Herne/Bochum. Im Prozess um Schreie, Schnaps und Stromstöße hat das mutmaßliche Opfer am Mittwoch vor dem Bochumer Landgericht von echter Todesangst gesprochen. „Ich hatte das Gefühl, ich kämpfe um mein Leben“, sagte der Herner, der selbst als Zeuge geladen war. „Ich hatte echte Schmerzen.“
Der verheiratete Mann war nach der Schicht (er arbeitet als Kellner) in einer Gaststätte an der Kreuzkirche gelandet. Ein Bier folgte dem nächsten, dann tauchte eine Frau aus der Nachbarschaft auf. Dass die 47-Jährige früher als Prostituierte gearbeitet haben soll, war ihm offenbar nicht bekannt.
Erst wurde geflirtet, dann ging es zu ihrem Appartement. Alle kamen mit: auch noch ein weiterer Gast und der Wirt. In der Wohnung gab es eine Flasche Bier, dann verschwanden Wirt und Gastgeberin im Schlafzimmer. „Mein Gott, wo bin ich denn hier reingeraten“, will sich der Kellner damals gedacht haben. So weit ist man sich einig.
Was dann passierte, ist umstritten. Der Kellner behauptet, dass die 47-Jährige nach kurzer Zeit praktisch nackt im Wohnzimmer erschienen ist – und da habe er wohl einen schäbigen Satz gesagt. Die Reaktion ließ dann angeblich auch nicht lange auf sich warten. „Ich wurde gekratzt, dann bekam ich Stromstöße.“ Und beraubt habe man ihn auch – rund 300 Euro plus Handy. „Ich habe nur noch laut um Hilfe geschrien“, sagte der Herner vor der 7. Strafkammer. „Ich dachte, ich komme da nicht mehr aus der Wohnung heraus.“ Erst als die Polizei geklingelt habe, hätte man die Wohnungstür aufgeschlossen und ihn in den Hausflur gelassen.
Die 47-Jährige schilderte den Vorfall jedoch ganz anders. „Er hat gefaselt, dass er mich liebe und sich aufgeregt, was ich für ein Leben führe.“ Dann sei er aggressiv geworden, habe sie gewürgt. Deshalb die Stromstöße.
Das Problem für die Richter: In der Tatnacht war jede Menge Alkohol im Spiel. Die Tochter der 47-Jährigen ist ebenfalls angeklagt. Sie soll den Kellner damals mit einem Baseballschläger attackiert haben. Der Prozess wird fortgesetzt.