Herne. .
Wenn Freitag der englische Prinz William seine Kate heiratet, sind Andy Tess und Mike Moltzen nicht dabei. Und das, obwohl sie alle Anforderungen erfüllen, um auf der erlesenen Gästeliste aufzutauchen: Sie sind Großgrundbesitzer in Schottland und Künstler für Hochzeitsgesellschaften.
Tess und Moltzen sind das Unterhaltungs-Duo „Schwarzbrenner“. Und ihr Großgrundbesitz: 1,3 Quadratmeter. „Weit oben“, erklärt Andy Tess, „in der Nähe von Loch Ness“, da liege ihr Land. Mitten in den schottischen Highlands also. Wie echte Großgrundbesitzer hat das Duo den Besitz angehäuft. Erst kaufte Tess – der mit bürgerlichem Namen Jürgen Funke heißt – einen Quadratmeter für 99 Euro, dann zog Moltzen nach, erwarb weitere 30 Quadratzentimeter für 59 Euro. Das Ganze: natürlich ein Gag.
„Ich fand das einfach lustig“, erklärt Andy Tess. Zudem sprang noch etwas dabei heraus: Denn Moltzen und Tess waren nicht die einzigen, die schottisches Land kauften. Vielmehr wurden Teile der Highlands systematisch zerstückelt, um sie vor der Bebauung zu schützen. Und damit nicht genug, mit dem Kauf durften sich die neuen Besitzer auch noch mit einem Titel schmücken: Laird of Scotland. „Ich musste erst mal sehen, wie man das ausspricht“, sagt Tess. Jetzt weiß er es und macht es gleich mal vor. Es klingt ein wenig so wie „Löart“ und heißt im Grunde genau so viel wie: Großgrundbesitzer.
Unterhaltung und Schlager
Eigentlich die Steilvorlage für einen Künstlernamen, aber Moltzen und Tess hatten da längst einen. Sie nennen sich Schwarzbrenner. Als Duo stehen sie auf der Bühne, bieten „Unterhaltung und Schlager“, wie DJ und Sänger Mike Moltzen erklärt. „Schlager, so wie Schlager eben“, sagt er und fügt hinzu: „Unterhaltung ist mehr Ballermann.“ Ein Vergleich, der wohl keiner Erklärung bedarf. Allerdings: „Dieses Unter-der-Gürtellinie machen wir nicht mit“, sagt Tess. „Wenn du von einer Nummer überzeugt bist, kannst du sie auch verkaufen.“ Sonst nicht. „Du musst noch du selbst sein“, ergänzt Mike Moltzen.
Und das immer und an jedem Ort. Auf Stadtfesten ist das Duo genau so zu Hause wie im Fernsehstudio und auf der Hochzeitsfeierlichkeit. Da immer wieder gegen die Klischees ankämpfen zu müssen, ist vorprogrammiert. „Wenn die schon fragen, ob wir eine Orgel dabei haben“: Andy Tess schüttelt den Kopf. Dem Stereotyp des Alleinunterhalters mit Glitzeranzug und Keyboard will das Duo unter keinen Umständen entsprechen. „Glitzeranzüge haben wir zwar auch, aber den ganzen Tag da stehen“, Andy Tess imitiert einen Tastenanschlag, „das geht gar nicht.“
Hätten die Hochzeitsplaner in London das mal gewusst. Aber vielleicht lädt Prinz William das Duo ja zum ersten Hochzeitstag ein. Sollte sich der Thronfolger die Sache mit Kate bis dahin noch mal anders überlegen, müsste er auf die Schwarzbrenner verzichten.
Denn die Unterhaltungskünstler haben einen obersten Grundsatz. Tess: „Ich spiel’ auf jeder Hochzeit – nur zur Scheidung komme ich nicht.“