Herne/Bochum. Der frühere TV-Schauspieler Willi Thomczyk ist 70 Jahre alt geworden. Er zeigt seine Kunst in Bochum und flucht über schlechte Zeiten.
Der Herner Schauspieler und Künstler Willi Thomczyk zeigt Bilder und Skulpturen in der Bochumer Galerie Tiny Rooms. Geld verdienen könne er damit nicht, betont der 70-Jährige. Der frühere TV- und Werbe-Star („Die Camper“, RTL) sucht weiter die Bühne. Er fühle sich zum Unruhestand gezwungen.
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Kinder mit dem Handy und erhobenen rechten Arm
„Liebe heißt es, was denn sonst. Mit ihr erblüht des Menschen sein, Geborgenheit und nicht allein“, knattert es aus einem alten Lautsprecher. Daneben bewegt sich ein Mund in dem gut und gerne 40 Jahre alten Plastikkasten. Willi Thomczyk spricht den Text mit. Sein Name ist zu hören. „Wer sonst“, sagt der gerade 70 Jahre alt gewordene Künstler.
Thomczyk zückt ein paar Bilder zurecht, zeigt Kinder-Figuren. „Köppe und Kinners“ heißt dann auch im Ruhrgebietsdeutsch seine Ausstellung. „Heil Apfel“ nennt er eine Schaufensterpuppe, die am rechten Arm ein Handy in die Luft reißt. „Es geht um die Digitalität und die Transformation, gegen die ich mich sehr wehre“, sagt Thomczyk und attackiert die menschliche Intelligenz. „Die Kinder werden von dieser Macht so eingenommen, dass sie nur noch einen Finger haben. Das „Heil“ sei keine Anspielung auf die Nazi-Zeit, sondern dürfe altrömisch verstanden werden. Thomczyk weiß zu provozieren.
Willy Thomczyk: Verdient er Geld mit der Kunst?
„Es sind kleine Dinge“, sagt Thomczyk, die er in den Tiny Rooms zeige. „Kann man auch nachgooglen.“ Für seine Ausstellung hat er auch alte Werke zusammengetragen, die teilweise bereits in den 1990er Jahren entstanden sind. Er male seit seiner Jugendzeit, produziere aber weiter Neues. Die Kunst sei sein Antrieb: „Soll ich mich irgendwo hinsetzen und sterben?“
Ein rein künstlerischer Antrieb oder auch ein Job, um Geld zu verdienen? „Ich verdien ja nix“, sagt Thomczyk. „Ich glaube, da spreche ich für alle älteren Künstler. Bekannt, berüchtigt? Das ist egal.“ Da er gut verdient habe, könne er davon leben. Thomczyk ist in Fahrt: „Ich habe mir die Deutsche Bank gekauft. Da gibt’s einen Automaten und da kommt das Geld raus. Das ist ganz praktisch. Mir geht’s nicht schlecht. Ihr müsst nicht spenden.“
Thomczyk: „Ich habe den Arsch voll bekommen von meinem Vater“
Seine Bilder verkaufe er jetzt auch. „Schweren Herzens, wenn das einer will. Wo soll das einmal hin.“ Wenn einer etwas haben wolle, „dann sind vielleicht drei Kästen Bier drin“. Er kenne ja auch noch die glücklichen Zeiten. Er spricht von seiner Jugend. „Wir leben umgeben von Kriegen. Wir leben in einer Welt, die nur scheinbar divers ist. Scheinbar!“ An jeder Ecke stehe ein Bösewicht. „Die guten alten Werte werden immer mehr umgedreht.“
Thomczyk, der zwischendurch nach Wuppertal zog, schiebt das auch auf die technische Entwicklung. War früher wirklich alles besser? „Es war anders scheiße“, sagt Thomczyk. „Ich habe den Arsch voll bekommen von meinem Vater. Das war bestimmt nicht besser als heute.“ Das sei aber vielleicht „besser als Helikoptern“ gewesen. Er sei kein Helikopterkind geworden. „Die soziale Frage bleibt weiter ungelöst. Durch die Digitalität meint jeder, er sei der Mittelpunkt der Erde.“
Über persönliche schlechte Zeiten will Thomczyk nicht mehr reden. Willi Thomczyk wurde 2005 wegen sexueller Nötigung „in einem minderschweren Fall“ und wegen „einfacher Nötigung“ zu einer Bewährungsstrafe und einer Geldstrafe verurteilt.
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>>> Ausstellung in den Tiny Rooms ab 29. Oktober: Alle Infos
Willi Thomczyk zeigt seine Bilder in der Galerie Tiny Rooms in Bochum an der Schmechtingstraße 38. Warum Bochum? „Hier bin ich richtig gut aufgehoben. Leider haben wir so etwas nicht in Herne“, sagt Thomczyk. Die Ausstellung soll ab Sonntag, 29. Oktober, 14 Uhr, zu sehen sein.
Die Eröffnung der Ausstellung soll „wahrscheinlich“ gemeinsam mit dem Künstler Norbert Müller aus Herne stattfinden. Die Kunstwerke sollen dann immer dienstags „ab nachmittags bis in den Abend hinein“ zu sehen sein.