Bochum/Herne. Eine Garage in Herne war Dreh- und Angelpunkt einer Drogenschmugglerbande. Vor Gericht geht es auch um Pflanzenzucht für Marihuana-Plantagen.
Eine osteuropäische Drogenschmugglerbande soll in Herne und Umgebung jahrelang kiloschwere Geschäfte mit Marihuana abgewickelt haben. Seit Donnerstag, 14. Dezember, steht mit einem 39-jährigen Mann ein weiteres mutmaßliches Bandenmitglied in Bochum vor Gericht.
Im Prozess vor der 9. Strafkammer am Bochumer Landgericht werden große Teile der Anklage nicht zum ersten Mal verhandelt. Im vergangenen Jahr waren mehrere Bandenmitglieder nach und nach zu Haftstrafen von zehneinhalb, sieben und sechseinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Auch der 39-Jährige hatte seinerzeit bereits mit auf der Anklagebank gesessen und war am Ende zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Anders als damals gilt der Mann jetzt aber nicht mehr als „kleiner Fisch“. Die nun erhobene Anklage skizziert den 39-Jährigen nämlich als Großdealer.
Marihuana in Baumaschinen eingeschweißt
Mehrfach sollen Bandenmitglieder im Jahr 2020 nach Taragona (Spanien) gereist sein, dort im großen Stil Marihuana „im hohen zweistelligen beziehungsweise dreistelligen Kilogramm-Bereich“ angekauft und für Schmuggelfahrten teils aufwendig in schwere Baumaschinen eingeschweißt haben. Angeblich gehörte auch der jetzt Angeklagte zu einer Gruppe von örtlichen Dealern, die am 9. November 2020 in Gelsenkirchen auf eine Lkw-Lieferung mit 66 Kilo, in schwarzen Taschen verpacktes, soeben eingeschmuggeltes Marihuana wartete. „Für den Angeklagten waren sechs Kilogramm vorgesehen“, heißt es in der Anklage. Entgegen der Absprache hatte der Lkw-Fahrer aber zum Abladen eine Garage an der Mulvanystraße in Herne angesteuert und war danach sofort weitergefahren. In Herne hatten dann die Ermittler zugeschlagen und das „Gras“ sichergestellt.
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Laut Staatsanwaltschaft hat der Angeklagte zudem zwei Kilo Kokain aus den Niederlanden angekauft. Außerdem soll der 39-Jährige im Ruhrgebiet eine Marihuana-Plantage eingerichtet und sich dort auf die professionelle Aufzucht von Setzlingen spezialisiert haben. Tausende davon soll er nach und nach weiterverkauft haben. Nach einer aufgeflogenen Elf-Kilo-Großbestellung („Haze“ und Kokain) im Juli 2023 sitzt der 39-Jährige inzwischen in U-Haft.
Unter Einbeziehung der zweieinhalb Jahre Haft aus 2022 stellt sich die Staatsanwaltschaft für den 39-Jährigen als „Gesamtpaket“ eine Strafe im Bereich von acht Jahren Haft vor. „Bei der Zahl ist mir eben ein bisschen das Herz stehengeblieben“, gab der sichtlich geschockte Angeklagte zu. Grundsätzlich sei er aber zu einem Geständnis bereit. Für den Prozess sind noch Verhandlungstage bis zum 1. Februar 2024 anberaumt.