Essen. Aufklärungsquote verbessert, aber mehr Gewaltdelikte, Diebstähle und mehr Einbrüche. Die NRW-Kriminalitätsstatistik ist durchwachsen.

Zahlen sind bekanntlich geduldig und werden in der Politik gern so interpretiert, wie es parteipolitisch in den Kram passt. Das gilt auch für die aktuelle NRW-Kriminalitätsstatistik. Es ist das gute Recht von Innenminister Reul, auf die verbesserte Aufklärungsquote zu verweisen und zudem mit Blick auf Gewaltdelikte der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten: Viele Menschen seien viel schneller reizbar als früher, zudem aggressiver und „kampfbereiter“, wie es Reul ausdrückte. Dieses Phänomen zeige sich auch in der steigenden Kinder- und Jugendkriminalität.

Das stimmt. Und doch reichen die Aussagen nicht, um die Zahlen als Erfolg zu verkaufen. Denn Fakt ist: Die Kriminalität nimmt in nahezu allen Bereichen zu - und vor allem da, wo die Menschen in ihrem Alltag besonders betroffen sind. Denn Gewaltdelikte, Taschendiebstähle und die um 15 Prozent gestiegene Zahl der Wohnungseinbrüche haben direkten Einfluss auf das subjektive Sicherheitsgefühl im Land. Wenn sich Menschen in ihrer Wohnung oder in ihrem Haus nicht sicher fühlen, macht das etwas mit der Grundstimmung in einer Gesellschaft.

Bandenkriminalität ist nach Corona zurück

Gleiches gilt für die steigende Ausländerkriminalität. Ein Drittel der Täter hatte keinen deutschen Pass, was in Relation zum Anteil an der Bevölkerung ein (zu) hoher Wert ist. Dies macht auch deutlich, dass die Bandenkriminalität nach dem Corona-Ende und dem damit verbundenen offenen Grenzverkehr weiterhin nur unzureichend eingedämmt werden kann.

Insofern ist die aktuelle Statistik eher besorgniserregend als beruhigend. Trotz aller politischen und finanziellen Bemühungen, die Reul auch bei den Sicherheitskräften durchaus Respekt einbringen, bleiben die Erfolge überschaubar. Dies lässt sich auch auf die auf den ersten Blick beeindruckende Aufklärungsquote von 54,2 Prozent übertragen. Denn sie sagt aus, dass fast jede zweite Tat nicht aufgeklärt wird. Insbesondere für die Betroffenen ist das zu wenig.