Herne. Über 20 Jahre hat Bernd Staklies den Tigerpalast im Jugendzentrum am Heisterkamp in Herne betrieben. Jetzt soll er ins Parterre ziehen.
Über 20 Jahre war der Tigerpalast für Eltern und Kinder ein beliebtes Ziel am Sonntagmorgen. Phantasievolles Kinder- und Figurentheater ist das Markenzeichen von Bernd Staklies, der weitgehend als One-Man-Show mit seinem Theater Pappmobil im Heisterkamp unter dem Dach auftrat und dort mit Stücken wie „Weihnachten geht anders“ oder „Blümchen und Beule“ seine Fans mit Humor und unkonventionellen Inszenierungen erfreute. Auch im „neuen“ Heisterkamp räumt die Stadt Bernd Staklies einen Platz ein - mit dem ist der Theatermann allerdings alles andere als glücklich.
Jugendzentrum soll zum Stadtteilzentrum umgebaut werden
Wenn sich das in die Jahre gekommene Jugendkulturzentrum am Heisterkamp 62 in Eickel demnächst in ein Stadtteilzentrum verwandelt, wird sich baulich so ziemlich alles verändern. Die Bezirksvertretung Eickel und der Hauptausschuss haben bereits einstimmig für die Pläne gestimmt, am 27. Oktober hat der Rat das letzte Wort.
Mit ihm habe im Vorfeld niemand das Gespräch gesucht, kritisiert Bernd Staklies. Zwar soll das Theater im Haus bleiben, wie es auch in der Ratsvorlage ausdrücklich steht, doch es muss vom Dach ins Erdgeschoss umziehen. „Dass der Heisterkamp umgebaut wird, habe ich aus der Presse erfahren“, sagt Staklies. Da der Kontakt zur Stadt bisher gut gewesen sei, habe er erwartet, „als renommiertes Kindertheater mit Wertschätzung einbezogen zu werden“.
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Tatsächlich sei das nicht geschehen: „Ich soll im Parterre einen Raum bekommen, der nicht einmal ein Viertel so groß ist wie bisher“, so Staklies’ Kritik, der nicht weiß, wo er seine zum Theater gehörende Ausstattung unterbringen soll. In der Ratsvorlage liest sich das so: „Das Figurentheater hat momentan einen sehr großen Raum mit Vorraum zur alleinigen Verfügung. Mit dem Umbau soll das Theater eine kleinere angemessenere Räumlichkeit im Haus erhalten.“
Bühne zu klein, Raum zu niedrig
„Die Bühne ist 19 Quadratmeter groß, so viel Platz brauche ich schon für mein kleinstes Stück“, sagt dazu der Theatermacher. Bei der Hälfte der Stücke sei es mehr. Auch sei der Raum nur drei Meter hoch, was zu niedrig sei, und über dem Theaterraum liege der Toberaum. Sein Fazit: „Mir wird etwas angeboten, was nicht funktioniert.“ Von einem „kuscheligen Kindertheater“ jedenfalls sei die jetzige Lösung weit entfernt.
„Wenn der Förderantrag vom Rat beschlossen wird, wird Herr Staklies in die Planung für ein Kinderfigurentheater mit eingebunden“, kündigt Stadtsprecher Christoph Hüsken an. Angeboten werde ihm ein „Figurentheater für Kinder für 50 bis 60 Besuchende“. Der Theaterleiter habe in einem Gespräch vor etwa zwei Wochen mitgeteilt, dass ihm diese kleinere Fläche „reichen würde, er aber davon nicht begeistert sei“. Es entstehe dort eine Spielfläche, die multifunktional nutzbar sei.
Coronakrise lähmt den Kindertheaterbetrieb
Bernd Staklies hat den Tigerpalast 1999 im Jugendzentrum am Heisterkamp eingerichtet als Spielstätte für das Theater Pappmobil. Dieses besteht aus Staklies und (gelegentlich) Helmut Wirtz. 40 bis 50 Vorstellungen im Jahr waren vor Corona die Regel.
In diesem Jahr gab es seit dem Frühjahr kaum Auftritte. Eine der wenigen Ausnahmen war eine Vorstellung beim „Flottmann Open Air“ im Sommer. Corona-Hilfe und das Stipendium „Auf geht’s“ wurden vom Land gewährt.
Das Theater bekam bisher die Hälfte der Mietkosten als Mietzuschuss der Stadt, außerdem für dieses Jahr 1500 Euro Vereinsförderung vom Fachbereich Kultur.
Eine zufriedenstellende Lösung sieht Bernd Staklies momentan nicht. Für den Übergang seien ihm eine Werkstatt und ein Büro in den Containern des Heisterkamp angeboten worden, sagt die Stadt. Als Ausweichspielstätten seien das Stadtteilzentrum Pluto und der Hölkeskamp genannt worden. Natürlich könne er als Tournee-Theater Pappmobil überall auftreten, sagt Staklies. Aber: „Ob der Tigerpalast weiter spielen kann, steht nicht fest.“
Neues Projekt mit Lucas Werner geplant
Und weiter spielen will er auf jeden Fall. Mit seinem Sohn Lucas Werner, mit dem er 2015 schon das „Prometheus-Projekt“ auf die Bühne gebracht hat, konzipiert er gerade ein neues Stück, „Dororo“, in dem die japanische Manga- und Animé-Kultur mit Schauspiel und Tanz zusammen fließen sollen. Ein Stipendienprogramm des Landes mit dem Titel „Auf geht’s!“ für freischaffende Künstlerinnen und Künstler ermögliche die Arbeit. „Wir sind glücklich damit, wissen aber letzten Endes nicht, wie nächstes Jahr abgerechnet wird.“
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