Herne. Zu wenige Wasserflächen, mangelnde Lehrschwimmbecken: Die Diskussion rund ums Thema Schwimmen in Herne reißt nicht ab. Das ist der aktuelle Stand.
Zu wenig Wasserflächen, zu knappe Schwimmzeiten und mangelnde Lehrschwimmbecken: Die Diskussionen rund die Schwimmbäder in Herne reißen nicht ab. Der Fachbereich Immobilien und Wahlen erarbeitet derzeit ein Konzept für die Herner Lehrschwimmbecken, „da diese einen erheblichen Sanierungsstau aufweisen“, heißt es von Seiten der Stadt. Zeitnah soll das Konzept fertiggestellt und Lösungsvorschläge für die Lehrschwimmbecken aufgezeigt werden.
Durch den Bau der Multifunktionshalle am Hölkeskampring entfällt ein Lehrschwimmbecken. Es sei bereits deutlich geworden, dass eine Verlagerung zum Südpool eine „mögliche und sinnvolle Variante zur Kompensation bzw. Verbesserung“ darstelle, so die Stadt. Am Südpool könne der bestehende Gebäudekomplex um eine Erweiterung mit zwei neuen Lehrschwimmbecken ergänzt werden.
Immer mehr Kinder ertrinken, weil sie nicht schwimmen können
Die seien dringend notwendig, sagt Marcel Altmeyer, stellvertretender Vorsitzender der DLRG. Denn schon jetzt habe die DLRG im Anfängerbereich eine Warteliste von eineinhalb Jahren. „Und das, obwohl wir nicht aktiv Werbung machen.“ Gerade der Mangel an Lehrschwimmbecken sei dramatisch, denn: Die Zahl der Kinder, die jährlich ertrinken, steige. „Wir müssen wieder dahinkommen, dass alle Kinder schwimmen können“, betont er.
Aber auch die Vereine diskutierten um jede Minute, die sie ins Wasser dürfen, sagt Altmeyer. Dass die Sanierung der Sport- und Schwimmhalle am Otto-Hahn-Gymnasium nun noch ein Jahr länger dauere, sei ärgerlich. Natürlich sei es schwierig, die Schwimmzeiten zu reduzieren und zusammenzustreichen, „allerdings wäre es noch viel dramatischer, wenn kein Corona wäre“. Zudem freue er sich darauf, in ein kernsaniertes Schwimmbad zurückzukehren.
Die Wasserflächen in Herne müssten ganzheitlich betrachtet werden. Auch von der Politik. „Alle sagen, dass wir mehr Becken und Schwimmzeiten brauchen, aber keiner geht den ersten Schritt“, so Altmeyer. „Wenn man wirklich will, findet man auch Wege für die Finanzierung.“
22 Vereine trainieren in Herner Schwimmbädern
Das ist die aktuelle Situation in Herne: Neben den sechs Lehrschwimmbecken gibt es weitere Wasserflächen: im Südpool, im Wananas, in der Kleinschwimmhalle Otto-Hahn-Gymnasium und im Lago. Insgesamt trainieren laut Stadt 22 Sportvereine im Südpool (Innenbereich), im Sport- und Lehrschwimmbecken im Wananas und in der Kleinschwimmhalle des OHG. Aus Sicht der Stadt sei der Bedarf an Wasserflächen für die Durchführung des Vereinsübungsbetriebes gedeckt, wenn alle zur Verfügung stehenden Bäder in Betrieb seien.
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Die Idee, das alte Hallenbad in Eickel zu reaktivieren, sei nicht realisierbar, sagt die Stadt. „Die vorhandenen räumlichen und technischen Gegebenheiten entsprechen nicht den Vorgaben der einschlägigen Richtlinien“, sagt Stadtsprecher Christoph Hüsken. Eine mögliche Wiederinbetriebnahme des Hallenbad-Gebäudes würde zu einer neuen baurechtlichen Betrachtung und Bewertung führen. Eine Ertüchtigung sei daher unter technischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht realisierbar. Es könne nicht einfach wieder Wasser in das Becken gelassen werden und der Badbetrieb starten, so Hüsken.
Herner Vereine erwarten mir Spannung das Konzept der Stadt
Auch die Grünen haben das Thema „Wasserflächen“ im Blick. Gemeinsam mit dem Stadtsportbund und den Schwimmvereinen aus Herne haben Vertreter der Partei über die Probleme gesprochen, um sich ein Bild von der aktuellen Lage zu machen. Rein rechnerisch bestehe in Herne kein Mangel an Flächen, sagt Mike Lautenschläger von den Grünen. „Das subjektive Gefühl der Vereine ist aber ein anderes.“
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Mit Spannung warteten diese deshalb nun auf das angekündigte Konzept der Stadt. „Es wurde schon so oft etwas versprochen, passiert ist bisher aber nicht viel“, so Lautenschläger. Das Wichtigste sei jetzt, dass die Vereine mit ins Boot geholt würden, sagt er. „Bisher gab es leider sehr viele Kommunikationsfehler.“
Neben den fehlenden Flächen und Zeiten sei auch die Hausmeistersituation in den Bädern unzufriedenstellend, bemängelten die Vereine. Meistens gebe es nur ein oder zwei Personen, die geschult mit der Technik umgehen könnten, so Lautenschläger. „Wenn die nun in einem Krankheitsfall ausfallen, muss das ganze Bad schließen.“ In einer nächsten Runde sollen in Kürze auch die Freizeitsportler und Familien die Chance bekommen, ihre Wünsche, Sorgen und Anregungen zu äußern, sagt Lautenschäger.
>>>SPD legt Papier vor
Auch die SPD hat sich mit dem Thema beschäftigt und ein Papier zum angekündigten Lehrschwimmbeckenkonzept der Stadt erstellt, das als Diskussionsbasis dienen soll. Hier einige Auszüge aus dem Papier:
Wenn die Lehrschwimmbecken den Auftakt machen, sollte die absehbare Zusammenführung von Lago, Wananas und Südpool unter dem Dach der Herner Bädergesellschaft bei den zukünftigen Überlegungen berücksichtigt werden.
Beim Bund liegen aktuell große Fördertöpfe, die auch die Modernisierung von Bädern ermöglichen. Die gezielte Sichtung und Ausschöpfung halten wir für unerlässlich – insbesondere bei der Finanzausstattung der Stadt Herne.
Die Klärung der Zukunft des alten Hallenbades in Eickel muss kurzfristig erfolgen. Diese ist unmittelbar mit der Frage der Versorgung mit Lehrschwimmflächen in Wanne und Eickel verbunden. Wenn das Gebäude nachweisbar – dafür wäre eine Gegenüberstellung von Zahlen für eine transparente Debatte notwendig – keine Option ist, muss eine Alternative her.
Einbindung des Schul- und Vereinssports von Beginn an. Diese gehört für uns zum gesamten Prozess dazu. Transparenz und Beteiligung sind wichtig, um alle Beteiligten mitzunehmen und Klarheit über Entscheidungen zu bringen. Das ist insbesondere unter Berücksichtigung des engen Finanzrahmens wichtig.
Eines der größten Probleme der aktuellen Lehrschwimmbecken-Landschaft: die unterschiedlichen Bädertechniken. Die stellt das Personal immer wieder vor Herausforderungen, die zur vorübergehenden Schließung von Bädern geführt haben. Ziel des Bäderkonzepts sollte ebenfalls sein: eine Vereinheitlichung der Schwimmbad-Technik.
Darüber hinaus muss gelten: Kein älteres Bad wird geschlossen bevor nicht die neue Alternative bereitsteht.