Berlin. Frauen, die sich die gefährlichen Brust-Implantate der französischen Skandalfirma PIP entfernen lassen, sollen dabei auf ihre Krankenkasse zählen können. Das Bundesgesundheitsministerium sieht die Kassen “in der Pflicht“. Eine volle Kostenübernahme ist aber offenbar nicht in allen Fällen garantiert.

Nach der offiziellen deutschen Empfehlung, Billig-Brustimplantate der französischen Firma PIP entfernen zu lassen, erwartet das Bundesgesundheitsministerium grundsätzlich eine Übernahme der Kosten durch die Krankenkassen. "Wir sehen die Kassen in der Pflicht", sagte eine Sprecherin am Samstag. Nach Angaben der größten gesetzlichen Krankenkasse Barmer GEK ist eine Kostenübernahme aber nicht in jedem Fall garantiert.

Das zuständige Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hatte am Freitag generell empfohlen, PIP-Brustimplantate vorsichtshalber entfernen zu lassen. Es gebe vermehrt Hinweise, dass auch ohne Riss des Implantats Silikon austreten kann. In Deutschland sind nach Medienberichten womöglich mehrere tausend Frauen betroffen. PIP hatte weltweit hunderttausende Brustimplantate verkauft. Die Billigkissen reißen verstärkt und rufen Entzündungen hervor.

Kostenübernahme im Einzelfall prüfen

Die Ministeriumssprecherin sagte, grundsätzlich stünden die Kassen in der Pflicht, Gesundheitsgefahren abzuwenden. In Einzelfällen könne aber womöglich davon abgewichen werden, wenn etwa die Silikonkissen im Rahmen einer reinen Schönheitsoperation eingesetzt worden seien.

Nach Auskunft der Barmer GEK müssen betroffene Frauen in diesem Fall damit rechnen, an den Kosten für eine Entfernung oder einen Ersatz der Silikonkissen beteiligt zu werden. Wenn die Implantate in reinen Schönheits-Operationen eingesetzt wurden, sei die Kostenübernahme nicht garantiert, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Dies müsse aber im Einzelfall geprüft werden.

Rücksprache mit Arzt wird empfohlen

Wenn einer Frau die PIP-Produkte aus medizinischen Gründen eingesetzt worden seien, sei eine Kostenübernahme sowohl für die Entfernung als auch für den Einsatz neuer Implantate aber "kein Problem". Betroffene sollten unbedingt mit einem Arzt Rücksprache halten, sagte der Krankenkassen-Sprecher.

In Frankreich hatten die Behörden bereits vor Weihnachten alle 30.000 betroffenen Frauen aufgefordert, sich die Prothesen entfernen zu lassen. PIP-Gründer Jean-Claude Mas hatte in einem Polizeiverhör zugegeben, drei Viertel seiner Prothesen mit einem Billig-Gel gefüllt zu haben.