Herne. Eine Schranke soll den Durchgangsverkehr von Herne und Bochum stoppen. Doch sie ärgert vor allem die Anwohner. Geht von ihr gar eine Gefahr aus?
Die Lange Straße in Herne-Sodingen scheint ein friedliches Sträßchen mitten im Grünen zu sein. Doch bei den Anwohnern hat sich viel Ärger angestaut über zwei Schranken, die ihnen die Zufahrt zu ihren Häusern versperren. Die Stadt hat sie dort bereits vor einigen Jahren installiert, um den Durchgangsverkehr zwischen Herne und Bochum zu unterbinden. Doch schnell habe sich gezeigt: „Die Schranke ist sinnlos, sie ist nervig und sie muss wieder weg“, so Anwohner Thorsten Küper. Und seit vor ein paar Tagen genau an der Stelle ein Baum umkippte, sehen die Anwohner gar Leib und Leben gefährdet. Deshalb möchten sie dafür kämpfen, dass die Schranke endlich wieder entfernt wird.
Alles begann damit, dass Autofahrer die schmale Straße zwischen der Gerther Straße und der Oestrichstraße als Abkürzung nutzten. „Die Gerther Straße, direkte Verbindung zwischen Herne-Sodingen und dem Bochumer Stadtteil Gerthe, ist als 30-Zone für viele Autofahrer unattraktiv“, erläutert Küper. „Sie nutzen deswegen die einspurige und unübersichtliche Lange Straße als Alternativroute ohne Tempolimit und preschen auch mal mit 70 hierher.“
Schranke in Herne sollte Anwohnern Ruhe bringen
Anwohnerin Heide Haake kann sich vor allem noch an die Pferdebesitzerinnen und -besitzer erinnern, die ihre Straße mehrmals täglich als Zufahrt zum nahegelegenen Reitstall nutzten. Ein Anwohner, der kleine Kinder hatte und diese durch die vorbeirasenden Autos gefährdet sah, initiierte deshalb vor rund zehn Jahren mit einer Unterschriftenaktion eine Durchfahrtsperre.
„Wir wollten die Schranke – aber nicht hier an dieser Stelle“, betont Iris Küper, „sondern erst hinter unseren Häusern.“ Zunächst habe es auch entsprechende umklappbare Absperrpfosten Richtung Oestrichstraße gegeben, doch als diese über Nacht verschwanden, sei extra eine Wendebucht angelegt und diese Schranken installiert worden. „Rausgeschmissenes Geld“, findet Thorsten Küper, spricht gar von einem „Herner Schildbürgerstreich“. Denn nicht nur die Anwohner hätten einen entsprechenden Dreikantschlüssel erhalten, um das Tor zu öffnen. „Ein solch simpler Dreikantschlüssel ist relativ weit verbreitet.“ So beobachte er weiterhin viele Autos, die mit ortsfremdem Kennzeichen dorther führen.
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Für die Anwohnerinnen und Anwohner bedeutet die Schranke derweil bei jedem Kommen und Gehen ein großes Ärgernis: Sie müssen jedes Mal mit dem Auto an der Schranke anhalten, aussteigen, die Absperrung mit einem Dreikantschlüssel öffnen, durchfahren, wieder aussteigen und sie hinter sich wieder schließen. Und das bei jedem Wind und Wetter und auch nachts. „Ich habe jedes Mal bei Dunkelheit ein mulmiges Gefühl“, sagt Iris Küper. Schließlich könne am Waldrand, an dem sich die Schranke befindet, jederzeit jemand lauern und sie überfallen, während sie die Schranke öffne. „Das ist beängstigend.“
Wenn Besuch kommt, müsse immer die Schranke geöffnet werden. Paketdienste, Handwerker oder Taxifahrer seien bereits an der Schranke verzweifelt. Und selbst die Feuerwehr sowie ein Polizeibeamter, der ganz in der Nähe wohnt, hätten die Anwohner bereits darauf hingewiesen, dass das Öffnen der Schranke in Notfällen entscheidende Sekunden kosten könne. Und dann, kurz nach Neujahr, sei bei Sturm ein großer Baum genau dorthin umgestürzt, wo sie anhalten müssen, um die Schranke zu öffnen. Es sei reines Glück, dass niemand ums Leben gekommen oder verletzt worden sei, so die Anwohner.
Jetzt könnte man sagen: Lasst die Schranke doch einfach auf – und genau dazu sind die meisten Anwohner der Lange Straße bereits übergegangen. Aber wie es in solchen Fällen häufig ist, sei ein einziger Anwohner der Straße weiterhin der Überzeugung, dass die Schranke zu sein solle. Und so wisse man nie, ob die Durchfahrt zum eigenen Haus nun möglich ist oder verhindert wird.
Durchgangsverkehr sei ihnen im Zweifel lieber als diese sinnlose und nervige Schranke, sagen die Anwohner, die an diesem Tag alle zusammengekommen sind, um ihrem Ärger Luft zu machen. Sie hoffen, dass die Stadt, die Schranke entfernt und damit auch eine Gefahrenquelle – und das am besten noch vor dem nächsten Sturm. Die Stadt konnte auf Anfrage zunächst zur Situation vor Ort keine Stellung beziehen.