Herne. In Herne haben sich im vergangenen Jahr 129 Opfer von Straftaten an den Weissen Ring gewandt. Der Verein beriet vor allem telefonisch.

Trotz Pandemie und Lockdown ist der Weisse Ring auch 2020 für die Opfer von Straftaten da gewesen. Dieses Resümee zieht Brigitte Grüning, Leiterin der Außenstelle Herne. Die Art der Vereinsarbeit habe sich durch Corona aber stark verändert.

Beratungen vornehmlich am Telefon

„Die meisten Beratungen und Gespräche fanden am Telefon statt“, berichtet Brigitte Grüning. Sei doch einmal ein Treffen erforderlich gewesen, sei man im öffentlichen Raum zusammen gekommen, denn Cafés und Treffpunkte waren geschlossen. „Auch die wichtige Präventionsarbeit ruhte“, erklärt die Herner Sprecherin. Veranstaltungen und Workshops fanden nicht statt.

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Dass die Arbeit trotz Corona wichtig sei, zeigten die Zahlen vom vergangenen Jahr. 129 (im Vorjahr 116 ) Opfer von Straftaten seien von den ehrenamtlichen Mitarbeitern betreut worden. Das Spektrum reichte dabei von der häuslichen Gewalt bis zur versuchten Tötung. Bedrückend findet Brigitte Grüning die Tatsache, dass häusliche Gewalt, sexuelle Übergriffe auf Kinder und Frauen und Stalking den überwiegenden Teil der Arbeit ausmachen.

Kostenlose App hilft Stalking-Opfern

Brigitte Grüning, Leiterin der Außenstelle Herne, mit einer Broschüre des Weissen Rings.
Brigitte Grüning, Leiterin der Außenstelle Herne, mit einer Broschüre des Weissen Rings. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Brigitte Grüning weist in diesem Zusammenhang auf die vom Weissen Ring entwickelte „NoStalk App“ hin, die in den bekannten App-Stores kostenlos herunter geladen werden kann. Sie unterstützt Stalkingopfer dabei, die Attacken der Täter gerichtsverwertbar zu dokumentieren. Mit der integrierten Alarmfunktion kann im Gefahrenfall ein Notruf abgesetzt werden, oder der Sirenenton verscheucht den Täter. Der Verlust des Handys oder eine Zerstörung durch den Stalker führt nicht automatisch zu einem Verlust der Daten. Diese werden auf einem externen Server besonders gesichert.

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Neben den Neufällen müssten auch viele bestehende Opferfälle von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreut werden. Dabei unterstützten acht Ehrenamtliche den Weissen Ring mit menschlichem Beistand und persönlicher Betreuung. Um auch in Zukunft effektiv helfen zu können, wurde auch im Jahr 2020 verstärkt um neue Mitarbeiter, Mitglieder und Spenden geworben. Zwei Mitarbeiterinnen konnten ihre Ausbildung abschließen.

Die Hälfte der Einnahmen für die Opfer

Der Weisse Ring finanziert sich fast ausschließlich über Mitgliedsbeiträge, Spenden, Nachlässe und Bußgeldzuweisungen der Gerichte. „Um politisch unabhängig zu bleiben, verzichtet der Verein bewusst auf öffentliche Mittel“, erläutert Grüning das Finanzierungsmodell. Mehr als 50 Prozent der Einnahmen kämen den Opfern zugute. Rund 30 Prozent würden für Prävention und öffentliches Eintreten ausgegeben. Nur rund 15 Prozent fließe in die Verwaltung.

Opferfälle der Außenstelle Herne

Von den 129 Opfern, die der „Weisse Ring“ in Herne 2020 betreut hat, waren 36 Opfer von Sexualdelikten.

Häusliche Gewalt hatten 15 Opfer erlitten, Stalking 16, genausoviele erlebten eine (gefährliche) Körperverletzung. Bei 14 Ratsuchenden war eingebrochen worden.

Weitere Delikte verteilten sich wie folgt: Versuchte Tötung 3, Überfall 4, Raub, Diebstahl, Trickbetrug 2, Kindesentzug/Kindeswohlgefährdung 6, Internetbetrug 4, Bedrohung 6, Sonstige Straftaten 1, Betreuung von Angehörigen eines Tötungsdeliktes 6.

Opferhilfe wurde in Höhe von 8.200 Euro ausgezahlt, hinzu kamen 3.816 Euro Soforthilfe. 22 Beratungsschecks wurden ausgestellt.

In 22 Fällen habe der Weisse Ring Opfer mit Beratungsschecks unterstützt. Bei Bedürftigkeit und einer finanziellen Notlage als Folge einer Straftat wurde mit rund 12.000 Euro geholfen. Die Zusammenarbeit mit der Polizei sei 2020 noch intensiviert worden.

Den Weg zum Weissen Ring finden die Opfer durch die Polizei, Anwälte oder die zentrale Opfernummer 116 006, die Herner Telefonnummer 02323 944335 oder über die Internetseite www.weisser-ring.de.