Willi Thomczyk war der Star von RTL. Dann wurde er entlassen. Nun will er zurück auf die große Fernsehbühne – an der Seite eines alten Bekannten.
Nein, ein Gespräch mit Willi Thomczyk ist kein uneingeschränktes Vergnügen. Immer wieder schweift er ab, echauffiert sich über die „schäbige“ Presse („Wenn Lady Gaga heute pupst, ist die ,Zeit’ sofort dabei“) und antwortet auf konkrete Fragen mitunter ausschweifend. Andererseits: Der 61-Jährige ist ein anerkannt guter Schauspieler, wirkte in „Schimanski“ und „Bang Boom Bang“. Wenn dieser Willi Thomczyk nach fast zehn Jahren sein TV-Comeback plant, sollte man ihm eine Weile zuhören.
Der Alt-Herner mit Wanne-Eickeler Migrationshintergrund hat einen Pilotfilm produziert, zusammen mit René Heinersdorff. Der spielte bis 2006 an Thomczyks Seite in der RTL-Serie „Die Camper“ und betreibt das Theater an der Kö in Düsseldorf. Jetzt wollen die beiden eine neue Serie machen, Titel: „Die Wämmser“. „Es wird so wie ,Die Flodders’ als Ruhrgebietsformat“, sagt Thomczyk. Und ein bisschen wie die „Camper“, witzig und getragen von schrägen Charakteren. Thomczyk sagt: „Natürlich wird die Einschaltquote gut sein. Die Leute wollen mich sehen.“ Worum es geht? „Nicht um Fantasy, nicht nur um Sex und Saufen, sondern um Arbeit.“ Er spielt einen glücklichen Langzeitarbeitslosen, der mit seinem Verein „Freude ohne Arbeit e.V.“ die Welt retten will. Arbeitslosigkeit, das sei ein Thema, das die Menschen interessiere. „Uns schwebt interaktives Fernsehen vor: Die Zuschauer sollen uns ihre Erfahrungen mit dem Arbeitgeber oder dem Jobcenter erzählen, die besten Geschichten flechten wir dann in kommende Drehbücher ein.“ Thomczyk denkt in großen Kategorien. Eigentlich gehe es nicht nur um Arbeit, sondern um „das Leben“. Hat das Konzept etwas mit Thomczyks eigener Biografie zu tun? Er erzählt von seinem Vater, der Bergmann auf Zeche Wilhelm gewesen sei. „Der war nicht zufrieden mit dem, was er tat. Aber was hätte er anderes machen sollen – im Wald Bäume fällen?“ Auch Thomczyk selbst war nicht immer Schauspieler. Er habe bei Karstadt in Wanne Teppiche verkauft, als Erzieher im Kinderheim gearbeitet, in einer Mehlfabrik geschuftet. „Ich war wie Wallraff, ganz unten.“ Als er 1978 das Theater Kohlenpott gründete, war das erste Stück ein Flop. „Ich war pleite, mein ganzes Geld steckte im Theater.“
Nun also das TV-Comeback, vielleicht. Erst muss sich ein Sender finden, der an die neue Serie glaubt und sie in Auftrag gibt. „Ich suche jetzt einen Produzenten und bin schon in Gesprächen. Es sieht aussichtsreich aus.“ Und wenn es doch nicht klappt mit seiner Rückkehr auf die große Bühne? Ich habe ein wunderbares Leben“, sagt Thomczyk. „Wenn ich mit der Serie Erfolg hätte, könnte ich nicht mehr drei Stunden am Tag Klavier spielen.“