Herne. Festival-Stimmung im Skatepark: Acht Bands spielten am Samstag beim 15. KAZ Open Air. Warum die Bilanz nach neun Stunden euphorisch ausfiel.

Acht Bands, neun Stunden, eine (fast) einhellige Meinung im Skatepark Hibernia: Das 16. KAZ Open Air (punk-)rockte am Samstag Herne.

Das Resümee

„Super!“ „Hammer!“ „Unglaublich!“ KAZ-Vorsitzende Dana Seidel und Geschäftsführer Christoph „Issi“ Ishorst schwelgten nach mehr neun Festival-Stunden in Superlativen über die Bands, das Publikum, die Stimmung und das Wetter. Bei freiem Eintritt und dem weitläufigen Gelände falle die Schätzung schwer, doch sie sei sich sicher, dass es so viele Besucherinnen und Besucher wie noch nie bei einem KAZ-Festival gewesen seien, sagt Seidel. Mehr als 2000 Menschen dürften es gewesen sein, so Ishorst. Ein Indiz: Sie hätten im Vorfeld 50 Prozent mehr Bier als sonst geordert, am Samstag aber trotzdem nachbestellen müssen.

Für einen Moment rückte auch das KAZ-Team in den Mittelpunkt: Vorsitzende Dana Seidel (vorne 3.v.li.) und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter beim Foto-Shooting auf der Bühne.
Für einen Moment rückte auch das KAZ-Team in den Mittelpunkt: Vorsitzende Dana Seidel (vorne 3.v.li.) und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter beim Foto-Shooting auf der Bühne. © Johanna Finkeldey

Die Bands

Nein, Punk ist auch 2023 noch nicht tot. Ganz weit vorne am Samstag: Pogendroblem, die als einer von drei Headlinern als vorletzte Band die Bühne enterte. Punk mit leichten Pop- und Rock-Anleihen zelebrierte das Kölner Quartett, der vor allem bei den Songs des aktuellen Albums „Alles was ich noch hab, sind meine Kompetenzen“ kickte und gaaanz viel Spaß machte. Zum Beispiel, wenn die Gruppe ihren Song „Hund“ mit dem Riff des Stooges-Klassikers „I Wanna Be Your Dog“ einläutet oder den Hit „Wie betäubst du dich?“ anstimmt.

Auch interessant

Pripjat, eine weitere Top-Band des Abends, lockte mit ihrem Thrash Metal besonders viele Menschen vor die Bühne. Pech hatten dagegen Pestpocken, Headliner Nummer 3, denn: Sängerin und Gitarristin Andrea war erkrankt und konnte die Reise von Gießen ins Ruhrgebiet nicht antreten. Was die sich kurzerhand in „Restpocken“ umbenannte Band nicht davon abhielt, beim Finale im Skatepark ein ebenso kurzes wie knallhartes Punk- und Hardcore-Fest zu feiern.

Warum sind die eigentlich nicht berühmt? Die Kölner Band Molly Punch erhielt für ihren Auftritt viel Beifall.
Warum sind die eigentlich nicht berühmt? Die Kölner Band Molly Punch erhielt für ihren Auftritt viel Beifall. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

In die Gunst vieler Besucherinnen und Besucher spielte sich auch die Band Molly Punch. Das Kölner Trio (mit zwei Frontfrauen) zelebrierte mit viel Spielfreude angegrungten Punkrock und warf die Frage auf: Warum sind die eigentlich nicht berühmt? Die Herner Fahne hielt am Samstag die immer wieder sehr unterhaltsame Punk-Coverband Hel’s Rotten Meat hoch (siehe unten), das Feld komplettierten Worst Band in Town, Venturas und My Terror.

Es muss nicht immer Moshpit sein: ein Punk-Paar tanzt beim KAZ Open Air vor der Bühne.
Es muss nicht immer Moshpit sein: ein Punk-Paar tanzt beim KAZ Open Air vor der Bühne. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Die Partner

Fast ebenso viel Zuspruch wie die Bands fand zwischenzeitlich der von Plan B durchgeführte Skate Contest. Ebenfalls am Samstag mit Info- und/oder Imbiss-Ständen im Skatepark präsent waren unter anderem Bündnis Herne, Café 22(Anlaufstelle für Suchtkranke), die städtische Jugendeinrichtung H2Ö, der Bioladen Kornmühle sowie die KüFa (Küche für alle) aus Witten.

Großen Zuspruch gab es auch für den von Plan B organsierten Skate Contest.
Großen Zuspruch gab es auch für den von Plan B organsierten Skate Contest. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Und sonst?

Nach Stürzen auf der Skate-Anlage musste zweimal der Krankenwagen anrücken. Nicht zum Einsatz kam dagegen das erstmals vom KAZ aufgebotene „Awareness-Team“ (Awareness = Bewusstsein), bei dem Vorfälle hätten gemeldet werden können. In Aushängen las sich das so: „Dem KAZ liegt viel daran, dass alle ausgelassen feiern können und einen feinen Tag bei uns haben. Sexismus, Gewalt, Aggression und Belästigungen jeder Art haben hier daher nichts zu suchen.“

>>> Best-of-Punk-Coverversionen von Hel’s Rotten Meat

– Toy Dolls: „Nellie the Elephant“
– Dead Kennedys: „Holiday in Cambodia“
– Slime: „Legal, Illegal, Scheißegal“
– Ramones: „Blitzkrieg Bop“

Helenas verdorbenes Fleisch alias Hel’s Rotten Meat beim Festival-Auftritt. Namensgeberinnen sind Bassistin Hel(ena) und die Tatsache, dass ihre fünf Mitstreiter schon ein wenig älter sind.
Helenas verdorbenes Fleisch alias Hel’s Rotten Meat beim Festival-Auftritt. Namensgeberinnen sind Bassistin Hel(ena) und die Tatsache, dass ihre fünf Mitstreiter schon ein wenig älter sind. © loc

>>> Die besten T-Shirt-Aufschriften beim KAZ Open Air

– „Das ist einfach nur normal: Alle hassen Nazis“
– „FC St. Pauli“
– „Mülheim Asozial“
– „Meine Nationalität ist Mensch“