Herne. Auf einem Spielplatz haben Unbekannte Glasscherben im Sand versteckt. Das Entsetzen ist groß. Der Betreiber gibt auf: Er schließt den Spielplatz.
Daniela Richter, die Vorsitzende des Kleingartenvereins Herner Mark, ist entsetzt: Auf dem Spielplatz der Anlage im Ortsteil Sodingen haben Unbekannte abgebrochene Bierflaschen im Sand versteckt – direkt an den Spielgeräten. Zum Glück, sagt die 42-Jährige, seien keine Kinder durch die Glasscherben verletzt worden. Flaschen und Splitter, nur leicht mit Sand zugedeckt, seien rechtzeitig entdeckt worden. Dennoch hat der Vorfall Folgen: Der Verein hat die Konsequenzen gezogen und den Spielplatz abgebaut. „Das ist traurig und ist uns nicht leicht gefallen“, betont sie.
Der Spielplatz des Kleingartenvereins konnte sich sehen lassen. Vor sechs Jahren erst wurde er in Eigenregie erneuert. Er erhielt Rutsche, Sandkasten, Schaukel, Kletterturm, Klettergerüst, Sitzkarussell, Wasserpumpe und Wippgerät. Viel Herzblut und 10.000 Euro, davon auch Zuschüsse, hätten sie dafür in die Hand genommen. An derselben Stelle, erzählt Daniela Richter, habe es schon seit vielen Jahrzehnten einen Spielplatz gegeben. Viele Mitglieder, so auch sie selbst, seien auf der Anlage groß geworden und hätten bereits als Kind auf dem Spielplatz gespielt.
Herne: Verein verfügt nur über begrenzte Mittel
Lange habe die Freude über den neuen Spielplatz aber nicht angehalten. Erst habe ein Sturmschaden das Klettergerüst so sehr beschädigt, dass es abgebaut werden musste. Dann hätten Unbekannte die Wasserpumpe zerstört. Zuletzt hätten dann immer wieder Jugendliche dort abgehangen, und Alkohol getrunken. Und nun im Juli habe der Flaschenvorfall das Fass zum Überlaufen gebracht. So wie die abgebrochenen Flaschen und Scherben an Schaukel und Rutsche platziert wurden, sehe es aus, als hätten die Täterinnen oder Täter es gezielt darauf angelegt, dass es zu Verletzungen bei den Kindern komme, klagt die Kleingartenchefin.
Diese Situation habe der Vorstand nicht mehr länger hinnehmen können. Er hafte, wenn es zu Verletzungen komme, und das könne sich der Verein nicht leisten, sagt Daniela Richter. Es sei schon schwer genug gewesen, die Sanierung des Spielplatzes zu stemmen, ebenso habe der Unterhalt viel gekostet. So hätten die Spielgeräte jährlich vom TÜV abgenommen, und als die Wasserpumpe noch lief, sogar jährlich Wasserproben analysiert werden müssen. Das habe immer viel Geld verschlungen. Eine Versicherung, etwa gegen Sturmschäden, habe der Verein erst gar nicht aufbringen können. „Der Kleingartenverein verfügt nicht über viele finanzielle Mittel“, erklärt die Chefin der Anlage. Und weil nun auch zu befürchten gewesen sei, dass der Vorstand wegen einer Verletzung etwa durch Scherben in Haftung genommen werde, habe sich der Verein entschieden, die Reißleine zu ziehen und den Spielplatz abzubauen. Die Mitglieder hätten in einer Versammlung schweren Herzens zugestimmt.
Das sei bitter, weil die Leidtragenden letztlich die Kinder aus dem Umkreis seien; sie hätten jetzt einen Ort weniger zum Spielen. Aber auch für die Mitglieder der Anlage sei das nur schwer erträglich: „Alle sind traurig, mit dem Spielplatz sind viele Erinnerungen verbunden“, so die 42-Jährige.
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Kornelia Matzat-Filler, Vorsitzende des Stadtverbands der Gartenfreunde Herne/Wanne-Eickel, kann die Entscheidung aus der Herner Mark verstehen. Die Auflagen, einen Spielplatz zu betreiben, aber auch der Aufwand durch Pflegearbeiten sowie zunehmend Müllbeseitigung seien sehr hoch, sehr kostspielig und sehr zeitintensiv. Das könnten und wollten sich viele Kleingartenvereine nicht mehr leisten. Es fehle am Geld, an der Man-Power – oder an beidem, sagt sie.
Nur noch etwa zehn der 40 Kleingartenanlagen in Herne verfügten deshalb heute noch über nennenswerte Spielplätze. „Der Trend geht eher in Richtung Abbau, da der Nutzen oder Vorteil für die Gemeinschaft in den Vereinen nicht deutlich wahrgenommen wird“, sagt sie zur WAZ.
Und was wird in der Kleingartenanlage Herner Mark nun aus dem ehemaligen Spielplatz? Auf der Fläche, sagt die Vereinsvorsitzende Daniela Richter, soll eine Blühwiese angelegt werden. Dann profitierten wenigstens die Insekten vom Aus für den Spielplatz.