Herne. Viele Schulen in Herne sind voll bis unters Dach. Für Entlastung sollen weitere Klassencontainer sorgen. An welche Schulen sie hinkommen sollen.

In Herne gibt es viel zu wenig Platz an den Schulen. Weil die Zahl der Kinder und Jugendlichen steigt, müssen neue Räume her. Das Problem: An so vielen Stellen gleichzeitig kann die Stadt gar nicht bauen, weil Geld und Kapazitäten fehlen. Deshalb setzt die Verwaltung auf Schulcontainer als Zwischenlösung.

Zum Start ins neue Schuljahr haben bereits jetzt einmal mehr viele Schülerinnen und Schüler in so genannten Klassenraum-Modulen Platz genommen, etwa an den Grundschulen Eickeler Park und Südschule, da plant die Stadt schon die Aufstellung weiterer Container. Konkret will sie 14 weitere Klassenräume in Containern unterbringen, für den Kauf und die Ausstattung rechnet sie mit Kosten in Höhe von rund 4,6 Millionen Euro. Hier die Planungen an den drei Standorten im Einzelnen.

Gesamtschule Wanne-Eickel

Die Gesamtschule Wanne-Eickel nutzt bereits vier Klassenraum-Container (siehe auf dem Schulhof oben rechts), nun sollen sechs weitere hinzukommen.
Die Gesamtschule Wanne-Eickel nutzt bereits vier Klassenraum-Container (siehe auf dem Schulhof oben rechts), nun sollen sechs weitere hinzukommen. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

In der Gesamtschule Wanne-Eickel will die Stadt zum Beginn des Schuljahrs 2024/2025 sechs weitere Klassenräume in Modulbauweise aufstellen lassen, „um das akute Raumdefizit abzubauen“, heißt es in einem Bericht an die Politik. „Wir sind absolut am Ende unserer Kapazitäten“, hatte Schulleiterin Katharina Rodermund erst kürzlich gegenüber der WAZ erklärt. Und: „Alles, was man sich an pädagogischen Konzepten überlegt, scheitert an den fehlenden Räumen.“ Bereits zum Schuljahr 2018/2019 wurden an der Stöckstraße nach der ersten so genannten Flüchtlingswelle vier Klassenraum-Container aufgebaut. Selbst unter Berücksichtigung des geltenden Aufnahmerahmens – der fünfte Jahrgang startet mit sechs Zügen – ist das Raumprogramm laut Stadt aber weiter „defizitär“. Oder, in den Worten der Schulleiterin: „Der Platz reicht dennoch hinten und vorne nicht aus.“

Nach Angaben der Verwaltung mangelt es unter anderem vor allem an Unterrichtsräumen zur Differenzierung, zur Mehrzwecknutzung und für den Ganztag. Die Anforderungen etwa auch durch Inklusion und Integration hätten die Schule an ihre räumlichen Grenzen gebracht. Erschwert werde die ganze Situation zusätzlich noch dadurch, dass die Zahl der Fünft- bis Zehnklässler in den kommenden Jahren weiter steige. Aktuell gebe es 41 Klassen mit rund 1035 Schülerinnen und Schülern, für 2027/2028 plant die Stadt mit 45 Klassen und 1110 Schülerinnen und Schülern. Statt einen Anbau, den die Schule sich wünscht, soll es erst mal weitere Container geben. Die Gesamtkosten dafür beziffert das Rathaus auf 1,9 Millionen Euro und geht dabei von einer Nutzungsdauer von 25 Jahren aus.

Robert-Brauner-Schule

Auch die Robert-Brauner-Schule in Herne-Süd platzt aus allen Nähten. Selbst ein Erweiterungsbau, der gerade gebaut wird (r.), reicht nicht aus.
Auch die Robert-Brauner-Schule in Herne-Süd platzt aus allen Nähten. Selbst ein Erweiterungsbau, der gerade gebaut wird (r.), reicht nicht aus. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Blossey

Für die Robert-Brauner-Schule an der Bergstraße in Herne-Süd sollen ebenfalls zum Beginn des kommenden Schuljahrs vier Klassenraum-Container gekauft werden. Seit Jahren klagt die Schule über Engpässe. Seit 2015/2016 habe die Förderschule mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung mit 46 Prozent deutliche Zuwächse an Schülerinnen und Schülern. Die Klassenzahl der Robert-Brauner-Schule sei auf neun Klassen angestiegen und erreiche die Kapazitätsgrenzen – trotz des Anbaus, der gerade realisiert wird. Dabei werde die durchschnittliche Klassenstärke von 13,3 Kindern und Jugendlichen bereits jetzt überschritten. Weil die Stadt mit weiter steigenden Schülerzahlen rechnet, müssten weitere Räume her.

Die Verwaltung plant eine Machbarkeitsstudie, die die baulichen, finanziellen und schulorganisatorischen Rahmenbedingungen für einen Ausbau der Förderschule aufzeigt. Als Zwischenlösung sollen besagte vier Klassencontainer her. Dazu gehören sollen laut Verwaltungsvorlage auch zwei behindertengerechte WCs, ein Personal-WC sowie ein Technik- und Putzmittelraum. Die Gesamtkosten beziffert die Stadt auf 1,3 Millionen Euro.

Erich-Kästner-Schule

Ebenfalls überfüllt: der Teilstandort der Erich-Kästner-Schule am Grünen Weg.
Ebenfalls überfüllt: der Teilstandort der Erich-Kästner-Schule am Grünen Weg. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Auch für die Erich-Kästner-Schule, Förderschule mit dem Schwerpunkt Sprache/Lernen, sollen zum Beginn des kommenden Schuljahrs vier Klassenraum-Container angeschafft werden. Betroffen ist der Standort am Grünen Weg in Sodingen, wo die Klassen 5 bis 10 untergebracht sind. Das Schulgebäude wurde laut Stadt im Jahr 1997 als einzügige Förderschule gebaut. Seit 2018/2019 besuchten immer mehr Kinder und Jugendliche die Schule.

So sei die Zahl der Schülerinnen und Schüler bis zum vergangenen Schuljahr von 143 auf 200, die Zahl der Klassen von 10 auf 13 gestiegen. Folge: „Das Raumprogramm weist damit deutliche Defizite in nahezu allen Raumgruppen auf“, so die Stadt, die mit weiteren Schülerzuwächsen und somit auch mit einem weiteren Förderbedarf rechnet. Abhelfen sollen deshalb vorerst besagte Container. Parallel kündigt die Verwaltung an, dass sie prüfen will, welche weiteren Maßnahmen nötig sind. Auch an dieser Förderschule rechnet die Stadt mit Gesamtkosten in Höhe von 1,3 Millionen Euro.

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>>> Schulausschuss hat das letzte Wort

Die Pläne der Stadt für den Kauf der Schulcontainer werden nun in den politischen Gremien diskutiert. Den Aufschlag macht der Ausschuss für Finanzen, Beteiligungen und Immobilien am Donnerstag, 17. August. Beginn der öffentlichen Sitzung im Rathaus Herne ist um 16 Uhr. Das letzte Wort hat abschließend der Schulausschuss am Donnerstag, 14. September.

Nötig für die Aufstellung sind möglicherweise an allen drei Standorten Baumfällungen, über die in den Sitzungen ebenfalls gesprochen wird. Wenn nötig, so heißt es, kommen Ersatzpflanzungen.