Herne. Immer weniger Gläubige, immer leerere Kirchen: In Herne will die Katholische Kirche insgesamt sieben Gotteshäuser schließen.

Aus für Gotteshäuser: Die beiden katholischen Großpfarreien in Herne wollen insgesamt sieben Kirchen schließen. In Wanne-Eickel wurden nun kurz vor Weihnachten vier Kirchen dicht gemacht, in Kürze sollen drei weitere in Herne folgen. Grund: Die Zahl der Gläubigen nimmt immer weiter ab, die Gotteshäuser verwaisen. Mit einer Konzentration auf weniger Häuser will sich die Katholische Kirche für die Zukunft besser aufstellen und zugleich Kosten sparen. Unterdessen nimmt die Diskussion über eine Folgenutzung der Grundstücke und Gebäude an Fahrt auf.

Seit Monaten wird und wurde in den beiden Großpfarreien St. Christophorus (Wanne-Eickel), der neun Gemeinden angehören, und St. Dionysius (Herne), die zehn Gotteshäuser betreibt, über das Aus von Kirchen sowie Pfarr- und Gemeindehäusern diskutiert. Eine Projektgruppe hat in beiden Pfarreien Schließungspläne erarbeitet, die dann den Gemeindemitgliedern vorgestellt wurden. Die Vorgabe des Bistums: 30 bis 40 Prozent der Immobilien sollen geschlossen werden. Zugleich sollen Seelsorge und Gemeindeleben besser auf die Bedürfnisse der Menschen zugeschnitten werden.

Herne: Abschied fällt vielen Menschen schwer

Sie müssen Kirchen schließen und die übrig gebliebenen fit machen für die Zukunft: (v.l.) die Pfarrer Georg Birwer (St. Dionysius) und Ludger Plümpe (St. Christophorus).
Sie müssen Kirchen schließen und die übrig gebliebenen fit machen für die Zukunft: (v.l.) die Pfarrer Georg Birwer (St. Dionysius) und Ludger Plümpe (St. Christophorus). © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

In Wanne-Eickel ist der erste Schritt bereits abgeschlossen. Kurz vor Weihnachten wurden jetzt die Kirchen und Pfarrhäuser der Gemeinden Allerheiligste Dreifaltigkeit (Helmholtzstraße), St. Franziskus (Kuckucksweg/Aschebrock), St. Michael (Bickernstraße) und Herz-Jesu (Gahlenstraße) geschlossen. Der Einschnitt, räumt Pfarrer Ludger Plümpe von der Großpfarrei St. Christophorus gegenüber der WAZ ein, sei „happig“, und der Abschied von „ihrer“ Kirche sei vielen Gläubigen nicht leicht gefallen. Viele Jahre, nicht selten auch Jahrzehnte hätten sie die Häuser regelmäßig besucht, jetzt hätten sie Abschied für immer nehmen müssen. „Manche haben es nicht übers Herz gebracht, beim letzten Gottesdienst dabei zu sein“, erzählt er. Positiv sei aber der Umstand, dass die Mitglieder der Gemeinden, die übrig geblieben sind, mit offenem Herzen auf jene zugegangen seien, die ihre Kirche aufgeben mussten. Dort könnten sie nun eine neue Anlaufstelle, ja Heimat finden.

In Herne sind die Überlegungen noch nicht abgeschlossen. Auf dem Tisch liege ein Papier, das das Aus für die drei Kirchen St. Konrad (Kronenstraße), St. Elisabeth (Brunnenstraße) und St. Barbara (An der Barbarakirche) vorsehe, sagt Pfarrer Georg Birwer von der Großpfarrei St. Dionysius zur WAZ. Im März 2024 soll dann auch dort ein Zukunftspapier verabschiedet werden. „Natürlich gibt es eine Traurigkeit“, sagt auch Birwer mit Blick auf die Stimmung in den Gemeinden. Allein: Die Grundrichtung, Kirchen angesichts der Entwicklung zu schließen und verbleibende Gemeinden zu stärken, fänden 90 Prozent der Menschen richtig; das hätten die Diskussionen der vergangenen Monate gezeigt. Er betont: Damit sich die Kirche profilieren könne, „muss man sich konzentrieren und fokussieren“.

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Und wie geht es nach dem Aus für die Kirchenstandorte weiter? „Wir bestellen nicht sofort Bagger“, sagt Ludger Plümpe aus Wanne-Eickel. In einem zweiten Schritt soll jetzt an jedem Standort geprüft werden, was mit den aufgegebenen Kirchen, aber auch den aufgegebenen Pfarr- und Gemeindehäusern passieren soll. Denkbar sei eine Folgenutzung, etwa durch Kitas, die die Stadt dringend brauche, aber auch ein Abriss, um Platz zu schaffen für eine Neubebauung, etwa für Häuser. Eine Kita in einer Kirche? Warum nicht, meint Plümpe. Denkverbote dürfe es nicht geben, verrückte Ideen seien willkommen.

Ähnlich äußert sich Georg Birwer aus Herne. Ein Abriss von Kirchen wäre nur die zweitbeste Lösung. Sie seien schließlich Landmarken - und zum Teil schöne, architektonisch wertvolle dazu. Ziel sei es deshalb auch in seiner Großpfarrei, tragfähige Lösungen für die Gebäude zu finden. Eingebunden dabei, sagen die beiden Pfarrer, sei aber auch die Stadtverwaltung. Wie immer die einzelnen Standorte auch entwickelt werden, sie müssten auch städtebaulich Sinn machen.