Herne. Abstruse Straßenbezeichnungen gibt es in Herne einige: „Am Knie“, „Straße des Bohrhammers“ und „Koksstraße“. Woher kommen die Namen?
Wer in Herne und Wanne-Eickel auf Straßen mit den Namen „Am Katzenbuckel“, „Koksstraße“ oder „Am Knie“ wohnt, wird wohlmöglich den ein oder anderen Spruch über sich ergehen lassen müssen. Wo die Anwohner selbst wahrscheinlich nicht mehr über ihren Straßennamen lachen können, bringen die teils abstruse Bezeichnungen andere eventuell zum Schmunzeln.
Und zeitgleich kommt die Frage auf: Warum heißen die Straßen so? Aufschluss darüber gibt ein rund 784-seitiger Wälzer des Stadtarchivs Herne aus 1997. Hier machten sich vier Autoren die Mühe, die historischen Geschichten aller damaligen Straßen aus Herne zu verschriftlichen. Wir werfen einen Blick hinein.
„Am Katzenbuckel“ in Herne-Sodingen
Mit ihrem gekrümmten Verlauf erinnere die Straße „Am Katzenbuckel“ an den Buckel einer Katze. Ihre Einmündungen an der Kirch- und der Vellwigstraße liegen zwischen 65 und 67 Meter über Normalnull, wohingegen die Straße ab der Mitte bei 69,13 Meter über Normalnull liegt. Eine Steigung der Landschaft, die zur Namensgebung 1969 führte.
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„In der Falsche“ in Herne-Sodingen
Zum Straßennamen „In der Falsche“ gibt es laut Stadtarchiv keine sichere Erklärung, woher er stammen könnte. Es wird allerdings vermutet, dass er dem Westfälischen entspringt. Die Straße könnte einmal „In der Falschheit“ geheißen haben. „Flasche“, die Kurzform für „Falschheit“. Dabei habe die „Falschheit“ aber eine andere Bedeutung als heute. Der erste Teil des Wortes könnte für die fahle Farbe eines Feldflurs stehen, der zweite Teil „scheit“ für einen Erdhügel.
„Am Knie“ in Herne-Sodingen
Auch hier hat die Straße „Am Knie“ ihren Namen dem Verlauf zu verdanken: Sie verläuft rechtwinklig und erinnert so an die Beugung eines Knies. Das müssen Arne Strey und Gérard Alexi erstmal erklären, wenn sie Fremden ihre Adresse nennen. Die beiden jungen Männer wohnen auf der Straße und kommen am Telefon hin und wieder in Erklärungsnot. „Ab und zu bekommt man nochmal ein paar Kommentare, wenn man was bestellt, von wegen: ‚Wie, am Knie? Wie DAS Knie?‘ “, schildert Gérard Alexi. Arne Strey habe sich an die Bemerkungen in zwischen gewöhnt und ist mit seinem Wohnort zufrieden.
„Am Frauenplan“ in Herne-Mitte
Auf Wunsch des Bekleidungswerkes „Wienands & Teichmüller“ wurde die Straße 1949 „Am Frauenplan“ genannt, da die Straße direkt zum Werk führte. Sie stellten Damenoberbekleidung, insbesondere Damenmäntel und -kleider, her.
„Auf der Insel“ in Herne-Mitte
Die Lösung des Namenrätsels zu „Auf der Insel“ findet man im Gewässer: Der Ostbach teilte sich früher in zwei Arme auf, „Umflutgraben“ und „Wiescher Mühlenbach“, und verlief damals in der Gegend der Schiller- und Mont-Cenis-Straße. Die beiden Arme des Bachs schlossen eine Insel ein, die schon vor offizieller Benennung in 1911 im Volksmund „Auf der Insel“ genannt wurde. Noch heute kann man anhand von Ablagerungen in den Erdschichten erkennen, dass die Straße früher im Wasser lag.
„Straße des Bohrhammers“ in Herne-Mitte
Der Druckluft-Bohrhammer der Firma Flottmann verleiht der Straße „Straße des Bohrhammers“ in Herne-Mitte ihren Namen. Hinter dem Bohrhammer mit Kugelsteuerung und selbstständiger Umsetzung steckten viele Jahre Forschungsarbeit. Ein kaiserliches Patent erhielt die Erfindung im Jahre 1904. Der Bohrhammer mit Kugelsteuerung gilt als Revolution im Berg- und Verkehrsbau. Rund eine Millionen Exemplare wurden in die ganze Welt verkauft.
„Koksstraße“ in Herne-Mitte
Mit Drogen und Rauschmittel hat die Benennung der „Koksstraße“ in Herne-Mitte nichts zu tun. Koks wird auch das Erzeugnis von trockener Destillation von Kohle genannt. So liegt es nahe, dass an der Koksstraße die ersten Koksöfen der Zeche Shamrock standen, dessen zweiter Bau 1951 abgerissen wurde.
„Unser-Fritz-Straße“ in Wanne
Für Menschen aus Wanne ist die Benennung der „Unser-Fritz-Straße“ natürlich nicht mehr so fremd und die Geschichte längst bekannt: „Unser-Fritz-Straße“ wurde nach der Zeche „Unser Fritz“ benannt. Als „Unser Fritz“ wurde im Volksmund der Deutsche Kaiser und König von Preußen Friedrich III. (Kronprinz Friedrich Wilhelm) bezeichnet. Er war aufgrund seiner liberalen Einstellung sehr beliebt und erhielt daher den Kosenamen.
„Auf dem Hörstchen“ in Wanne
Ihren Name hat die Straße „Auf dem Hörstchen“ von der alten Nutzungsbezeichnung „Hörstchen“. Mit „Horst“ meint man Gestrüpp oder Wurzelstöcke, die zurückbleiben, wenn ein Wald gerodet wird. Die Horsthöfe, waren ein altes Lehngut der Limburg-Styrumer Grafenlinie, die ihren Namen nach der Holzung eines Waldstücks erlangte und nachdem die Straße in Wanne benannt ist.