Herne. Sonntagsöffnungen von Stadtbibliotheken sind bürgernah und zeitgemäß. Technische Voraussetzungen sind in Herne gegeben. Woran es hapert.

Verdi hatte geklagt – und verloren: Stadtbibliotheken dürfen in NRW nach einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster grundsätzlich sonntags öffnen. In Herne ist die Sonntagsöffnung aufseiten der Verwaltung durchaus erwünscht. Es fehlen allerdings (mal wieder) die finanziellen Mittel zur Einführung dieses bürgernahen Angebots.

Im Herner Kulturausschuss sei 2020 die Einführung einer Selbstverbuchung von Medien mit der sogenannten Radio-Frequency Identification (RFID) als eine Voraussetzung für eine mögliche Sonntagsöffnung auf den Weg gebracht worden, berichtet Stadtsprecher Patrick Mammen. Die Selbstverbuchung sei mittlerweile eingeführt worden. Kosten in Höhe von 400.000 Euro schlugen dafür zu Buche, den Löwenanteil - 280.000 Euro - übernahm das Land.

Auch in jüngster Zeit habe es diverse Anfragen der Politik zur Sonntagsöffnung gegeben, so Mammen. Aus Sicht der Bibliothek spreche nichts dagegen, denn die Stadtbibliothek werde dadurch als Ort für Bildung und Kultur gestärkt. Familien hätten somit die Möglichkeit, gemeinsam in die Bibliothek zu gehen, Schülerinnen und Schüler sowie Studierende könnten die Lernräume nutzen.

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Das große „Aber“: „Mit dem vorhandenen Fachpersonal ist eine zusätzliche Sonntagsöffnung nicht möglich.“ Sonntäglicher Bibliotheksservice habe demnach seinen Preis. Sowohl Sicherheitspersonal als auch Reinigungskräfte seien als Mindestvoraussetzung erforderlich. Alternativ biete sich die Möglichkeit einer „Open Library“ an. Bei diesem Modell erfolge der Zugang zur Bibliothek mit einem gültigen Bibliotheksausweis, der von eine Software erfasst werde. Durch eine Vernetzung mit der vorhandenen Technik könnten Beleuchtung, Türöffnung, Selbstverbucher und weitere technische Geräte gesteuert werden.

Dorothee Schlautmann ist Leiterin der Herner Stadtbibliothek.
Dorothee Schlautmann ist Leiterin der Herner Stadtbibliothek. © FUNKE Foto Services | Christof Koepsel

Dazu seien Investitionen erforderlich. Fazit der Stadt: „Eine Sonntagsöffnung der Stadtbibliothek ist zeitgemäß und für unsere Stadtgesellschaft wichtig, sie ist aber mit zusätzlichen Kosten verbunden.“

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Dinslaken ist beispielsweise einen Schritt weiter: Die Stadtbibliothek stellte 2018 im Teilbetrieb auf „Open Library“ um. Das dortige Modell sieht vor, dass die Bibliothek in den Monaten Oktober bis März samstags und sonntags von 13 bis 18 Uhr geöffnet werde. Ein Wachdienst ermöglicht, dass Besucherinnen und Besucher die Räume auch ohne Bibliotheksausweis nutzen können.