Herne. Die Akademie Mont-Cenis in Herne streicht ihr Kulturprogramm mit Musik, Lesungen und Kabarett. Das sorgt für Kritik. Was dahintersteckt.

„Entspannung, Begegnung, Spaß“: Das, so wirbt die Herner Akademie Mont-Cenis auf ihrer Internetseite, bieten die kostenlosen Kulturveranstaltungen in dem Gebäude. Damit dürfte nun Schluss sein: Die Einrichtung will ihr Programm „Kultur in der Akademie“ streichen - aus Kostengründen.

Wie Elfi Fankideiski-König, Fachbereichsleiterin der Akademie Mont-Cenis, gegenüber der WAZ bestätigt, soll das Kulturprogramm nun vor den Sommerferien eingestellt werden. Grund seien „Sparmaßnahmen“, von denen „auch die Akademie betroffen sei“. Näher ins Detail gehen will sie nicht. Hintergrund: Das Fortbildungsinstitut in Sodingen gehört dem Land und wird seit 2000 vom Innenministerium betrieben. Bedienstete können unter dem riesigen Glasdach an Seminaren teilnehmen, sich fortbilden und auch übernachten. Seit 2015 bietet die Akademie montags mindestens zweimal im Monat einen Mix aus Livemusik, Lesungen und Kabarett an - für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Seminare, aber auch für die Bürgerinnen und Bürger.

Eine von unzähligen Bands, die in der Akademie auftraten, war 2017 die Herner Gruppe CR+ um Christian Ribbe (Mitte).
Eine von unzähligen Bands, die in der Akademie auftraten, war 2017 die Herner Gruppe CR+ um Christian Ribbe (Mitte). © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Das Angebot, sagt Fankideiski-König, werde gut angenommen, auch von Hernerinnen und Hernern. Mediterranes Klima und ein Catering gehören dazu. „Ich darf mit Stolz sagen: Damit haben wir uns einen kleinen Namen gemacht“, fügt sie an. Künstlerinnen und Künstler aus der Region und ganz Deutschland, aber auch aus vielen anderen Ländern gaben in den vergangenen Jahren ihr Stelldichein. Nun stehen nur noch zwei Gastspiele auf dem Terminplan: „Das Reifegerste Trio“ (10. Juni) und „Das Jochen Schrumpf Trio“ (17. Juni) spielen Popsongs. Ein Hintertürchen gibt es aber möglicherweise doch noch: Die Akademie versuche, auch künftig Kultur anbieten zu können, sagt Fankideiski-König. Kosten dürfe das Ganze aber nichts, alles müsse „kostenneutral“ sein. Dazu liefen Gespräche. Einzelheiten auch dazu: noch nicht.

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Sodingens Bezirksbürgermeister Mathias Grunert zeigt sich enttäuscht von dem bevorstehenden Aus. Das Kulturangebot sei hochattraktiv und vielseitig und von den Verantwortlichen mit großem Engagement auf die Beine gestellt worden, sagt er auf Anfrage der WAZ. Es habe längst „einen festen Platz im Leben unseres Stadtteils erobert“. Nicht zuletzt sei das niederschwellige Angebot „immer auch ein Zeichen für die Öffnung der Akademie Mont-Cenis hin zum Stadtteil Sodingen mit seinen Menschen“.

Enttäuscht: Sodingens Bezirksbürgermeister Mathias Grunert.
Enttäuscht: Sodingens Bezirksbürgermeister Mathias Grunert. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

In diesem Zusammenhang kritisiert der Bezirksbürgermeister nicht zuletzt auch das Land. Die Entscheidung der Akademie-Leitung sei Folge „des Spardiktats der Landesregierung“. Sie habe vorgegeben, die Ausgaben in allen Ministerien um zehn Prozent zu senken. „Dass jedoch bei einem vergleichsweise kleinen finanziellen Posten und einem kostenlosen Kulturprogramm nun 100 Prozent gespart werden soll, halte ich für grundlegend falsch“, fügt der SPD-Politiker an. Bleibe es bei dem Aus, dann verliere Sodingen „einen wichtigen sozialen Treffpunkt“.

>>> Stadt zog sich aus dem Gebäude zurück

  • Die Akademie Mont-Cenis wurde im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Emscherpark (IBA) nach den Entwürfen der Architekten Jourda & Perraudin gebaut. Die Konstruktion einer Hülle aus Glas und Holz mit Gebäuden im Innern wurde im Jahr 2000 neue Heimat der Fortbildungsakademie des Landes. Dazu gehören 14 Seminarräume, 170 Hotelzimmer und eine eigene Mensa. Im Innern sind die Temperaturen durchschnittlich 5 Grad Celsius höher als draußen. Eine computergesteuerte Lüftung ermöglicht einen Wärmeaustausch ohne zusätzliche Energie. Wasserspiele, Erdkanäle und Tore verhindern im Sommer ein Überhitzen.
  • Zuletzt hatte sich die Stadt komplett aus dem Gebäude zurückgezogen und gab seine Anteile an das Land ab, das die Akademie nun ganz allein betreibt. Zuletzt gehörten der Stadt unter dem Glasdach Kegelbau, Bürogebäude und Bürgersaal. In dem Kegelbau war früher eine Stadtteilbibliothek untergebracht, der Bürgersaal wurde von Vereinen und Verbänden für Veranstaltungen, aber auch von der Bezirksvertretung Sodingen für die Sitzungen genutzt.