Herne. Das evangelische Krankenhaus Herne rüstet sich mit einer stärkeren Spezialisierung für die Zukunft - und formuliert ein anspruchsvolles Ziel.

Die Reform der Krankenhäuser nimmt Formen an. Anfang Juli einigten sich Bund und Länder auf Eckpunkte einer künftigen Versorgung und Finanzierung. Das Ziel ist klar formuliert: Krankenhäuser sollen sich spezialisieren. Am evangelischen Krankenhaus Herne stellt man sich schon jetzt darauf ein - mit einer neuen Struktur, einem neuen Namen und mit einem neuen Gesicht in der Viszeralchirurgie. So will man auf einem Spezialgebiet bundesweit in die 1. Liga aufrücken.

Das neue Gesicht ist Prof. Dr. Chris Braumann, der zum 1. Juli zum Chirurgischen Direktor ernannt worden ist. Braumann, der unter anderem an der Charité in Berlin und in Afghanistan im größten Feldlazarett der Bundeswehr und am Bochumer St.-Josefs-Hospital gearbeitet hat, wird parallel zu seiner Position an der Wiescherstraße weiterhin Chefarzt am evangelischen Klinikum in Gelsenkirchen sein, um die Vernetzung der evangelischen Kliniken zu stärken.

Endokrine Chirurgie ist die Nummer Eins im Ruhrgebiet

Am EvK in Herne wird Braumann eine von drei neu gebildeten Sektionen leiten: die der Viszeralchirurgie. Zu seinen Schwerpunkten zählen die Oberbauchchirurgie, Tumoronkologie sowie erweiterte Standardchirurgie und minimal invasive Chirurgie. Die endokrine Chirurgie bildet die zweite Sektion. An deren Spitze steht Prof. Dr. Matthias Kemen, der bislang Chefarzt der gesamten Abteilung war. „Ich bin stolz, dass sich unsere Weg kreuzen und wir nun Seite an Seite arbeiten können“, so Braumann im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Professor Kemen genieße einen ausgezeichneten Ruf, er könne noch viel von ihm lernen.

Kemen selbst formuliert für seine Sektion - die zu 95 Prozent Therapien an der Schilddrüse umfasse - ein klares Ziel. Bislang sei das EvK im Ruhrgebiet die Nummer Eins auf diesem Gebiet gewesen, nun solle die endokrine Chirurgie in die Liga der Kliniken in den großen deutschen Städten aufrücken. Dies sei mit der Fokussierung realistisch.

Prof. Dr. Maren Schulze leitet ab September die Leberchirurgie

Die dritte Sektion umfasst die Leberchirurgie, dort wird es in wenigen Wochen ein weiteres neues Gesicht geben: Zum 1. September übernimmt Prof. Dr. Maren Schulze die Leitung.

EvK-Geschäftsführer Matthias Adler hofft, dass die neue Struktur die Attraktivität für junge Ärztinnen und Ärzte steigert.
EvK-Geschäftsführer Matthias Adler hofft, dass die neue Struktur die Attraktivität für junge Ärztinnen und Ärzte steigert. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Mit der Umstrukturierung geht ein Ausbau der Tumorchirurgie einher, für die besonders strenge Qualitätsrichtlinien gelten. Basis sei eine hochpräzise Operationstechnik, die am EvK sowohl durch die Operateurinnen und Operateure als auch durch die medizintechnische Ausstattung gewährleistet sei. „Für die erfolgreiche Behandlung von Krebs ist darüber hinaus eine rasche Abfolge der weiteren erforderlichen Therapieschritte entscheidend, da wir bei einem Krebspatienten immer gegen die Uhr arbeiten“, so Braumann. „Deshalb ist eine enge organisatorische Vernetzung aller Behandlungspartner unerlässlich.“

Netzwerke und Kooperationen sollen gestärkt werden

Vor diesem Hintergrund will das EvK Netzwerke und Kooperationen noch stärker auszubauen, insbesondere das Onkologische Zentrum Bochum/Herne. Dort werden pro Jahr über 1600 neue Krebspatientinnen und -patienten behandelt. „Zurzeit arbeiten wir neben dem Ausbau unseres onkologischen Leistungsspektrums auch an der Einführung der robotischen Chirurgie. Unser Ziel ist es, eine bestmögliche Versorgung nachhaltig zu sichern und sinnvoll zu erweitern“, so Danh Vu, Verwal-tungsdirektor am EvK Herne.

„Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit Prof. Braumann, der die überörtliche Vernetzung, insbesondere zwischen Herne und Gelsenkirchen, lebt und fördert“, so Matthias Adler, Geschäftsführer der Ev. Krankenhausgemeinschaft Herne/Castrop-Rauxel. Er sieht einen weiteren Vorteil in der Neustrukturierung. Sie mache die gesamte Krankenhausgemeinschaft attraktiver für junge Ärztinnen und Ärzte.