Herne. Immer mehr Menschen wählen versehentlich den Notruf der Herner Feuerwehr. Die Zahl ist deutlich gestiegen. Welche Konsequenzen das haben kann.

Versehentlich die 112 wählen, obwohl es gar keinen Notfall gibt: In einigen Städten steigt die Zahl der versehentlichen Notrufe. Hat auch die Leitstelle der Herner Feuerwehr mit diesem Phänomen zu kämpfen? Die WAZ hat bei der Feuerwehr nachgefragt. „Ja, auch die Leitstelle der Feuerwehr Herne verzeichnet - wie viele andere Leitstellen auch - einen Anstieg von versehentlichen Notrufen“, sagt Nils Hoyermann Abteilungsleiter der Einsatzsteuerung.

Ein Blick in die Statistik des sogenannten Einsatzleitsystems und die Auswertung der Notruf- und Einsatzzahlen zeige: Im ersten Halbjahr 2022 gingen bei der Leitstelle der Feuerwehr Herne über 27.000 Notrufe ein. Im ersten Halbjahr 2023 waren es mehr als 32.000 Notrufe. Die Zahl der Einsätze, die daraus resultierten, sei jedoch auf einem vergleichbar hohen Niveau gewesen: mehr als 19.000 im ersten Halbjahr 2022 und mehr als 18.000 im ersten Halbjahr 2023 - dies entspreche im Durchschnitt etwa 100 Einsätzen pro Tag, die von der Leitstelle disponiert würden, so Hoyermann.

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Herne: Gründe für Notrufe sind vielfältig

Während hierfür im ersten Halbjahr 2022 also etwa 150 Notrufe durchschnittlich pro Tag in der Leitstelle eingingen, waren es im ersten Halbjahr 2023 etwa 175. „Zu der deutlichen Differenz zwischen der Anzahl der Notrufe und der Zahl der Einsätze tragen auch die versehentlichen Notrufe bei.“

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Die Gründe für Notrufe, die nicht zu Einsätzen führen, seien vielfältig: Sie reichten von der Weiterleitung von Hilfeersuchen an die Polizei oder andere zuständige Stellen bis hin zu mehreren Anrufen zu einem Einsatz, wie beispielsweise bei einem größeren Brand mit weithin sichtbarer Rauchentwicklung. Auch technische Systeme wie Hausnotrufsysteme und eCall-Systeme in Fahrzeugen könnten einen Notruf ohne erkennbaren Anlass auslösen, erklärt Hoyermann. Ebenfalls zu den versehentlichen Anrufen zählten die sogenannten Hosentaschenanrufe, in denen ein Smartphone ohne erkennbaren Grund einen Notruf auslöst. Dieses Verhalten lasse sich zuletzt vermehrt bei Android-Smartphones beobachten. Inzwischen dämme jedoch ein bereitgestelltes Update die Wahrscheinlichkeit eines unbeabsichtigten Auslösens der Notruffunktion ein.

Keine rechtlichen Konsequenzen für versehentliche Anrufer

Die Disponentinnen und Disponenten in der Leitstelle der Feuerwehr Herne müssten jedem Notruf nachgehen. Hierzu gehöre zunächst das Überprüfen eines Notrufes, in dem kein Sprechkontakt bestehe, ob eine Notsituation vorliege. Bei Hosentaschenanrufen sei dies oftmals nicht eindeutig festzustellen. Daher müsse dem Notruf aus der Leitstelle heraus nachgegangen werden - in der Regel mit einem Rückruf. Dieser Rückruf binde für eine kurze Zeit natürlich Ressourcen, könne einen versehentlichen Notruf jedoch mitunter zügig aufklären.

Rechtliche Konsequenzen haben solche versehentlichen Anrufe laut Feuerwehr nicht. „Rechtliche Konsequenzen müssen nur diejenigen befürchten, die den Notruf missbräuchlich und böswillig wählen“, sagt Hoyermann.

Die Polizei hingegen verzeichnet keinen Anstieg der versehentlichen Notrufe in der Leitstelle. „Da gibt es keine Auffälligkeiten“, sagt Polizeisprecher Jens Artschwager. Es komme zwar immer wieder vor, dass jemand versehentlich die 110 wähle, „aber das ist nichts, was sich bei uns mehrt“.