Bochum/Datteln. . Es wurden mehr Fragen aufgeworfen, als geklärt. Bei der Wahrheitsfindung im Fall des gewaltsamen Todes des Hoteliers und Geschäftsmanns Klaus Kandaouroff in Datteln gibt es weiterhin keine gesicherten Erkenntnisse über die Tat und den Tathergang.
Es wurden mehr Fragen aufgeworfen, als geklärt. Bei der Wahrheitsfindung im Fall des gewaltsamen Todes des Hoteliers und Geschäftsmanns Klaus Kandaouroff in Datteln gibt es weiterhin keine gesicherten Erkenntnisse über die Tat und den Tathergang. Der Angeklagte Mladen P. (43), behauptet, der tödliche Schuss sei bei dem Raubüberfall versehentlich ausgelöst worden. Die bisherigen Stellungnahmen von Sachverständigen stellen dies in Frage. Auch die Identität des Tippgebers bleibt weiterhin im Dunkeln.
Allerdings wurde am Freitag beim 13. Verhandlungstag vor dem Bochumer Landgericht deutlich: Ohne den entscheidenden Hinweis würde die Kriminalpolizei möglicherweise noch heute nach den Tätern suchen. Denn die war, salopp ausgedrückt, mit ihrem Latein bereits fast am Ende. Alle bis dato verfolgten Spuren und Hinweisen verliefen im Sande. Auch der anonyme Hinweis, dass drei Leute am Vorabend der Tat am 28. Mai 2010, davon einer namentlich in dem Schreiben benannt, sich in einem Eiscafe über eine Waffe im Zusammenhang mit dem Raubüberfall auf Klaus Kandaouroff unterhalten hätte, brachte die Ermittler nicht weiter. Auch die Hinweise nach der Fahndung via „Aktenzeichnung XY ungelöst“, blieben, was den Raub mit Todesfolge anging, eher dürftig.
Die Mordkommission habe Ende November 2010 quasi vor der Auflösung gestanden, wie der Leiter der Mordkommission im Zeugenstand sagte. Da meldete sich ein Gladbecker Rechtsanwalt, der jemanden vertrat, der Angaben über den Fall machen könnte. Und es wurde schnell klar, worum es ging: um die Belohnung. 100 000 Euro hatte die Familie des Getöteten bereit gestellt. Was folgte, waren Gespräche zwischen dem Anwalt der Familie Kandaouroff und dem Informanten (offen ist, ob männlich oder weiblich) sowie Gespräche mit den Behörden über den Zeugenschutz.
Darin wurde klar, dass mehr als die 100 000 Euro, sondern ein Vielfaches der Summe erwartet wurde. Auf 300 000 Euro einigten sich die Anwälte. Einen Tag vor Heiligabend bescherte dieser Deal der Polizei den Namen des Informanten und die Grundlage für weitere Ermittlungen. „Zockerei“, nannte der Vorsitzende Richter Hans-Joachim Mankel das Verhalten des Informanten. Mit der Zusicherung, weder Staatsanwaltschaft noch Polizei würden die Identität des Tippgebers - „er hatte Angst um Leib und Leben“ - preisgeben, schrieb dieser am 30. Dezember 2010 den Namen Mladen P. auf einen Zettel und schob ihn während der Vernehmung den Beamten zu.
Im Januar meldete sich ein zweiter Informant. Er wollte auch die Belohnung, hätte sich aber mit 100 000 Euro zufrieden gegeben. Auch ihm wurde Anonymität zugesichert. Auch er nannte Mladen P. als einen der Täter. „Ich hatte erwartet, er würde einen anderen Namen nennen“, sagte der Leiter der Mordkommission.
Die hatte bis dato einen anderen Verdächtigen als die mitangeklagten Volker H. und Michael M. im Visier. Erst durch Observierungen und das Abhören von Telefonen fokussierte man sich auf Volker H. Dass Michael M. der Dritte im Bunde war, erfuhren die Kripo erst bei der Festnahme von Mladen P. am 17. Februar dieses Jahres. Der sei dabei sichtlich erleichtert gewesen, dass nun alles vorbei war, und habe bereitwillig Namen der Mittäter genannt.