Herne. Willi Thomczyk und Daniel Rhefus eröffnen in Herne einen „Kosmos Transparent“. Welche Rolle eine Maschine im kreativen Prozess spielte.

Willi Thomczyk kennt man mit seinen farbenfrohen und ausdrucksstarken Bildern in der Tradition des Expressionismus. Jetzt zeigt er zusammen mit Daniel Rhefus im Hallenbad in Wanne ganz andere Werke. „Kosmos Transparent“ heißt die Ausstellung mit „kinetischen Bildern“, die dort zum ersten Mal zu sehen sind.

Daniel Rhefus hat einen „Drei-Pendel-Harmonograph“ gebaut. Diese 1884 erfundene Maschine schwingt wie ein Pendel. Auf Blätter, die auf einem Zeichentisch liegen, können die regelmäßigen, sich überlagernden Schwingungen in Bilder übertragen werden. So entstehen endlose kurvenförmige Muster.

Der Zufall spielt immer mit

Vor der Hängung: Exponate der Ausstellung „Kosmos Transparent“.
Vor der Hängung: Exponate der Ausstellung „Kosmos Transparent“. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

„Als Willi die Maschine zum ersten Mal sah, war er völlig fasziniert“, erzählt Daniel Rhefus. Die Maschine überträgt die Bewegungen auf den Zeichengrund. „Man kann die Bewegung in einem gewissen Rahmen steuern und so auch beeinflussen“, erklärt Daniel Rhefus. „Aber der Zufall spielt immer mit.“

Mit verschiedenen Zeichenstiften entstehen unterschiedliche Spuren auf dem Papier. Es entwickeln sich Schwünge und Kreise, Ovale und Kurven, die sich immer wieder neu überlagern. Bewegungen im Bild schaffen Kontraste oder völlig harmonische Schwingungen. Das erinnert vielleicht ein wenig an frühe Computergrafiken der 1970er-Jahre. Schaut man aber genau hin, sieht man die zufälligen Störungen, die mit den Reiz der Bilder ausmachen. Da holpert die Pastellkreide über den Zeichengrund. Da brechen Linien ab, um sich wieder neu aufzubauen. Da trifft der Stift auch mal das Papier nicht so genau.

Ein rein mechanischer Prozess ohne Computer

Maßarbeit: Willi Thomczyk (li.) und Daniel Rhefus bereiten ihre Wanner Ausstellung vor.
Maßarbeit: Willi Thomczyk (li.) und Daniel Rhefus bereiten ihre Wanner Ausstellung vor. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Alle diese Zeichnungen sind in einem rein mechanischen Prozess entstanden. „Da gibt es keinen Computer“, poltert Willi Thomczyk. „Alles nur Physik. Die Antwort auf das digitale Leben.“ Diese Bilder sind einfach schön. Manche erinnern an entfernte kosmische Gebilde, andere scheinen auf Papier gebannte Musik zu sein. Oder sie schaffen Räume, die in eine unendliche Tiefe führen.

Willi Thomczyk und Daniel Rhefus betreiben in Wuppertal die „Verteilungsstätte Kunst“. Dort mischen sich Atelier und Ausstellungsraum. Dort können Menschen mit der Zeichenmaschine selbst experimentieren und ihre eigenen Bilder schaffen.

Im Hallenbad an der Heinestraße sind die kinetischen Bilder bis zum 14. Juli täglich zu sehen. Öffnungszeiten: 15 Uhr bis 18 Uhr.

>>> Freiraumluxus mit Figurengruppe

Wer noch einmal den „alten Thomczyk“ sehen will, kann das am Freitag, 2. Juli, von 11 bis 18 Uhr auf dem Buschmannshof.

Dort inszeniert er im Rahmen der Aktion „Freiraumluxus“ mit seiner Figurengruppe „Die Transformation (Heil Apfel)“ einen zeitlich befristeten Skulpturenpark.