintergrund der Warnung der Berliner Behörde, die für die Risikoüberwachung von Medizinprodukten und die Arzneimittel-Zulassung zuständig ist, war eine Information der französischen Medizinprodukte-Behörde Afssaps. Diese hatte die Vermarktung, den Export und die weitere Verwendung von mit Silikongel gefüllten Brustimplantaten der Firma PIP europaweit untersagt.
Wie Maik Pommer betont, ist bislang noch nicht bewiesen, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Brustimplantat und den mindestens acht Krebs-Verdachtsfällen in Frankreich gibt. „Die Gesamtzahl der Frauen, die in Deutschland PIP-Implantate erhalten haben, ist uns nicht bekannt“, so Pommer.
Der Implantat-Pass
Die Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen glaubt nicht, dass fehlerhafte PIP-Implantate für Deutschland ein großes Thema sind. Sprecherin Kerstin van Ark: „Wir haben im April 2010 die Warnung an unsere Mitglieder weitergeleitet. Darauf haben sich zwei Chirurgen bei uns gemeldet, die mit PIP gearbeitet haben.“
Dr. Mahdi Rezai, Ärztlicher Direktor am Brustzentrum im Düsseldorfer Luisenkrankenhaus, gehört in Deutschland zu den Pionieren des Brust-Wiederaufbaus nach einer Krebserkrankung. Der Mediziner betont, dass bundesweit, „aber auch international“, drei Unternehmen beim Verkauf von Brustimplantaten die Nase vorn hätten. „Das sind die US-Unternehmen Mentor und Allergan sowie die deutsche Firma Polytech.“
Hierbei handele es sich um seit Jahrzehnten bewährte, geprüfte Produkte, betont Rezai. „Operierte Frauen bekommen übrigens immer einen Implantat-Pass, in dem steht, welches Produkt von welcher Firma verwendet wurde.“
Seit 1989 gibt es auch ein Brustimplantat-Register der deutschen Gynäkologen. Dort wird unter anderem erfasst, welche Patientin wo, welches Implantat und von welcher Firma erhalten hat. Erfasst wird sogar das Herstellungsdatum und die Chargen-Nummer, ebenso, wann und aus welchen Gründen ein Brustimplantat wieder entfernt wurde. Nach PIP-Implantaten wurde das Register nicht durchforstet, wie es auf Nachfrage unserer Zeitung heißt.