Herne. Für viele Eltern ist es ein Horror: Morgens meldet sich die Tagesmutter ab, und das Kind ist nicht betreut. Herne hat dafür nun eine Lösung.

Für Eltern ist es ein Graus: Die Tagesmutter muss sich morgens krank melden, die Eltern stehen plötzlich ohne Betreuung fürs Kind da. Gerade für Berufstätige ist dies eine schwierige Situation, die schlimmstenfalls das Verhältnis zur Tagespflegeperson negativ beeinflusst. Auch die Tageseltern haben häufig ein schlechtes Gewissen, wenn sie krankheitsbedingt ausfallen und dies den Eltern mitteilen müssen. Diesem Problem soll in Herne nun entgegengewirkt werden: mit dem 1. Vertretungsstützpunkt, der eine verlässliche Anlaufstelle für Eltern und Tagespflegepersonen bieten soll.

„Wir müssen mehr Kontinuität in der Betreuung hinbekommen“, sagt Julia Maletzki, Fachberaterin beim Verein Herner Tageseltern. Viele Eltern entschieden sich nur deshalb für eine Kita und gegen die Tagespflege, weil sie Sorge vor dem Ausfall hätten. In einer Kita sei dieser vom Personalstand besser zu kompensieren als bei Tageseltern, die die Kinder in ihrer eigenen Wohnung und im familienähnlichen Umfeld betreuten, so Maletzki. Doch genau an diesem Punkt arbeite der Verein Herner Tageseltern jetzt. „Die Vertretung muss ausgebaut werden. Wir möchten die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewährleisten.“

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Während bei Großtagespflegestellen eine Vertretung in die Einrichtung kommen soll, ist dies bei Tagesmüttern oder -vätern, die die Kinder bei sich zu Hause betreuen, nicht möglich. Deshalb hat der Verein Herner Tageseltern nun eine Wohnung in der Richard-Wagner-Straße 51 in Eickel gemietet und eingerichtet: Zwei Spielzimmer mit Rutsche, Maltisch und Spielsachen, eine Küche mit niedrigem Esstisch und ein Schlafraum sollen den Schützlingen eine gute Atmosphäre bieten.

Tagespflegeperson Ute Meister (M.) spielt mit Ylva (2) und Julia Maletzki (l.) im Schlafraum des neuen Vertretungsstützpunktes Herner Tageseltern.
Tagespflegeperson Ute Meister (M.) spielt mit Ylva (2) und Julia Maletzki (l.) im Schlafraum des neuen Vertretungsstützpunktes Herner Tageseltern. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Ute Meister ist als Tagespflegeperson vor Ort. Bereits seit 2012 hat sie in Düsseldorf in diesem Bereich gearbeitet. Nun hatte sie in Herne eine neue Herausforderung gesucht und sie als Vertretung für die festen Tageseltern gefunden. „Ich wurde zuletzt oft gefragt, warum ich mir das antue“, gibt sie zu. Schließlich macht es die Arbeit als Tagesmutter nicht leichter, wenn man keine „festen“ Schützlinge hat. Aber sie sagt: „Ich glaube wirklich an das Konzept. Ich weiß, wie es als Tagesmutter ist, krank zu sein. Das ist eigentlich unmöglich.“ Und genau in diesen Notsituationen möchte sie den Eltern – und Tagespflegepersonen – helfen.

Tagesmutter möglichst vor dem Notfall kennen lernen

Wichtig ist ihr aber auch, dass die Kinder und Eltern sie bereits im Vorfeld kennenlernen. Deshalb ist sie seit Anfang September unterwegs, Tageseltern in der Nähe zu besuchen, die Kinder dort kennenzulernen. Denn so sollen die Kleinen im Fall des Falles nicht mit einer neuen Situation überfordert werden. Auch Spielrunden möchte sie in den Räumlichkeiten des Stützpunktes anbieten. Alles in entspannter Atmosphäre, damit es im Ernstfall kein Fremdeln gibt.

Zwei Spielräume und viele Spielsachen stehen für die Kinder in Herne für die Betreuung in Notsituationen schon bereit.
Zwei Spielräume und viele Spielsachen stehen für die Kinder in Herne für die Betreuung in Notsituationen schon bereit. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Auch wenn sie nun erstmal aktiv auf die Tageseltern im Umfeld zugeht, ist sie für alle Eltern in Herne ansprechbar und tritt als Vertretung in Notfällen ein, wenn die Eltern bei Krankheit oder Urlaub der eigenen Tagespflegeperson keine anderweitige Betreuung für das Kind organisieren können. Insgesamt gibt es fünf Plätze für Kinder zwischen einem und drei Jahren. Die Betreuungszeit ist zunächst von 7.30 Uhr bis 14.30 Uhr angesetzt.

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Und es soll nicht bei der einen zentralen Vertretungsstelle bleiben: „Es ist unbedingt geplant, noch weitere Stützpunkte in Herne zu eröffnen – mindestens einen in Herne-Mitte“, kündigt Maletzki an. Derzeit suche der Verein Herner Tageseltern nach einer passenden Immobile. Auch Tagespflegepersonen, die in den Stützpunkten fest arbeiten, werden noch benötigt.

>>>WEITERE INFORMATIONEN: Kontakt für den Notfall

  • Wer für die Ausfallzeiten der Tagespflegeperson durch Krankheit oder Urlaub eine Betreuung benötigt und die Hilfe des Vertretungsstützpunktes in Anspruch nehmen möchte, kann Kontakt aufnehmen unter: 02323/9189283 (Julia Maletzki) oder bei kurzfristigen Anfragen direkt im Stützpunkt bei Ute Meister unter 01575/4709231.
  • Den Eltern fallen keine zusätzlichen Kosten für die Betreuung im Vertretungsstützpunkt an.
  • Eine offizielle Eröffnungsfeier des Vertretungsstützpunktes für Kindertagespflege findet am 5. Oktober um 14 Uhr statt.