Herne. Die Gewalt gegen das Personal in Notaufnahmen nimmt in Herne zu. Ein Grund: lange Wartezeiten. Was die Krankenhäuser so erleben.
Aggressive Patientinnen und Patienten, genervte Angehörige: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Notaufnahme müssen zum Teil einiges aushalten. In Gelsenkirchen werden wegen der zunehmenden Gewalt inzwischen Gegenmaßnahmen ergriffen, um das Personal zu schützen. Wie ist die Situation in Herner Krankenhäusern?
„Grundsätzlich stellen wir fest, dass aggressives Verhalten gegenüber unseren Mitarbeitenden in der Notaufnahme zunimmt“, sagt Beate Schlüter, Pflegedirektorin der Evangelischen Krankenhausgemeinschaft Herne. Allerdings mache es einen großen Unterschied, ob es sich dabei um einen älteren, dementen Menschen handele, bei dem dieses Verhalten seiner Krankheit geschuldet sei, „oder ob wir es zum Beispiel mit einem 25-jährigen Mann zu tun haben“. Eine genaue Zahl an Angriffen nennt die Krankenhausgemeinschaft nicht.
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Lange Wartezeiten führen zu aggressiven Verhalten
Bei den Angriffen handele es sich vor allem um verbale Attacken, so Schlüter. Körperliche Gewalt gehe eher von Demenzerkrankten aus und damit könnten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter professionell umgehen. Zumeist seien es eher die Angehörigen, die das Personal in der Notaufnahme angriffen.
Ein Grund für das aggressive Verhalten seien meistens lange Wartezeiten. Das Problem sei, so Schlüter, dass, trotz umfangreicher öffentlicher Aufklärungsarbeit, viele Menschen nicht verstünden, dass in einer Zentralen Notaufnahme völlig andere Bedingungen gelten als in einer niedergelassenen Arztpraxis.
Einen Sicherheitsdienst gebe es in den Krankenhäusern nicht, auch sei nicht geplant, diesen einzusetzen. Allerdings gibt es für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein umfassendes Deeskalationskonzept. „Alle Mitarbeitenden, die bei uns anfangen, erhalten im Rahmen ihrer Einführungszeit eine Basisschulung“, erklärt die Pflegedirektorin. Wer in der Zentralen Notaufnahme arbeite, müsse darüber hinaus eine umfangreiche Pflichtschulung absolvieren.
Notaufnahme: Hauptsächlich verbale Aggressivität
Zum Schutz des Personals sei im Wartebereich eine Überwachungskamera installiert. Außerdem gebe es an den internen Telefonen einen Notfallknopf, den die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betätigen könnten und dann umgehend Hilfe bekämen. „Darüber hinaus stärken wir unsere Mitarbeitenden dahingehend, dass sie im Zweifelsfall unbedingt die Polizei rufen sollen.“
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Die St.-Elisabeth-Gruppe merkt ebenfalls, dass die Patienten in den vergangenen Jahren anspruchsvoller und damit fordernder geworden seien. Dies spürten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter täglich und erlebten sehr verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Ausdrucksformen, erklärt Sabine Edlinger, Geschäftsführerin der St.-Elisabeth-Gruppe. Aggressives Verhalten zeigten teilweise Betrunkene oder Drogenabhängige in den Notfallambulanzen. In der Regel handele es sich um verbale Aggressivität, die sich in der Wortwahl und im Tonfall zeige und regelmäßig vorkomme. „Tätliche Übergriffe kommen nur sehr vereinzelt vor“, so Edlinger.
Auch in den Krankenhäusern der St.-Elisabeth-Gruppe sei die Wartezeit ein wichtiges Thema in der Notaufnahme. „Menschen gehen unterschiedlich mit längeren Wartezeiten um. Unter Patienten und Angehörigen gibt es geduldige und weniger geduldige Persönlichkeiten.“
Bei Bedarf wird die Polizei verständigt
In angespannten Gesprächssituationen gehe das Personal auf die Menschen ein und versuche die Situation zu entspannen, so die Geschäftsführerin. In den meisten Fällen könnten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Notaufnahme diese Fälle so selbst deeskalieren. „Sollte dennoch Bedarf bestehen, kann ein Sicherheitsdienst hinzugerufen oder die Polizei verständigt werden.“
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Um hier gut vorbereitet zu sein, hätten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Möglichkeit, an entsprechenden Kommunikationsseminaren teilzunehmen. Ein Angebot von hausinternen Kommunikationsseminaren stehe all den Mitarbeitern offen, die sich ergänzende Unterstützung durch einen Kommunikationsexperten wünschten.