Herne. Im Wanner Rathaus kündigt sich schon wieder eine Sanierung an. Der Boden im Ratssaal ist krumm und schief. Und es wurde ein Umweltgift gefunden.
Der Sitzungssaal des Wanner Rathauses muss saniert werden. Der Boden ist marode, mehr noch: Er ist in Schieflage geraten, und im Unterbau wurden Schadstoffe gefunden, heißt es bei der Stadt Herne. Bis Ende des Jahres soll alles erneuert werden. Die Politik ist nicht begeistert. Seit Jahren sei der Saal dicht, kritisieren SPD und CDU, er könne deshalb nicht für die Öffentlichkeit genutzt werden - und jetzt auch noch das.
Es gebe „Unebenheiten“ sowie ein „starkes Gefälle“ in dem Boden, heißt es in einem Bericht an die Politik. Davon mal ab: Schön anzusehen sei das Parkett sowieso nicht mehr. Grund sei die starke Nutzung des Saals während der Corona-Pandemie. Damals sei er als Zentrum für die Covid-Hotline genutzt worden. Um ein Schadensbild zu bekommen, sei der Boden nun geöffnet worden. Dabei sei festgestellt worden, dass unter dem Parkett eine Gussasphalt-Schicht liege. Darunter wiederum scheine „eine Art Füllbeton“ verbaut worden zu sein.
Herne: Kosten sind vorerst auf rund 160.000 Euro beziffert
Das Problem: Im Parkettkleber und im Gussasphalt sei eine „PAK-Belastung“ festgestellt worden. PAK steht für „Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe“, die seit Jahrzehnten wegen ihrer problematischen Eigenschaften für Mensch und Umwelt im Fokus stehen und unter anderem als krebserregend eingestuft werden. Bei der Sanierung, so die Verwaltung, müsse deshalb „mit entsprechender Sorgfalt und geeigneten Schutzmaßnahmen agiert werden“.
Der Denkmalschutz habe bereits grünes Licht für die Sanierung gegeben. Es gibt aber ein weiteres Problem: Bei den Bauarbeiten müsse ein Statiker auch die Deckenplatte unter dem Bodenbelag begutachten. Dafür seien nicht nur weitere Öffnungen des Bodenbelages erforderlich, als Konsequenz könnten auch weitere Arbeiten nötig sein, die den Kostenrahmen sprengen. Bislang geht die Stadt von Gesamtkosten in Höhe von rund 160.000 Euro aus. Die Aufträge, so der bisherige Zeitplan, sollen im zweiten Quartal vergeben werden, saniert werden soll dann im dritten und vierten Quartal dieses Jahres.
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„Das stellt uns nicht zufrieden“: Diese Aussage machte der Wanner SPD-Bezirksfraktionschef Torsten Becker im Vorfeld der Sitzung der Bezirksvertretung Wanne am Dienstag, 30. Januar, gegenüber der WAZ. Gemeinsam mit dem Koalitionspartner CDU verlangte die SPD dort nähere Auskunft von der Stadt über die Situation im alten Ratssaal. Er hat dabei vor allem auch die Politik im Auge. Seit Jahren, kritisiert er, habe die Bezirksvertretung Wanne nicht mehr im Rathaus Wanne tagen können; dafür habe es widersprüchliche Begründungen von der Stadt gegeben. Die Bezirksvertretung müsse deshalb an unterschiedlichen Orten zusammenkommen. Das sei „unbefriedigend“. Ein fester Sitzungsort sei bürgerfreundlicher, der ständige Wechsel müsse ein Ende haben, fordert er.
Zuletzt saniert wurde das Rathaus Wanne innen umfassend in den Jahren 2005 bis 2013. Mehrere Millionen Euro wurden dabei in das historische und denkmalgeschützte Gebäude investiert. Angepackt wurden dabei unter anderem Decken und Wände sowie die Toilettenanlage, aber auch Handläufe und Türklinken wurden restauriert. Auch der Sitzungssaal wurde damals erneuert. Zum Schluss gab es im Rathaus einen neuen Anstrich und ein neues Lichtkonzept.