Bochum/Herne/Witten. .
Der Evangelische Verbund Ruhr, eine Fusion von Diakonie Ruhr (Bochum) und Evangelischer Krankenhausgemeinschaft (Herne) ist mit 4700 Mitarbeitern ein neuer Riese in der Gesundheitswirtschaft. Verdi kritisiert den Zusammenschluss.
Es ist ein Riese, nicht nur in der Gesundheitswirtschaft, der da entstanden ist. Durch die Fusion von Diakonie Ruhr (Bochum) und Evangelischer Krankenhausgemeinschaft (Herne) ist der Evangelische Verbund Ruhr (EVR) entstanden, so der Name der neuen Holding, einer der größten Arbeitgeber im Ruhrgebiet. Sitz des Unternehmens, in dem 4700 Menschen beschäftigt sind, ist Herne. Auch Witten sitzt mit im Boot.
Es sei eine Fusion auf Augenhöhe, die Gründe seien nicht wirtschaftlich, sondern allein strategisch, betonten gestern bei der Vorstellung des EVR die Geschäftsführer Werner Neveling (Diakonie Ruhr) und Heinz-Werner Bitter (Ev. Krankenhausgemeinschaft). Sie leiten die neue Holding gemeinsam, die beiden Unternehmen sollen auch künftig unabhängig agieren. Durch die Fusion soll ein umfassendes, städteübergreifendes Leistungsangebot mit Pflege „aus einem Guss“ entstehen.
Verdi liegt die Fusion schwer im Magen
In die „Ehe“ bringt die Diakonie Ruhr unter anderem die Alten-, Behindertenpflege und Suchthilfe sowie das Evangelische Krankenhaus Witten ein, dessen Geschäftsführer Heinz-Werner Bitter ist. Die Evangelische Krankenhausgemeinschaft ist unter anderem mit drei Krankenhäusern in Herne, Wanne-Eickel und Castrop-Rauxel dabei. Umfassendere Gesundheits- und Versorgungsleistungen vor Ort, so Bitter und Neveling, seien die Konsequenz. Außerdem soll die Verzahnung von Altersmedizin mit ambulanten, teilstationären und stationären Angeboten der Altenpflege verbessert werden.
Durch den Zusammenschluss, so die zwei Geschäftsführer, entstünden für die Mitarbeiter keinerlei Nachteile. Weder würden Stellen eingespart noch Beschäftigte umgruppiert. Auch bei Neueinstellungen würden Mitarbeiter die in ihren Bereichen übliche Besoldung erhalten.
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Verdi liegt die Fusion dagegen weiterhin schwer im Magen. Sie sei hinter verschlossenen Türen vorbereitet worden, der Gewerkschaft zudem ein von ihr gewünschter Sitz im neuen Aufsichtsrat verwehrt worden, kritisiert Verdi-Sekretärin Agnes Westerheide. Nicht zuletzt wirft sie der Evangelischen Kirche in diesem Zusammenhang einmal mehr „Rosinenpickerei“ vor.
„Wir zahlen keine Dumping-Löhne.“
Würden etwa die Alt-Beschäftigten der Diakonie Ruhr nach Bundes-Angestellten-Tarifvertrag kirchlicher Fassung (BAT KF) bezahlt, erhielten Neulinge in ausgelagerten Gesellschaften „Billiglöhne“, so Westerheide. Für Mitarbeiter im ambulanten Pflegedienst etwa gelte die „grottenschlechte“ Arbeitsvertragsrichtlinie (AVR) Berlin-Brandenburg.
Diesen Vorwurf wollten die Verantwortlichen am Mittwoch so nicht stehen lassen. Günther Barenhoff, Vorstandssprecher der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe, betonte: „Wir zahlen keine Dumping-Löhne.“ Und Geschäftsführer Werner Neveling verwies darauf, dass die AVR Berlin-Brandenburg schließlich mit Verdi ausgehandelt worden sei.