Herne. Susanne Atanaskovic war im Herner Imbiss Speckmann‘s Kult. Jetzt hat sich die 55-Jährige selbstständig gemacht. Und die Fans sind zur Stelle.

Currywurst-Pommes bei Imbiss Speckmann‘s an der Sodinger Straße war echter Kult, weit über Hernes Grenzen hinaus. Nach über 50 Jahren war 2018 plötzlich Schluss - und viele Stammgäste waren traurig. Jetzt geht’s mit einem bekannten Speckmann-Original in einer Neuauflage weiter. In der Herner City hat sich Susanne Atanaskovic, mehr als 20 Jahren eines der Gesichter von Speckmann, mit dem „Holzkohle Grill“ selbständig gemacht. Wie es dazu kam, sagt die 55-Jährige im Interview.

Wie lange waren Sie Teil des Kult-Imbisses Speckmann‘s?

Susanne Atanaskovic: Gefühlt schon immer. Faktisch 21 Jahre lang, ich habe dort gelernt und bin bis zum letzten Tag geblieben. Ende war am 31. März 2018. Da gab es sehr viele Tränen von allen Seiten.

Die gelernte Maschinenschlosserin Susanne Atanaskovic arbeitet seit fast 30 Jahren als Imbissverkäuferin. Nun hat sie in Herne einen eigenen Betrieb.
Die gelernte Maschinenschlosserin Susanne Atanaskovic arbeitet seit fast 30 Jahren als Imbissverkäuferin. Nun hat sie in Herne einen eigenen Betrieb. © WAZ | Thorsten Hup

War die Speckmann‘s-Currywurst wirklich so besonders?

Wow, vor allem die Currysoße. Alle waren verrückt danach. Sogar ein großer Fernsehsender hat dafür eine Auszeichnung vergeben. Die Rezeptur von unserem verstorbenen Chef war geheim und echte Magie. Können und Handarbeit. Keiner kann es sich vorstellen, die Kunden kamen aus ganz Deutschland, sogar aus der Schweiz. Wir mussten die Soße oft extra abfüllen in mitgebrachte Glasschalen.

Ihnen wurde das Geheim-Rezept verraten?

Nein, leider nicht. Aber in über 20 Jahren habe ich genau aufgepasst (lacht). Ehemalige Speckmann-Kunden kommen jetzt zu mir und sagen, es schmecke wie immer. Nichts kann mich glücklicher machen.

Was war die Initialzündung, einen eigenen Imbiss zu eröffnen?

Es war schon immer mein Wunsch. Bei Speckmann fragten viele Kunden, ob mir der Laden gehöre. Ich musste verneinen, habe aber immer mit 100 Prozent Freude und meinem ganzem Herz Pommes & Co verkauft. Dann kam meine Chance mit der Übernahme eines eigenen Ladens.

Geht’s in Ihrem Imbiss nur um die Wurst?

Nein, wir haben sogar komplett vegane Pommes aus einer konsequent getrennten Fritteuse. Das ist ein richtiger Hit in der Szene, auch viele muslimische Gäste kommen extra deshalb. Auch kranke Leute wissen unsere Vegan-Pommes sehr zu schätzen, wenn sie keinen noch so kleinen Kontakt zu Fleisch vertragen.

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Was sind die Bestseller?

Pommes, Brat- und Currywurst laufen 1A. Aber noch heißer sind hier viele auf unser selbst gemachtes Schaschlik. Das ist manchmal ausverkauft. Die Schnitzel mit Jägersoße sind auch Renner.

Ihre Preise scheinen mit 2,20 Euro für Pommes und 3,50 Euro für eine Currywurst im Verhältnis noch günstig?

Ich möchte, dass nichts übertrieben ist. Leben und leben lassen. Alle sollen auch preislich gerne wiederkommen. Was nutzen mir denn 50 Cent mehr pro Bratwurst, wenn der Opa um die Ecke sich das nicht mehr leisten kann oder will?

Wer isst bei Ihnen?

Von jung bis alt, alle Schichten. In Jogginghose wie bei Dittsche im TV oder auch mit Schlips und Kragen. In der Mittagspause sind mal nette Kunden von der Sparkasse da oder Immobilienleute, auch Jugendliche nach Schulschluss kommen. Letztens war eine uralte Dame hier, die leider mitten beim Essen umkippte. Alles ging gut aus: Dem Sanitäter sagte sie, sie könne einfach nicht auf ihre geliebten Pommes-Mayo verzichten.

Der Imbiss-Name „Hokzkohle Grill“ ist Programm?

Na klar, und man schmeckt es wirklich. Unsere Rostbratwürstchen werden vom Metzger übrigens extra mit bestem Natur-Darm hergestellt, das ist perfekt für den Holzkohle-Grill, sonst platzen sie auf. Unsere Würste haben übrigens 15 Prozent Putenfleisch-Anteil und kommen aus der Region, aus Bocholt.

Letzter Öffnungstag vor der Schließung am 31. März 2018: Susanne Atanaskovic (rechts) mit ihrer damaligen Kollegin und Evi Gounasaki.
Letzter Öffnungstag vor der Schließung am 31. März 2018: Susanne Atanaskovic (rechts) mit ihrer damaligen Kollegin und Evi Gounasaki. © FUNKE Foto Services | Franz Naskrent

Der Sommer naht, wie halten Sie es bei 35 Grad Hitze am noch viel heißeren Grill aus?

Ganz einfach: man ist dran gewöhnt, meine Damen und ich auch. Ob man es glaubt oder nicht: Das macht uns nichts aus, wirklich nicht. Vor allem, wenn es läuft und Kunden da sind, merkt man es gar nicht. Aber wir trinken viel. Erst am Abend ist man dann erschöpft.

Es fällt auf: Sie haben keine Website und auch keine Social-Media-Kanäle?

Ich will das ganz bewusst nicht. Ohne überheblich zu sein, ich brauche das auch nicht. Wir machen Würstchen und Pommes und keine Marketingstrategien.

Hat denn einer der Speckmann‘s-Eigentümer schon bei Ihnen vorbeigeschaut?

Ja, meine damalige Chefin kam zu Besuch und war begeistert. Sie hat auch unsere Currysoße probiert und hätte am liebsten etwas in der Glasschale mitgenommen.

Holzkohle-Grill, Bahnhofstraße 60, gegenüber Mayersche Buchhandlung. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 12 bis 18, Samstag 12 bis 16 Uhr. Sonntag geschlossen.