Herne/Bochum. Die Mitteilung des Bochumer Recyclingunternehmens Kost hatte einen versöhnlichen Unterton: Man werde sich natürlich an die von der Kommunalaufsicht verordnete Drei-Schritt-Strategie zur Reduzierung des Gestanks in Bochum und Herne halten, das Wetter aber sorge für eine Verzögerung.

Konkret, so kündigte das Unternehmen an, werde die Erhöhung eines Schornsteins nicht fristgerecht fertig. In Folge des strengen Winters „konnten die Fundamentierungsarbeiten nicht zeitplanmäßig durchgeführt werden”, so Hellhammer. Der Schornstein soll nun nicht wie gefordert am 6. April, sondern erst am 4. Mai fertig sein. Kost bedauere die Verzögerung und bitte die Nachbarschaft „ausdrücklich um Verständnis”.

Die vom Gestank in Riemke sowie im Herner Süden geplagten Anwohner haben aber nach Jahren der Gegenwehr nicht mehr viel Verständnis übrig: Ihren Recherchen zufolge sei auch gar nicht das Wetter verantwortlich für die Verzögerung. „Kost hat für die Erhöhung des Schornsteins noch gar keinen Bauantrag gestellt”, so Stefan Fleischmann von der Interessengemeinschaft Gartensiedlung. Eine Aussage, die der Bochumer Stadtbaurat Ernst Kratzsch auf WAZ-Anfrage bestätigt: „Uns liegt kein Antrag vor.” Aber natürlich sei ein solcher Antrag, wenn er denn komme, genehmigungsfähig.

Die Fristen gelten, sagt die Bezirksregierung

Die Bezirksregierung in Arnsberg – dort war das Thema im Oktober zur Chefsache erklärt worden– macht deutlich: Die gesetzten Fristen seien gültig. Wenn Kost aus welchen Gründen auch immer nicht in der Lage sei, diese einzuhalten, müsse das Unternehmen einen begründeten, schriftlichen Antrag stellen, so Sprecher Jörg A. Linden.

Die Anwohner können das neuerliche Hin und Her kaum noch begreifen. „Jetzt sollen wir anscheinend wieder zum Narren gehalten werden”, sagt Richard Blome. Man könne sich schon ausmalen, wie die Sache weitergehe. Noch eine Fristverlängerung und noch eine. „Wir haben das Gefühl, dass Arnsberg dem Druck von Kost nicht nachgeben darf.”

Überlebt Unternehmen Umsetzung der Strategie nicht?

Dass Druck im Kessel ist, entnehmen die Anwohner aus dem Text der Ordnungsverfügung, die dem Recycling-Unternehmen im Dezember 2009 zugegangen ist und der WAZ vorliegt. Dort heißt es, dass die Firma die vollständige Umsetzung der Drei-Schritt-Strategie wirtschaftlich nicht überleben würde. Kost hatte deshalb einen gesetzlich zulässigen Austausch der Mittel vorgeschlagen, was Arnsberg akzeptierte. Darüber hinaus wurde Strategie-Schritt 1 (Abfall-Lagerung und Umgang mit Abfällen im Freien) mit Ausnahmen versehen. „Diese Ausnahmen führen dazu, dass die Abfallarten, die vorher im Freien lagerten, auch weiterhin dort lagern dürfen”, sagt Richard Blome.

Blome geht längst davon aus, dass die gesamte Strategie zur Geruchsminderung nicht greifen werde. „Das Gesetz schützt uns ganz klar vor erheblichen Belästigungen, es muss aber auch angewendet und umgesetzt werden.” Sämtliche Anordnungen und Aktionen der Kommunalaufsicht hätten bisher zu keiner Verbesserung geführt. Nach zweieinhalb Jahren angeblicher intensiver Bemühungen sei dies einfach nur enttäuschend.