Herne. . In Herne sorgen Lkw-Fahrer aus Südosteuropa für Ärger. Das stinkt Anwohnern – im wahrsten Sinne des Wortes.

  • Bürger sind sauer, weil parkende Lkw-Fahrerin Herne viel Müll hinterlassen
  • Ärger an der Resser Straße und im Industriegebiet Friedrich der Große
  • Brummi-Fahrer erledigen sogar ihre Notdurft unter freiem Himmel

Abgestellte Lkw, deren Fahrer auf der Suche nach einem Parkplatz für die Nacht oder das Wochenende sind, entwickeln sich an manchen Stellen im Stadtgebiet immer mehr zum Problem. Wobei es weniger die Lkw selbst sind als vielmehr das Verhalten ihrer Fahrer.

Dabei gibt es zwei besondere Brennpunkte: das Industriegebiet Friedrich der Große bis hin zum Herner Meer und das kleine Gewerbegebiet (wo auch Wohnbebauung ist) an der Resser Straße in Unser Fritz.

Stadt: Wir tun, was wir können

Beide Standorte haben unangenehme Gemeinsamkeiten: Sie sind vollgemüllt und – tja – vollgemacht. Sigrid Mertens, Chefin des Kommunalen Ordnungsdienstes, zeigte in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Sodingen anschauliche Bilder. „Uns ist das Problem bekannt, und wir tun dagegen, was wir können“, versicherte sie. Aber die Möglichkeiten seien leider begrenzt.

Auf Friedrich der Große seien die größtmöglichen Tonnen aufgestellt worden, die regelmäßig geleert würden. Vor einigen Tagen sei ein Dixie-Klo aufgestellt worden – doch das wird offenbar gemieden. Viele Fahrer verrichten ihre Notdurft weiter in der Landschaft. Die auf Friedrich der Große ansässigen Logistikunternehmen Dachser und UPS (deren Fahrer aber nicht die Verursacher sind) beteiligten sich freiwillig an der Reinigung in ihrem Umfeld; UPS stelle außerdem gegen eine Minigebühr Stellplätze für firmenfremde Lkw auf dem Betriebsgelände zur Verfügung. „Aber nicht einmal das wird angenommen, es fehlt den Fahrern wohl selbst an diesem Geld“, so Sigrid Mertens.

Keine Handhabe gegen die Fahrer

Sie stellte aber auch fest: „Die Lkw dürfen dort stehen, wo sie stehen.“ Solange sie keine Gehwege oder Einfahrten blockierten, gebe es keine Handhabe gegen die Fahrer. Die Parkmöglichkeiten dort einzuschränken, hält sie nicht für sinnvoll: „Das führt nur zu einer Verdrängung in andere Gegenden. Und die Stadt, die ja ein Logistikstandort sein will, kann nicht überall das Parken von Lkw verbieten.“

So gesittet
So gesittet © Inga Kjer/dpa

Sicher würden sie bei entsprechenden Verstößen Strafmandate schreiben, erklärte sie auf Anfrage. Geld erhielten die Ordnungshüter aber höchstens, wenn sie den Fahrer gerade anträfen. Die meisten kämen aus Südosteuropa – und diese Staaten, obwohl in der EU – weigerten sich, Auskunft zu Fahrern und Lkw zu geben. Das gelte auch für Dänemark und Großbritannien – schon vor dem Brexit.

Durch Osterweiterung mehr Lkw-Verkehr möglich

Das Problem, so Sigrid Mertens, seien fehlende Parkplatzkapazitäten an den Autobahnen. Die Fahrer müssten irgendwo hin und suchten sich dann Parkmöglichkeiten im Umfeld. Das Problem werde sicher in Zukunft nicht kleiner, befürchtete sie: Durch die Osterweiterung der EU sei eher mit noch mehr Lkw-Verkehr zu rechnen.

Dass die Möglichkeiten der Verdrängung sich in einem eng gesteckten Rahmen halten, musste Mertens am Freitag auch den Anliegern der Resser Straße berichten. Die WAZ hatte bereits im August vergangenen Jahres darüber berichtet, dass dort an Wochenenden bis zu 30 Lkw-Zugmaschinen parken - mit unangenehmen Begleit-Erscheinungen. Eine Anwohnerin berichtete, dass sie ihre Kinder nicht mehr vor die Tür lasse, damit diese nicht „halb nackten Männern“ über den Weg laufen. Außerdem gebe es Lärm- und Abgasbelastungen durch Motoren, die dauernd liefen. Die Stadt sei sich des Problems bewusst, betonte auch Werner Friedhoff, Fachbereichsleiter Öffentliche Ordnung. Die Stadt habe in der Vergangenheit kontrolliert und werde weiter Präsenz zeigen. Doch eine Verdrängung - etwa durch Parkverbote - sei schwierig, zumal auch andere Städte das gleiche Problem hätten.

Suche nach Lösungen mit WHE

Dabei gibt es nur wenige Schritte weiter reichlich Parkraum - beim Container Terminal Herne (CTH). Doch von dort sind die parkenden Lkw verdrängt worden, weil sie den Betriebsablauf beim CTH störten. Dennoch will die Stadt auf die Wanner-Herner Eisenbahn (der das Gelände gehört), zugehen und Möglichkeiten fürs Parken ausloten. „Die Resser Straße ist in der Priorität bei uns ganz oben“, versicherte Mertens den Anliegern.