Herne. Nach den Missbrauchsvorwürfen gegen Kardinal Hengsbach könnte sein Name auch in Herne aus dem Stadtbild getilgt werden. Wie konkret ist das?
Es dauerte in Herne etwas länger als in Essen: Jetzt fordern die Herner Grünen, dass der Name des früheren Ruhrbischofs Franz Hengsbach aus dem Stadtbild verschwinden soll. Die Franz-Hengsbach-Straße soll umbenannt werden. Die kleine kaum bekannte Anwohnerstraße im Herner Norden trägt aktuell noch den Namen des verstorbenen Kardinals. Nach den Missbrauchsvorwürfen kündigt auch die Stadtverwaltung auf WAZ-Nachfrage an, dass die Namensgebung überprüft werden soll.
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Hengsbach wird Thema im Ältestenrat der Stadt
„Wir werden das Thema im Ältestenrat auf die Tagesordnung setzen“, erklärt Stadtsprecher Christoph Hüsken. Das alleine ziehe aber noch keine Konsequenzen nach sich. „Die Straßenbenennungen erfolgen auf politischen Beschluss.“ Der Ältestenrat könnte dann gegebenenfalls einen solchen Beschluss anstoßen. „Wir kennen die Sensibilität“, betont Hüsken auch mit Blick auf die Anwohnerinnen und Anwohner, die dann mit dem Aufwand konfrontiert wären. Die meisten Häuser im Bereich der Straße gehören zu Wohnprojekten der Lebenshilfe.
Die Vorwürfe gegen Hengsbach hätten „offenkundig die katholische Kirche und auch Politik und Gesellschaft schwer erschüttert“, sagt Grünen-Bezirksverordnete Susanne Gleba in dem Antrag, der in der Bezirksvertretung Mitte behandelt werden soll. Die Grünen fordern für den Fall einer Namensänderung, dass die Stadt in diesem Fall auf die Erhebung von Gebühren verzichten soll, wenn Anwohnerinnen und Anwohner ihre Ausweise und Dokumente ändern lassen müssen. Der Antrag ging am Mittwochmorgen (27. September) bei der Stadtverwaltung ein.
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Die Umbenennung der Straße wäre ein aufwendiges Verfahren. Während das Abändern von Stadtplänen noch vergleichsweise einfach erledigt ist, müssten vor allem die Anwohner ihren sämtlichen Kontakten ihre neue Adresse mitteilen. Das Gesetz sieht vor, dass bei einer Umbenennung die bisherigen Straßennamensschilder rot durchgestrichen werden. Sie bleiben für eine Übergangszeit von einem Jahr hängen – zusätzlich zum neuen Straßennamen.
Nebenstraße in der Nähe von Schloss Strünkede 1994 so benannt
Die kleine Nebenstraße der Nordstraße im Bereich von Schloss Strünkede hatte ihren Namen am 5. Mai 1994 erhalten. Damals hatte sich die zuständige Bezirksvertretung Herne-Mitte dafür ausgesprochen die neue Straße nach Hengsbach zu benennen. Hengsbach war am 24. Januar 1991 in Essen verstorben und galt ruhrgebietsweit auch bei Nicht-Katholiken als beliebt.
Hengsbach hatte 33 Jahre lang das Ruhrbistum geleitet, war zuvor auch in Herne-Baukau aktiv. Er soll sich bereits 1957 und 1964 an Opfern vergangen haben – wie jetzt bekannt wurde. Der heute amtierende Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck rief dazu auf, dass sich möglicherweise existierende weitere Opfer melden sollten. Das war in der vergangenen Woche geschehen.
Das Ruhrbistum trieb unter anderem den Abbau einer Skulptur für Kardinal Franz Hengsbach voran. In Bottrop gibt es bereits eine öffentliche Diskussion um eine nach Hengsbach benannte Straße im Bereich der früheren Zeche Prosper III. Dort wird auch bereits über Namen nachgedacht, die als Ersatz dienen könnten. So weit ist die Diskussion in Herne allerdings noch nicht. Der Schildertausch wäre in Herne schnell erledigt. Die Straße hat nur ein Schild.