Herne. In NRW machen Nicht-Deutsche einen steigenden Anteil unter Kriminellen aus. In Herne sind die Zahlen auffällig und erklärungsbedürftig.
Mehr als ein Drittel aller ermittelten Verdächtigen einer Straftat sind Ausländer. In Herne ist der Anteil besonders hoch und höher als in den Nachbarstädten. Die Zahlen sind aber erklärungsbedürftig, findet auch die Polizei. Die Quote steigt gegenüber dem Vorjahr an.
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Zahl der Verdächtigen: Anteil der Nicht-Deutschen höher als im NRW-Schnitt
Für Zahlenfreunde: Exakt 5555 Menschen standen im Jahr 2023 in Herne unter Verdacht, eine Straftat begangen zu haben. 36,3 Prozent davon sind Nicht-Deutsche. Menschen mit doppelter Staatsangehörigkeit werden als Deutsche gezählt. In NRW liegt der Anteil bei 34,9 Prozent.
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Zur Wahrheit gehört auch: In Herne machen die sogenannten Nicht-Deutschen einen besonders hohen Bevölkerungsanteil aus. Der Anteil liegt bei 20,4 Prozent. NRW-weit sind 15,6 Prozent der Bevölkerung nicht-deutsch. Wenn man so will: Rein statistisch gesehen ist die Gruppe aller Ausländer damit im Durchschnitt in Herne weniger kriminell als im NRW-Schnitt. In der Gruppe der Deutschen ist die Kriminalitätsrate dagegen höher als im NRW-Schnitt.
Was führt zu der hohen Quote?
„Bei Nicht-Deutschen haben wir kein größeres Problem als das, was wir im Land vorfinden“, sagt der Leitende Kriminaldirektor Ralf Gromann für den Bereich des Polizeipräsidiums Bochum. Für den Bereich der Ausländerkriminalität gebe es einige Erklärungsansätze wie die Lebensumstände oder Gewalt- und Kriegserfahrungen, erklärt Gromann – was aber längst nicht automatisch rechtfertige, auch hier straffällig zu werden.
Innenminister Herbert Reul hatte die Problematik schon vor zwei Wochen öffentlichkeitswirksam auf Landesebene präsentiert. Reul forderte, dass man offen über die Problematik reden müsse. Er betonte im gleichen Atemzug: „Damit das klar ist: Wir haben kein Problem mit Ausländern. Sondern ein Problem mit Kriminalität von nichtdeutschen Tätern.“
Was allerdings für Herne auffällt: Die Zahl der Tatverdächtigen Nicht-Deutschen ist innerhalb eines Jahres deutlich gestiegen - von 1763 auf 2019. Auch der Bevölkerungsanteil erhöhte sich etwas.
Etwas mehr Straftaten und eine höhere Aufklärungsquote insgesamt
In Herne ist die Zahl der Straftaten insgesamt im vergangenen Jahr leicht größer geworden. Die Aufklärungsquote ist gestiegen. „... was ein besonderer Erfolg ist“, sagt Thorben Lommel, der die Kriminaldirektion 3 leitet und die Statistik für Herne präsentiert. Allerdings wird immer noch fast die Hälfte der Straftaten nicht aufgeklärt. Die Polizei erklärt das unter anderem mit einer Vielzahl von Internetstraftaten. Auch bei Einbrüchen liegt die Aufklärungsquote bei nur 8,6 Prozent. Viele Täter in diesem Bereich vermutet die Polizei außerhalb von Herne.
Besondere Kriminalitätsschwerpunkte will die Polizei für Herne nicht ausmachen. Grundsätzlich habe man im Innenstadtbereich wie überall wo sich viele Menschen befinden, natürlich eine Häufung von Straftaten, erklärt Thorben Lommel. Das sei aber in jeder Stadt so.
Etliche Straftaten sind auch im Zusammenhang mit der Cranger Kirmes in die Statistik eingeflossen. Allerdings liege das alleine an der Masse der Menschen, die dort unterwegs sind. „Verglichen mit der Anzahl der Menschen ist die Cranger Kirmes relativ unauffällig“, sagt Ralf Gromann. Schwerere Straftaten mit massiven Körperverletzungen (wie auf anderen Volksfesten an der Tagesordnung) hatte es nicht gegeben. Die Cranger Kirmes gilt insgesamt als sehr friedlich.