Herne. .
Lieselotte Miericke sitzt am Esstisch in ihrem Wohnzimmer und lacht. Über das, was ihr Ehemann Heinz erzählt. Wenn Heinz erzählt, tut er das mit großem Enthusiasmus. Lieselotte und Heinz Miericke kennen sich fast ihr ganzes Leben lang.
„In den Ferien bin ich immer zu der Oma nach Berlin gefahren“, erinnert sich die 86-jährige Hernerin. Dort traf sie Heinz. „Bei der ersten Begegnung müssen wir so sieben, acht Jahre alt gewesen sein. Als Kinder schon haben wir im Garten miteinander gespielt“.
Die erste bewusste Begegnung im Erwachsenenalter hatte lang anhaltende Folgen: 65 Jahre sind Heinz und Lieselotte Miericke heute verheiratet – Eiserne Hochzeit. „Wir haben immer eine Minute vor elf hier den Zug genommen und waren um sechs Uhr morgens in Berlin-Zoo. Immer, wenn ich die Siegessäule sah, wusste ich, wir sind gleich da“, erinnert sich Lieselotte Miericke. So auch 1943, als sich das Mädchen aus dem Ruhrgebiet und der Berliner Junge auf einer Beerdigung wiedersahen. „Ich sah sie und dachte: Die Kleine könnte man sich an Land ziehen. Es hat sofort gefunkt“, sagt Heinz. Lieselotte fuhr von nun an noch häufiger zu ihrer Großmutter, am 1. Mai 1944 wurde in Berlin Verlobung gefeiert.
Heinz Miericke war zu diesem Zeitpunkt Dreher in einem Unternehmen, das Rolltreppen für U-Bahnen oder Kaufhäuser herstellt. Der Krieg war es, der ihn, wie so viele andere, aus seinem gewohnten Leben riss. „Ganz plötzlich wurde ich eingezogen“, erinnert sich Miericke. Zunächst wurde er in Spandau auf seinen Einsatz vorbereitet, dann ging es nach Polen und schließlich nach Frankreich, ins Elsass, wo Heinz Miericke am 5. Januar 1945 verwundet wurde. Er geriet in Gefangenschaft. Aber er hatte Glück: „Ich war im ersten Lazarett und konnte als einer der ersten nach Hause, Richtung Bayern“, berichtet der Rentner. An einem Samstag im September 1945 sahen sich Lieselotte und Heinz Miericke wieder. Sie blieben im Ruhrgebiet und heirateten am 14. Dezember 1945. Nach sechs Wochen fand Heinz Miericke Arbeit im Maschinenamt an der Wasserstraße. „Hätte ich keine andere Arbeit als im Bergbau gefunden, wären wir wohl nach Berlin gegangen“, sagt Heinz, der einmal mit seinem Schwiegervater unter Tage gefahren ist. „Wenn ich da noch mal runter muss, gehe ich zu Fuß nach Spandau“, hatte Heinz Miericke damals gesagt.
1947 brachte Lieselotte Miericke Tochter Anneliese zur Welt. 1954 folgte Nesthäkchen Ingrid. Die Töchter stehen den Mierickes noch heute bedingungslos zur Seite. „Das, was die Eltern nicht mehr leisten können, versuchen wir auszugleichen.Wir wollen den Eltern etwas zurückzugeben“, sagt Ingrid Miericke. In Zukunft wollen die Töchter auch die Einkaufsfahrten übernehmen. Noch macht das Heinz Miericke. „Wir haben eine klare Aufgabenteilung“, erklärt Heinz. Auto fährt er seit fünf Jahren nicht mehr. Die Einkäufe erledigt er zu Fuß mit einem Handwagen.