Herne. Rätselhaft oder romantisch? Eigentlich egal: Mit dem E-Roller durch Herne cruisen, macht Riesenspaß. Was man bei Ruhrroller alles erleben kann.
Das erste Jubiläum ist geschafft: Fünf Jahre ist „Ruhrroller“ jetzt alt. Das Unternehmen aus Herne bietet Touren mit stylishen Elektrorollern an. Außerdem verleiht es die Retroflitzer. Höchste Zeit für einen Ausflug! Was Ruhrroller ist - und was man auf einer Tour so alles erleben kann.
Das Unternehmen
Hinter Ruhrroller steckt Christina Zyweck. Die 50-Jährige ist das Gesicht des kleinen Unternehmens, ihr Mann Michael (59) unterstützt sie dabei. Das Ehepaar, beide gelernte Verwaltungsangestellte, wohnt in der Belgorodstraße in Unser Fritz. Christina Zyweck hat Ruhrroller 2019 als Start-up gegründet, quasi als Zweitjob aus Leidenschaft. Mit zwei Rollern hat sie angefangen, jetzt schickt sie bei ihren Touren sechs auf die Strecke. Im Angebot haben sie Emco-Roller, den „Mercedes unter den E-Rollern“, wie sie sagt. Sie sind im Retrostyle der 1960-er Jahre gehalten, allesamt mintgrün, vier PS stark und bis 45 km/h schnell. Die Akkus unterm Sitz schaffen bis zu 100 Kilometer, und fürs Fahren genügt der Pkw-Führerschein. Wer will, kann hinten drauf auch jemanden mitnehmen.
Das Angebot
Vom Tagestarif (50 Euro) bis Monatstarif (200 Euro) ist (fast) alles möglich. Der Verleih erfolgt nicht per App, sondern persönlich in Unser Fritz. Darüber hinaus bieten die Zywecks regelmäßig Touren an. „Lost Places“ heißt die rätselhafte, „Sunset“ die romantische. Außerdem veranstalten sie Picknick-Trips. Und wer will, kann auch Touren-Wünsche für die eigene Familie, die Freunde oder den Verein äußern. Sightseeing in Herne? Auf den Spuren des Fußballs im Revier? Kein Ding. Los geht es mit bis zu sechs Rollern, 75 beziehungsweise 85 Euro kosten die etwa vierstündigen Touren pro Person, Beifahrerinnen und Beifahrer zahlen 55 Euro. Dazu gehören neben dem Helm unter anderem auch Erfrischungen und Snacks.
Die Tour
Die erste Tour im Jubiläumsjahr ist Anfang Mai die Lost-Places-Tour. Treffpunkt ist am Nachmittag am Heimatmuseum Unser Fritz. Christina und Michael Zyweck geben eine kleine Einführung, erklären die Roller: So gibt man Gas, so blinkt man, so bremst man - kinderleicht, auch für Anfängerinnen und Anfänger. Mehr muss man gar nicht wissen. Und dann geht schon es in der Kolonne los, gefahren wird langsam und versetzt, also nicht direkt hintereinander. „Wie eine Rockerbande“, erklärt Michael Zyweck. Das Tempo ist gemächlich, meist etwas über 30 km/h. Was schnell auffällt: Die Menschen am Wegesrand winken. Anfangs denkt man noch: Kenne ich den? Das muss nicht sein: Fußgängerinnen und Fußgänger staunen über die mintgrüne Kolonne und nehmen Anteil. Nicht wundern: Auch viele Autofahrerinnen und Autofahrer hupen - nicht, weil sie sich über den langsamen Lindwurm ärgern, sondern um ebenfalls mal kurz „Hallo“ zu sagen.
Die Ziele
Das Cruisen macht Riesenspaß. Aber es gibt ja unterwegs auch noch viel zu sehen! Von Unser Fritz geht‘s nach Gelsenkirchen, durch Bismarck, Ückendorf und Bulmke-Hüllen, dann durch Röhlinghausen, Wanne-Süd, Baukau, Herne-Mitte, Crange und zurück. „Lost Places“, also vergessene Orte, gibt es reichlich auf der Tour. Gespenstisch ist es etwa in der versteckt gelegenen, zugewucherten Gelsenkirchener Zentrale der Kokerei Alma, verwunschen auf dem verwilderten Areal der aufgegebenen Rennstrecke Metrodom in Ückendorf, und überraschend in einem Hinterhof in Altenhöfen, in dem plötzlich ein masurisches Gebetshaus steht. Gut ein Dutzend „Lost Places“ steuern die beiden Tourguides an. „Ich kann euch nicht versprechen, ob wir überall reinkommen“, hat Michael Zyweck zum Start angekündigt. Und richtig: Ein, zwei Orte, die sonst offen stehen, sind diesmal dicht, andere dafür plötzlich zugänglich. Und zwei, drei Plätze schaut man sowieso nur vom Rollersitz aus an, den zigarrenförmigen Hochbunker an der Roonstraße etwa, der mit dem Lidl-Schild obendrauf, oder die Zeche Consol in Gelsenkirchen. An allen Stationen geben die Guides Informationen über die Geschichte des Ortes.
Die Pause
Wer vier Stunden unterwegs ist, der braucht auch eine Pause! Das wissen die Zywecks, die für den kleinen Durst zwischendurch im Transportkorb immer auch Mineralwasser-Flaschen für ihre Gäste dabei haben. Diesmal geht‘s zum Eis essen an den Röhlinghauser Markt. „Das haben wir uns verdient“, sagt Michael Zyweck und schiebt vor der Gelateria Imola kurzerhand zwei Tische zusammen. Die sechs Gäste, alle von auswärts, dürfen bestellen, was sie wollen. Fast alle sind sich einig: Spaghetti-Eis! Das Ruhrroller-Duo macht für die Pause aber auch schon mal woanders Station. Dann gibt‘s eben Currywurst oder Pommes.
Und sonst?
Wird die Truppe zum Ende von einem heftigen Schauer überrascht. Gerechnet hat damit niemand, denn die Wettervorhersage hat Regen erst für viel später am Abend angekündigt. Wenn es klar sei, dass es regne, dann würden Touren verschoben, sagen die Guides. Noch nie, sagen sie, hat es auf einer ihrer Fahrten richtig geregnet. War ja klar: Die Premiere trifft uns. Egal: Der Truppe macht der Wolkenbruch wenig aus. Am Ende sind alle nass - aber happy. Tenor der Gäste: Das war klasse!
Weitere Informationen
Detaillierte Infos zu den Rollern, den Touren, dem Verleih und den Preisen gibt‘s im Internet auf ruhrroller.de.