Herne. Bei der Ehrung der besten Azubis ist in Herne auch die beste Lehrerin geehrt worden. Sie heißt Tanja Kräwinkel. Warum sie zittrige Beine bekam.

  • Tanja Kräwinkel ist von der IHK als beste Lehrkraft ausgezeichnet worden.
  • Die 48-Jährige arbeitet seit knapp 20 Jahren am Mulvany-Berufskolleg in Herne.
  • Sie versteht sich als Lernbegleiterin: Sie habe immer ein offenes Ohr und sei immer erreichbar.

Bei der Notenvergabe nennt man das wohl „Eins mit Sternchen“: Die IHK Mittleres Ruhrgebiet hat bei der Ehrung der besten Auszubildenden erstmals auch die beste Lehrkraft ausgezeichnet. Die Gewinnerin lehrt am Mulvany-Berufskolleg in Herne.

„Als die Moderatorin meinen Namen nannte, habe ich erstmal zittrige Beine bekommen“, erzählt Tanja Kräwinkel. „Mit diesem Preis habe ich überhaupt nicht gerechnet.“ Und vielleicht hätte sie die Ehrung im Starlight-Theater in Bochum gar nicht besucht, wenn nicht eine Kollegin – die eingeweiht war – sie nicht dort hingelotst hätte, weil zwei von Kräwinkels Lernenden für ihren „sehr guten“ Abschluss geehrt wurden.

Tanja Kräwinkel bei der Auszeichnung als „Beste Lehrkraft“. Begleitet wurde sie von Kollegin Meike Stracke-Voß (2.v.l.) und ihrer ehemaligen Schülerin Katja Neumann (2.v.r.). Links IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Bergmann, rechts IHK-Präsident Philipp Böhme. Katja Fox ((3.v.l.) moderierte die Veranstaltung.
Tanja Kräwinkel bei der Auszeichnung als „Beste Lehrkraft“. Begleitet wurde sie von Kollegin Meike Stracke-Voß (2.v.l.) und ihrer ehemaligen Schülerin Katja Neumann (2.v.r.). Links IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Bergmann, rechts IHK-Präsident Philipp Böhme. Katja Fox ((3.v.l.) moderierte die Veranstaltung. © Volker Wiciok

Verantwortlich für das Votum war eine äußerst sachkundige Jury – die Schülerinnen und Schüler selbst. Gleich vier oder fünf hätten sie nominiert, hat die 48-Jährige im Nachhinein erfahren. Und die Gründe? Kräwinkel fällt der ein oder andere ein, der eine Rolle gespielt haben könnte. „Wenn Sie in den Unterricht kommen, hat man das Gefühl, dass Sie Spaß haben“, habe ihr mal jemand gesagt, so Kräwinkel. Dieser Spaß übertrage sich offenbar auf die Schülerinnen und Schüler. Und: „Es ist wichtig, zu den Schülerinnen und Schülern eine gute Bindung aufzubauen, dann kann man ganz viel schaffen und zusammen lernen. Die junge Generation ist dankbar, wenn man sie ernst nimmt.“

Immer ansprechbar – auch über den Klassenraum hinaus

Kräwinkel unterrichtet seit 2004 am Mulvany-Berufskolleg angehende Industriekaufleute. Sie selbst verstehe sich mehr als Lernbegleiterin, sie habe immer ein offenes Ohr und sei immer erreichbar. Auch über den Klassenraum hinaus. Als eine ihrer Schülerinnen schwanger gewesen sei, habe sie mir ihr Gespräche geführt und sie mit Lernmaterial versorgt.

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Die IHK-Auszeichnung ist ein sicheres Indiz dafür, dass Tanja Kräwinkel mit ihrer Art der Unterrichtsgestaltung und Lernbegleitung auf dem richtigen Weg ist, dennoch ist sie ständig auf der Suche nach Möglichkeiten, um sich weiter zu verbessern. Sie versuche kreativ zu sein und schaue, welche Dinge funktionieren. Zu diesem Verbesserungsprozess gehöre auch, dass sie sich als Lehrerin von den Schülerinnen und Schülern evaluieren lasse – sprich: Sie lässt sich bewerten. Ergebnis: siehe oben. Sie ist jetzt ein „Star der Ausbildung“.

Tanja Kräwinkel gibt ihr Wissen in der Lehrerfortbildung weiter

Für Kräwinkel ist die Ehrung eine Bestätigung ihres Ansatzes – der auch anderen Lehrerinnen und Lehrern zugutekommt. Denn die Mülheimerin ist neben ihrem Unterricht in Herne auch in der Fortbildung tätig. „So kann ich mein Wissen mitnehmen und weitergeben“, erzählt sie im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion.

Und der Preis ist wohl auch eine Bestätigung dafür, dass sie den richtigen Beruf gewählt hat. „Mein Job ist der schönste der Welt.“