Herne. Karneval war in der Herner Politik kein Quell der Freude: In hitziger Debatte ging es um „lecker Mädchen“, Geld und demokratische Grundsätze.
Der Herner Kulturkampf um Karnevalszuschüsse ist in die nächste Runde gegangen. So wie in den Vorjahren versuchte der Grünen-Stadtverordnete Peter Liedtke zu verhindern, dass Mittel aus dem Kulturetat an Herner Närrinnen und Narren fließen. In diesem Jahr trat er mit einem neuen Ansatz an.
Zwei aktuelle Eklats um Sexismus im rheinischen Karneval führte Liedtke in der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses als Beispiele an, um seine Ablehnung des (üblichen) Jahreszuschusses für die Herner Karnevalsgesellschaft (HeKaGe) in Höhe von 1050 Euro zu untermauern. Zum einen war das die Werbung eines Kölner Hotels mit dem Slogan „Blotwoosch, Kölsch un e lecker Mädche“. Zum anderen verwies er auf die zur Strafanzeige gebrachten Aussage eines Karnevalspräsidenten in St. Augustin gegenüber einem Grundschulmädchen: „Endlich kann ich dich mal knutschen, ohne dass deine Mutter schimpft.“ So etwas solle man nicht noch fördern, so Liedtke.
Diese Vorfälle hätten mit dem Herner Karneval rein gar nichts zu tun, entgegnete eine empörte Bettina Szelag (CDU). Einmal in Fahrt wies die Vorsitzende des Kulturausschusses sogar einen Vorwurf zurück, den die Grünen anders als in Vorjahren diesmal gar nicht erhoben hatten: den des hohen Alkoholkonsums im Karneval. Beim Kinderkarneval werde „nicht gesoffen“, so Szelag. Und: Nicht nur bei der HeKaGe werde auch schon mal „eine Flasche Sekt geköpft“. Ihre Parteikollegin Maria Schmidt trat ihr zur Seite und warf Liedtke „Stigmatisierung“vor. Die HeKaGe leiste eine tolle Jugendarbeit und hole Jungen und Mädchen von der Straße, so die Botschaft von CDU und SPD.
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Die Tatsache, dass die Ausschussmehrheit den Grünen - wie in den meisten Jahren zuvor - verweigerte, die Gesamtliste mit Förderungen für insgesamt elf kulturtreibende Herner Vereinigungen zu öffnen und damit alle Positionen getrennt abzustimmen, ließ Liedtke erneut in die Bütt treten: Es sei „beschämend“, dass Grundlagen demokratischen Verhaltens im Kulturausschuss nicht gewürdigt würden, kritisierte er. Damit werde ihm verwehrt, einer Förderung der großen Mehrheit der 13 Vereinigungen zuzustimmen. Die drei Grünen-Mitglieder im Ausschusses enthielten sich schließlich.
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Neben der HeKaGe werden 2024 gefördert: Theater Kohlenpott (44.000 Euro), Förderverein Unser Fritz (11.000), Förderverein Kulturbrauerei (5500) und die Herner Symphoniker (2950). Jeweils 2820 Euro Zuschuss erhalten: Kleines Theater, Fidele Horst, Volksbühne Körner und Amateurbühne Lampenfieber. 2500 Euro gehen ans Kulturell-Alternative Zentrum (KAZ) sowie jeweils 610 Euro an den Künstlerbund und das Schollbrockhaus. Die beiden letzteren Vereine bekommen zudem einen Mietzuschuss von jeweils 1570 Euro.
Für ihr ehrenamtliches Engagement erhielten die Vereine im Ausschuss großes Lob. Tina Jelveh (Grüne) regte allerdings an, in Zukunft bei den Zuschüssen über einen Inflationsausgleich nachzudenken.